Das Bild zeigt ein iPhone 12.
In der Diskussion über erhöhte Strahlungswerte des iPhone 12 steht für Apple einiges auf dem Spiel.
DER STANDARD/Pichler

Wenn es nach Apple geht, sollten die Augen der Öffentlichkeit eigentlich auf das neue iPhone 15 gerichtet sein. In den letzten Tagen wurde die frohe Botschaft des Konzerns aber empfindlich von der französischen Regierung gestört. Sie gab Anfang der Woche bekannt, den Verkauf des iPhone 12 zu stoppen, weil das Smartphone gegen die zulässigen Strahlungsnormen der EU verstoße. Diese Nachricht hat nicht nur eine Welle der Unsicherheit in der Europäischen Union ausgelöst – mittlerweile wurde auch bekannt, dass Apple sein Supportteam angewiesen haben soll, über mögliche Strahlungsrisiken seiner Produkte Stillschweigen zu bewahren.

Apple wies die Behauptungen der französischen Regierung in einer ersten Reaktion schnell zurück und stellte klar, dass das iPhone 12 von mehreren Behörden weltweit zertifiziert wurde und daher den festgelegten Normen entspreche. Mittlerweile gibt sich das Unternehmen bemüht, einen Ausweg aus dem für ihn ungünstigen Streit zu finden. "Wir werden ein Softwareupdate für Nutzer in Frankreich herausgeben, um das von den französischen Aufsichtsbehörden verwendete Protokoll zu berücksichtigen“, heißt es in einer Erklärung von Apple.

Bedenken nehmen zu

Der iPhone-Konzern betont allerdings, dass das Update nur in Zusammenhang mit den Auflagen der Regulierungsbehörden stehe und nichts mit einem Sicherheitsrisiko zu tun habe. Doch in anderen europäischen Ländern wächst bereits die Skepsis: Belgien bestärkt seine Ankündigung, die potenziellen Gesundheitsrisiken des iPhone 12 zu überprüfen. Und auch Aufsichtsbehörden in Deutschland, Italien und den Niederlanden haben die Situation scharf im Blick.

Die niederländische Telekomregulierungsbehörde hat von Apple laut "The Register" bereits eine explizite Klarstellung in dieser Angelegenheit gefordert. Angeline van Dijk, die Generalinspektorin der Behörde, betonte gegenüber der niederländischen Zeitung "Algemeen Dagblad", dass derzeit "kein akutes Sicherheitsrisiko" zu bestehen scheint. Sie fügte jedoch hinzu, dass die Behörde bei Bedarf schnell zu Gesprächen mit Apple bereit wäre.

Apples Supportteam muss schweigen

Unterdessen soll Apple seinen Kundendienstmitarbeitern auch schon spezifische Anweisungen gegeben haben, wie sie mit Fragen zu den jüngsten Vorwürfen der französischen Regierung umgehen sollen. Wenn Kunden nach der Behauptung fragen, dass ein bestimmtes Apple-Modell die Grenzwerte für elektromagnetische Strahlung übersteigt, sollen die Mitarbeiter erklären, dass sie dazu keine Auskunft geben können.

Wie Bloomberg berichtet, seien sie darüber hinaus angewiesen worden, Anfragen zur Rückgabe oder zum Tausch des betreffenden Telefons abzulehnen – außer der Kauf hat innerhalb der letzten zwei Wochen stattgefunden. Zur Frage der Produktsicherheit sollen die Mitarbeiter betonen, dass alle Apple-Produkte umfangreichen Sicherheitstests unterzogen werden.

Viel auf dem Spiel

Im Kontext der EU-Normen erscheint es nicht überraschend, dass mehrere Mitgliedsländer der Union ihre eigenen Überprüfungen vornehmen. Schließlich handelt es sich um EU-weite Vorschriften, gegen die das iPhone 12 laut dem französischen Bericht verstoßen haben soll. Die schnelle Reaktion auf die Vorwürfe zeigt deutlich, dass für Apple viel auf dem Spiel steht: Das Unternehmen muss nun beweisen, dass sein mehrere Jahre altes Modell sicher ist, um das Vertrauen der Verbraucher nicht zu verlieren – und somit auch künftige Verkäufe nicht zu gefährden. (bbr, 15.9.2023)