Eine Person fotografiert ein neues iPhone mit ihrem älteren iPhone.
Das neue iPhone unter der Lupe.
GETTY IMAGES NORTH AMERICA/JUSTI

Wenn Apple neue Hardware vorstellt, dann sind die Erwartungen generell groß. Noch mehr gilt das für die darin enthaltenen Chips, hat Apple doch mit seinen A- und M-Reihen in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt – also sowohl bei Smartphones als auch bei Desktops und Laptops. Dass Apple beim neuen A17 Pro als erster Hersteller überhaupt den neuen 3-nm-Fertigungsprozess von TSMC verwenden darf, hat die Erwartungen nur noch weiter anschwellen lassen. Ebenso wie die erstmalige Verwendung des Namenszusatzes "Pro" für einen A-Chip.

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AFP

Vergleiche

Nun kursieren die ersten Benchmarks von Apples neuer iPhone-Generation, und angesichts der Ausgangslage sind diese zumindest eine kleine Enttäuschung. Im Single-Core-Test von Geekbench gibt es laut Wcftech gegenüber dem Vorgänger einen recht überschaubaren Leistungszuwachs von zehn Prozent. Beim Multi-Core-Test ist der Unterschied gar nur marginal, die ein bis zwei Prozent liegen fast schon in der gewohnten Messungenauigkeit solcher Benchmarks.

Dass andere im Internet kursierende Vergleiche einen etwas größeren Vorsprung zeigen, dürfte wiederum einen spezifischen Grund haben. Wie sich herausstellt, schneidet iOS 17 bei Geekbench 6 generell besser ab als dessen Vorgängerversion. Das heißt: Vergleichbare Ergebnisse gibt es nur, wenn beide Geräte mit iOS 17 getestet werden, wie es Wcftech gemacht hat. Ob es sich bei dem Verhalten um einen Fehler in Geekbench handelt oder ob Apple spezifische Optimierungen in iOS 17 vorgenommen hat, die sich hier niederschlagen, ist derzeit noch unklar.

Relationen

Betont sei, dass gerade die Single-Core-Ergebnisse des A17 Pro damit weiterhin hervorragend sind und beispielsweise deutlich über dem liegen, was die aktuell besten Android-Geräte bieten. Trotzdem wäre aufgrund des Wechsels auf eine neue Fertigungstechnik eigentlich ein größerer Performancesprung zu erwarten gewesen. Rund 15 Prozent mehr Leistung soll alleine der Umstieg auf das 3-nm-Verfahren liefern, hieß es im Vorfeld.

Eine schematische Grafik des A17 Pro
Der A17 Pro ist Apples bisher stärkster Smartphone-Chip, aber auch nicht so viel schneller wie erwartet.
Apple

In Wirklichkeit ist der Zuwachs im Single-Core-Benchmark aber praktisch zur Gänze auf eine Erhöhung der Taktfrequenz bei den stärksten CPU-Kernen zurückzuführen. Bei heise.de spekulierte man schon vor einigen Tagen, dass dies auf Probleme bei TSMC zurückzuführen sein könnte und der neue Prozess bisher generell nicht das liefere, was man erhofft habe.

Die große Unbekannte bei all dem bleibt, wie es mit der Effizienz des neuen Chips aussieht. In der Präsentation verwies Apple lediglich darauf, dass die langsamsten Kerne des A17 Pro angeblich dreimal so viel Leistung pro Watt wie die Konkurrenz liefern sollen. Wer die als Vergleich herangezogene Konkurrenz ist, verrät man aber wie gewohnt ebenso wenig wie die Antwort auf die Frage, wie es in Relation zum A16 aussieht. Trotzdem könnte es natürlich sein, dass Apple die Fertigungsvorteile primär für eine bessere Effizienz genutzt hat.

Grafik

Besonders vollmundig waren die Versprechungen in Hinblick auf die beim A17 Pro genutzte Grafikeinheit. Diese soll nicht nur massive Geschwindigkeitszuwächse bringen, sondern dank der Unterstützung für Ray Tracing auch "Spiele auf Konsolenniveau" ermöglichen. Klingt vielversprechend, im Detail wird es dann aber auch hier komplizierter.

Zwar hat Apple in seiner Präsentation von einer Vervierfachung der Leistung gesprochen, das bezieht sich aber auf die Nutzung von Ray Tracing in Relation zum A16 Bionic. Da der ältere Chip keinen Hardwaresupport für solche Berechnungen hat, müssen diese vollständig in Software stattfinden. Das ist natürlich viel weniger effizient, insofern ist dieser Vergleich generell wenig sinnvoll.

Das generelle Leistungsniveau der GPU wächst hingegen "nur" um 20 Prozent, und das vor allem, weil der A17 Pro einen Grafikkern mehr hat. Zumindest verspricht Apple aber hier eine gesteigerte Effizienz, womit längere Spielesessions mit gleich bleibender Performance möglich werden sollen – was in der Praxis für viele auch wichtiger sein dürfte.

Nicht gar so neu

Doch noch einmal zurück zum Thema Ray Tracing: Auch wenn es Apple als den großen Durchbruch schlechthin verkauft, wirklich neu ist das Thema auch bei Smartphones nicht. Im Android-Bereich sind die ersten Smartphones mit Ray-Tracing-Support bereits im Vorjahr erschienen. Bisher wird das aber nur von wenigen Spielen genutzt. Da dürfte die Aufnahme bei Apple schon einen deutlich größeren Einfluss haben. (apo, 18.9.2023)