School of Rock
Enrico Treuse (re.) spielt den Vertretungslehrer mit Gitarrenfaible.
Reinhard Winkler

Elektrischer Strom hat der Welt viel Positives gebracht. Glühbirnen wären ohne Strom deutlich weniger wirkungsvoll. Das Internet hätte sich ohne Strom vermutlich nie so richtig durchgesetzt. Und in eine Gitarre eingespeist, kann Strom dieses scheue Instrument in ein Monster verwandeln.

Mit hingebungsvollem Ganzkörpereinsatz würgt Dewey Finn seine E-Gitarre, aus seiner Glamrockband wurde er trotzdem entfernt. Unter dem Namen seines besten Freundes mimt der finanzschwache Chaot an einer privaten Eliteschule den Vertretungslehrer. Als Ned Schneebly schlägt der "fette Loser" (ein Schüler) in die hypersteife High-Snobiety-Welt der Horace-Green-Schule ein wie ein Komet auf einem Golfplatz. Die Hochleistungskids schult er im Handumdrehen von zarter Klassik auf Härteres um: Let there be rock!

Ja, Richard Linklaters Film School of Rock (2003) mögen fast alle. Und Musicals, die auf erfolgreichen Kinofilmen basieren, auch. In Mörbisch schauten sich diesen Sommer 180.000 Interessierte Mamma Mia! an. Die Musicalfassung von Sister Act – auch eine Geschichte über Konservative, die durch die Kraft der Musik zu seelischer Öffnung finden – wurde schon in Linz bejubelt.

Auf Klamauk gesetzt

Nun hat Matthias Davids also Andrew Lloyd Webbers Musicalfassung von School of Rock inszeniert. Ist es dem Musicalchef gelungen? Teilweise. Bezüglich der Personenführung setzt er auf Klamauk, das Lehrerkollegium scheint in den Ferien beim Villacher Fasching aufzutreten (Kostüme: Adam Nee). Die Bühne (Andrew D. Edwards) ist mehr funktional als stimmungsvoll. Und in der ersten halben Stunde der Vorstellung ist die Stimmung im Großen Saal so lebendig wie in einer Prosektur. Doch dann kommen die Kinder – und rocken.

Ella Stelzel hat die toughe Bandmanagerin Summer sehr überzeugend drauf, Max Nimführ ist als Zach ein charmanter angehender Gitarrengott. Ein Energiebündel und auch sehr spielfreudig: Sam Göll als Drummer Freddie, Moritz Schmuckermair gibt den schüchternen Keyboardvirtuosen charmant glaubwürdig (die Besetzungen wechseln). Von den insgesamt 14 Kindern geht auch tänzerisch (Choreografie: Hannah Moana Paul) eine unglaubliche Energie aus: darstellerischer Starkstrom, quasi.

Jack Blacks diabolische Glut als Dewey Finn ist Enrico Treuse nicht gegeben, aber phänotypisch kommt er an den US-Schauspieler heran, und Power hat er auch. Alexandra-Yoana Alexandrova muss als Schuldirektorin Rosalie Mullins meist die spröde Domina geben, ihre Ballade im zweiten Akt hätte aber auch Helene Fischer nicht schöner hinbekommen. Die neuen Nummern von Andrew Lloyd Webber überzeugen weniger als die vom Film, da kann sich die Band unter der Leitung von Tom Bitterlich noch so sehr bemühen. Begeisterung am Donaustrom. (Stefan Ender, 15.9.2023)