Die Europäische Zentralbank (EZB) hält an ihrem Kurs im Kampf gegen die Inflation fest und hat die Zinsen zum zehnten Mal in Folge angehoben. Das verteuert erneut Finanzierungen: Inhaber variabel verzinster Kredite müssen nochmals tiefer in die Tasche greifen. Aber auch die Neukreditvergabe und der Schuldendienst für Unternehmen und Staaten werden kostspieliger. Das drückt die Investitionsfreude der Unternehmer und die Laune der Konsumenten.
Hier wird es heikel. Damit die Preise sinken, müssen Wirtschaft und Nachfrage gedrosselt werden. So haben die Notenbankchefs ihren Kurswechsel erklärt. Weil Geld zu einem größeren Teil gebraucht wird, um die Kosten für Fremdkapital zu bedienen, sinkt die Nachfrage – das drückt die Preise, die Inflation geht zurück.
Allerdings erweist sich der Kampf gegen die Inflation bisher als zäher als gedacht. Die EZB geht davon aus, dass die Teuerung langsamer sinken wird, als noch vor drei Monaten angenommen wurde. Das erklärt den jüngsten Zinsschritt.
Konjunktur deutlich abgekühlt
Doch damit wächst auch die Gefahr einer Rezession. Das Einfangen der Teuerung könne nicht ohne Schmerzen vonstattengehen, hat schon Fed-Chef Jerome Powell bei der Einleitung der US-Zinswende gesagt. Damit hatte er recht – zumindest für Europa, wo sich die Konjunktur deutlich abgekühlt hat. Die EU erwartet heuer für den Euroraum nur noch ein Wachstum von 0,8 Prozent.
Die entscheidende Frage für die Notenbanker ist daher: Wann ist es genug? Will man die Wirtschaft nicht vollends abwürgen, wird Vorsicht angebracht sein. Daher wäre jetzt die Zeit für eine Zinspause gekommen.
In der Theorie müssten zumindest die Sparer von den gestiegenen Zinsen profitieren. Das tun sie aber nicht. Denn diese finden nur sehr langsam den Weg auf die Sparbücher. (Bettina Pfluger, 15.9.2023)