Es zeichnen sich Veränderungen in der Geldpolitik ab. Mit zunächst der US-Notenbank Fed am Mittwochabend und tags darauf der Bank of England und der Schweizerischen Nationalbank haben drei bedeutende Zentralbanken von weiteren Zinserhöhungen abgesehen. Allerdings fanden die Währungshüter klare Worte, dass der Kampf gegen die Inflation nicht gewonnen sei – und hielten sich weitere Zinsschritte offen oder stellten sie sogar in Aussicht wie Fed Chef Jerome Powell. Er deutete an, dass es heuer noch um einen viertel Prozentpunkt nach oben gehen kann. "Falls nötig, sind wir bereit, die Zinsen weiter zu erhöhen", sagte er.

Der Tower der EZB im Frankfurt.
Die EZB, die heuer ihr 25-jähriges Bestehen feiert, hat in zehn Schritten den Leitzins von null auf 4,5 Prozent gehievt.
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Ähnliche Töne waren auch aus den Notenbanken in der Schweiz und in Großbritannien zu vernehmen. Auffallend ist jedoch bei allen, dass sie von Taten Abstand nehmen und stattdessen auf scharfe Worte setzen. Somit ist die Europäische Zentralbank (EZB) die einzige der Genannten, die im September noch an der Zinsschraube gedreht hat. Mit dem zehnten Zinsschritt in Folge setzte Chefin Christine Lagarde den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt nach oben auf 4,5 Prozent – den höchsten Stand seit Bestehen der Eurozone. Und dann? Wird auch Lagarde im Oktober eine Zinspause einlegen?

Plafond erreicht

Kreditnehmer in Österreich, die bisher unter den stark gestiegenen Zinsen gelitten haben, dürfen durchaus hoffen, dass auch in der Eurozone der vorläufige Zinsplafond erreicht sein könnte. Grundsätzlich will die EZB-Chefin zwar datengetrieben vorgehen – wobei allerdings einiges dafür spricht, dass auch sie im Kampf gegen die Inflation vom Gas gehen kann. Im August ist die Teuerung in der Währungsunion nur leicht auf 5,2 Prozent zurückgegangen, dafür ist auch die von den Währungshütern vielbeachtete Kerninflation, bei der die schwankungsfreudigen Preise für Energie und Nahrung ausgeklammert werden, gesunken – nämlich um 0,2 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent. Das ist aber kein Grund zur Entwarnung, schließlich peilt die EZB zwei Prozent Inflation an.

Allerdings sprechen die Erzeugerpreise, die mit einiger Verzögerung auch auf die Inflation durchschlagen, für einen bald nachlassenden Inflationsdruck: Sie sind im Juli um 0,5 Prozent gesunken, das ist bereits der siebente Rückgang in Folge. Dazu kommt, dass auch die Ausgaben der Verbraucher schwächeln, ebenso wie die Wirtschaftsleistung in einigen Ländern der Eurozone – darunter Österreich und Deutschland, wo eine Rezession droht oder bereits im Gange ist. Nochmals an der Zinsschraube zu drehen könnte die wirtschaftliche Schwäche zusätzlich verstärken.

Spritpreise als Spielverderber

Allerdings könnte sich der Ölpreis an der Zapfsäule als Spielverderber erweisen. Dieser hat schon im August für einen Auftrieb der Spritpreise gesorgt, ist seither weiter gestiegen und befindet sich auf dem höchsten Niveau seit November 2022. Zu bedenken gilt es auch, dass Lagarde später im Zinszyklus dran ist, also erst einige Monate nach der Fed und der Bank of England mit Zinserhöhungen begonnen hatte. Das könnte auch bedeuten, dass sie doch noch einmal die Zinsen erhöhen muss.

Es ist also nicht sicher, dass die EZB-Chefin von weiteren Zinserhöhungen absehen kann wie Powell und Co. Allerdings liegt die US-Inflation nur bei 3,7 Prozent, bei 5,25 bis 5,5 Prozent Leitzins. Und auch die Schweizer haben es leichter, sich bei 1,6-prozentiger Teuerung zurückzulehnen. Anders sieht es bei den Briten aus, wo der Preisauftrieb mit 6,7 Prozent noch am stärksten wütet. (Alexander Hahn, 21.9.2023)