Der Altersunterschied zwischen den beiden Parteien ist zwar groß, dafür verstehen sie sich aber richtig gut: Die AfD, die erst vor zehn Jahren gegründet wurde und von Beginn an die EU-Kritik in ihrer DNA trug, sah sich selbst eher als rechtspopulistisch, entwickelte sich aber schnell zur offen rechtsextremen Partei. Zunächst noch mit bescheidenen Erfolgen, was AfDler jahrelang neidvoll nach Wien blicken ließ, wo die in vielen Bereichen gleich tickenden Freiheitlichen längst im Parlament saßen und sogar schon Bundesregierungserfahrungen gemacht hatten.

Pressekonferenz der AfD-Bundestagsfraktion zu Grenzschutz in Europa mit Alice Weidel und Herbert Kickl in Berlin 2020.
Alice Weidel und Herbert Kickl bei Kickls Besuch in Berlin 2020.
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Die FPÖ ist dagegen die ältere Tante, die sich 1955 gründete. Ihre Vorgängerorganisation war der Verband der Unabhängigen (VdU), der vor allem aus ehemaligen Nationalsozialisten bestand, die so schwer belastet waren, dass sie nach dem Krieg vorerst von Wahlen in Österreich ausgeschlossen waren.

Krisen als Chance

Beide Parteien kosten Krisen thematisch voll aus: Sei es das vermehrte Flüchtlingsaufkommen in Europa 2015, die Corona-Pandemie, wo man einander auch gegenseitig auf Demos besuchte, oder Russlands Angriff auf die Ukraine und die seither grassierende Teuerung. Auch bei der Verharmlosung der Klimakrise steht man auf derselben Seite. Man teilt sich zudem Feinde, vor allem die EU und Freunde, etwa Russland.

Im EU-Parlament, wo die rechtsnationalistischen Abgeordneten eine Geschichte der Zersplitterung in viele, oft kurzlebige Fraktionen haben, sitzen AfD und FPÖ gemeinsam in der 2019 gegründeten Fraktion Identität und Demokratie (ID). Fraktionskollegen in Brüssel sind auch Matteo Salvinis Lega und Jordan Bardellas Rassemblement National, dem bis Ende 2022 Marine Le Pen vorstand.

Die Bande zwischen FPÖ-Chef Herbert Kickl und den Parteivorsitzenden der AfD, Alice Weidel und Tino Chrupalla, wurden schon vor Jahren enger: Im Jänner 2020 war Kickl zu Besuch bei der AfD im Bundestag, weil es galt, so Kickl damals bei der Pressekonferenz in Berlin mit Weidel und Alexander Gauland, die Zusammenarbeit zu intensivieren. Konkret nannte er die Asylpolitik der Oppositionsparteien, die sich beide über gute Umfragen freuen: Die AfD liegt derzeit bei mehr als 20 Prozent, die FPÖ bei über 30.

Unter Beobachtung

Während die AfD in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird, hat die FPÖ zwar personelle und ideologische Überschneidungen mit der Identitären Bewegung, deren Symbole in Österreich verboten sind, steht aber selbst nicht unter Beobachtung.

Wenn Weidel am Dienstag in Wien ihren Vortrag über die Ampel-Regierung in Deutschland hält, kann das als eine Aufwärmrunde für den FPÖ-Wahlkampf gesehen werden. Zu den gemeinsamen Erzfeinden gehören schließlich Grüne sowie Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. (Colette M. Schmidt, 19.9.2023)