Österreichische Polarforschungsstation Grönland, ein zweistöckiges schwarzes Gebäude am Rande eines Fjords, im Vordergrund schwimmt ein Eisberg
Die Sermilik-Forschungsstation wurde durch den österreichischen Anbau beträchlich erweitert.
Galovic, Uni Graz

Manchmal kommt Forschungsförderung auf überraschenden Wegen. Beim Namen "Palmers" denkt man vor allem an den österreichischen Unterwäsche-Unternehmensgründer Ludwig Palmers, doch sein Enkel Christian Palmers sorgte dafür, dass eine österreichische Forschungsstation in Grönland errichtet werden konnte. Christian Palmers ist studierter Biologe und fasziniert von den Polarregionen, immer wieder unternahm er Reisen in die Arktis und Antarktis. Um einen Beitrag für die österreichische Polarforschung zu leisten, kontaktierte er das Austrian Polar Research Institute (Apri). Dieser Beitrag nimmt in Form einer 300 Quadratmeter großen Forschungsstation in Ostgrönland Form an: Das Gebäude steht bereits, von den 1,8 Millionen Euro Gesamterrichtungskosten übernahm Palmers mit rund 1,6 Millionen Euro den Hauptteil.

Die Station am entlegenen Sermilik-Fjord soll etwa dabei helfen, den Klimawandel besser zu erforschen. Bis zum Sommer 2024 wird sie fertiggestellt und bietet Platz für den gleichzeitigen Aufenthalt von bis zu 25 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern. Partnerorganisation ist die Universität Graz, die an Projekten zur Erforschung der Arktis beteiligt ist und die die übrigen 200.000 Euro beisteuerte.

Am Sermilik-Fjord im Osten Grönlands wird im kommenden Jahr eine österreichische Forschungsstation in Betrieb genommen.

Österreichische Tradition

"Österreich hat eine lange Tradition in der Polarforschung", sagt Palmers, immerhin habe Carl Weyprecht mit dem ersten internationalen Polarjahr 1882–83 ein wichtiges Forschungsunternehmen ins Leben gerufen. Die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition unter Weyprecht und Julius Payer, bei der Franz-Josef-Land entdeckt wurde, feiert in diesem Jahr 150-jähriges Jubiläum. "Dennoch hat das Land keine eigene Forschungsstation in der Region."

Österreichische Polarforschungsstation am Rand des Sermilik-Fjords in Grönland aus der Vogelperspektive
Auch internationale Wissenschafterinnen und Wissenschafter werden an der neuen Forschungsstation Projekte durchführen.
Galovic/Uni Graz

Gemeinsam stellten Palmers und Apri-Direktor Wolfgang Schöner, der an der Uni Graz am Institut für Geografie und Raumforschung tätig ist, Überlegungen an, an welchem Ort man die Station errichten könne. Dabei kam Ostgrönland ins Spiel, wo bereits die Universität Kopenhagen eine "deutlich kleinere" Station betrieb, sagt Schöner. Diese ist für rund sechs Personen ausgelegt und sei nicht mehr auf dem neuesten Stand. In einer Kooperation zwischen den Universitäten Kopenhagen und Graz erweiterte man nun die Station um ein zweigeschoßiges Gebäude.

Drei Männer stehen vor der schwarzen Außenwand der neuen österreichischen Forschungsstation in Grönland
Vor dem Neubau stehen Apri-Direktor Wolfgang Schöner, Biologe Christian Palmers und Uni-Graz-Rektor Peter Riedler.
Vilgut, Uni Graz

Trotz gemeinsamer Nutzung wird laut Schöner die Verwaltung getrennt erfolgen. Um die bestehenden Gebäude kümmert sich weiterhin die Uni Kopenhagen, während das neue Haus von der Uni Graz betreut wird. Dafür werde man dann auch einen "Hausmeister" in der lokalen Bevölkerung suchen.

Internationale Forschung

Denn die Sermilik-Station soll fast ganzjährig nutzbar sein – zumindest möchte man sich "diese Möglichkeit offenhalten", sagt der Glaziologe. Die Hauptnutzung werde aber weiterhin im Frühjahr und Sommer stattfinden. Ein durchschnittlicher Aufenthalt werde etwa zwei bis drei Wochen dauern. Die Station soll aber nicht nur den rund zehn Grönland-Forschenden der Uni Graz zur Verfügung stehen, sondern auch interdisziplinär – beispielsweise von Biologie, Erd- und Sozialwissenschaften – sowie international nutzbar sein. Dafür werde ein gewisser Kostenbetrag pro Tag zu entrichten sein, mittels eines EU-Forschungsprogramms könne dieser aber refundiert werden.

Das Haus steht schon, bis zur Inbetriebnahme im Sommer 2024 müssen noch Innenarbeiten sowie die Versorgung mittels Solarenergie beziehungsweise im Winter mittels Dieselgenerator erledigt werden. Auch die Wasserversorgung sei "nicht ganz so einfach". Trotz dieser Herausforderungen sei der Bedarf an einer Forschungsstation in dieser Größe vorhanden: Das sehe man an vergleichbaren grönländischen Forschungsstationen wie jener in Zackenberg, die im Sommer komplett ausgebucht sei. Durch das Projekt werden für österreichische Wissenschafterinnen und Wissenschafter jedenfalls – anknüpfend an die Tradition der Arktisforschung – interessante Forschungsreisen möglich. (red, APA, 15.9.2023)