Gunkl nicht nur, sondern nur auch
Gunkl füllt sein neues Programm Nicht nur, sondern nur auch mit mathematischer und semantischer Aufklärung.
Ernesto Gelles

Am Ende weiß man endlich, was es mit dem Banach-Tarski-Paradoxon auf sich hat. Jenes erklärt, wie es möglich ist, eine Kugel in mehrere Teile zu zerlegen, die anders zusammengesetzt wieder zwei volle Kugeln ergeben.

Günther Paal alias Gunkl füllt sein neues Programm Nicht nur, sondern nur auch mit mathematischer und semantischer Aufklärung: Kerzengerade, es fehlt nur noch der Zeigestock, referiert er auf der Bühne über die Differenzen von Wollen, Mögen und Tolerieren. Dass man sich darüber im Alltag vielleicht weniger Gedanken macht, bedeutet keinesfalls deren Bedeutungslosigkeit. Das mag verwirrend klingen, ist es manchmal auch – sogar für den Kabarettisten, der bei der Premiere immer wieder über die eigenen Formulierungen stolpert.

Gunkl, der "Philosoph unter den Kabarettisten", möchte eigentlich nicht so genannt werden. Dafür, dass ihm diese Formulierung missfällt, dreht sich der Abend aber doch verdächtig oft um Fragen, die man eventuell in der Pseudophilosophie verorten könnte. Es geht um Menschheit und Menschsein oder die Evolution, auch ein Exkurs in den Stoizismus darf in der Gunkl’schen Unterrichtsstunde nicht fehlen. Die Pointen funktionieren aber just dann am besten, wenn er aus dem – frivolen – Nähkästchen plaudert. Da ist die Menschheit dann doch einfach gestrickt.

Ohne Punkt und Komma

Dass einem auch im jüngsten Gunkl-Programm ohne Punkt und Komma die Welt erklärt wird, muss man eben akzeptieren. Die Köpfe rauchen nach Ausführungen zu Quantenphysik und Primzahlen kräftig, da hilft auch die kurze Pause wenig. Gegen Ende, wenn sich Gunkl nach der Erklärung des Banach-Tarski-Paradoxon weiter zur Riccati-Gleichung schwingt, ist das eigene Denkvermögen endgültig erschöpft. Zum Glück eignen sich die herbstlichen Abendtemperaturen, um das Hirn wieder auszulüften. (Caroline Schluge, 21.9.2023)