Frau Al Ameri, sie kommt aus dem Irak, will arbeiten. Sie will nicht auf Unterstützung des Staates angewiesen sein, "ich will nur eine Chance bekommen", sagt sie in der "ZiB 2", sie will ihr eigenes Geld verdienen. Mehr als 100 Bewerbungen habe sie schon geschrieben, eingeladen für ein Gespräch wurde sie noch nie. Mittlerweile hätten 46,6 Prozent der aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak geflüchteten Personen Arbeit gefunden, davon 61 Prozent aller Männer, bei den Frauen sind es nur 25 Prozent. Bei Menschen mit türkischem Migrationshintergrund arbeiten in Österreich 63 Prozent, rechnet Patrick Gruska in seinem Beitrag in der "ZiB 2" am Donnerstag vor, bei den Männern arbeiten drei von vier, bei den Frauen jede zweite.

AMS-Chef Johannes Kopf fordert - wie er im STANDARD-Interview schon am Montag ankündigte - mehr Geld vom Finanzminister, um Geflüchtete besser in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. Kopf wurde gerade für die nächste Funktionsperiode wiederbestellt. Am Donnerstag war er zu Gast bei Marie-Claire Zimmermann in der "ZiB 2" und erklärte dort ruhig und eloquent, wofür er das Geld einsetzen will. Es geht um Fragen der Nostrifikation, um Spracherwerb, um Schulungen. Und all das koste natürlich Geld. Letztlich sei "aber die Nichtintegration teurer als die Integration".

Die größte Schere gebe es bei der Sprache. Kopf erklärt das mit einem Vergleich: "Wenn ich jetzt nach Japan gehen würde, dann ist es völlig irrelevant, dass ich ein Studium habe. Weil ich kein Japanisch kann, werde ich meine Qualifikation dort nicht unterbringen."

AMS-Chef Johannes Kopf
AMS-Chef Johannes Kopf war am Donnerstag zu Gast bei Marie-Claire Zimmermann in der "ZiB 2".
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Man müsse "die "Qualifiaktion auf die Straße bringen", sagt Kopf. Als Beispiel führt er an, dass das AMS in Wien 170 vorrangig syrische Mediziner bei ihrer Nostrifikation begleitet hat, "ein Prozess, der drei Jahre dauert und Geld kostet". Aber das sei "hunderte Male gescheiter", als dass ein syrischer Arzt in der Landwirtschaft arbeite und nicht im AKH.

Insgesamt sei die Integration der Frauen "viel, viel schwieriger". Kopf zieht hier die 1970er-Jahre in Österreich als Vergleich heran, "da war auch die Frauenerwerbsquote viel, viel niedriger". Hier gehe es auch um Angebote, um Empowerment zur Selbstständigkeit". Auch das sei eine wesentliche Aufgabe der Integration in unsere Gesellschaft.

ZIB 2: AMS-Chef über die Integration von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt
ORF

Später ging es dann um die Zinserhöhung, um Inflation, um eine schwache Auslandsnachfrage nach heimischen Produkten, um gesunkene Wettbewerbsfähigkeit. "Alles in allem, ja, es macht mir Sorgen", sagte der AMS-Chef. Aber Kopf verbreitet auch ein bisschen Hoffnung, "ganz pessimistisch bin ich nicht", es schaue nicht so aus, "dass wir wirklich in eine Rezession schlittern". Ein Punkt bleibe aber sicher: "Inflation bekämpfen und Wahljahr ist auch schwierig in der Kombination." Trotz allem verbreitet Kopf Zuversicht: "Aber wir werden es schon zusammenbringen." (Astrid Ebenführer, 15.9.2023)