Auch sonst scheint Lauren Boebert Sinn für Humor zu haben: Zu einer Besprechung des Biden Impeachment trug sie ein pfirsichfarbenes Kleid.
EPA/JIM LO SCALZO

Wenn die kalten Winde wehen und die Dunkelheit sich immer früher einstellt, sacken meine lustigen Hormone schnell ab, und der Herbstblues ergreift mein Gemüt. Heuer hatte ich aber Glück, denn eine Begebenheit mit Frau Lauren Boebert in der Hauptrolle hat in diesen schweren Tagen meine Laune beträchtlich gehoben.

Sie haben nichts von der Sache Boebert gelesen, kennen die Frau gar nicht? Kein Problem, ich sag Ihnen, wer sie ist, dazu bin ich ja da. Lauren Boebert (geb. 1986) vertritt Colorado im US-Repräsentantenhaus. Den Weg zu diesem Ruhm verdankte sie dem Umstand, dass sie sich nie von den Blutbädern mit den halbautomatischen MGs hat beeindrucken lassen, sondern stets als Freundin des beherzten Ballerns hervortrat. Öffentlich, versteht sich.

 Schießstände und heruntergelassene Hosen

2013 gründete sie mit ihrem damaligen Gatten eine "Shooters Bar", in der man ungestört die Knarre schwingen durfte, und sammelte so eine Menge Pluspunkte bei allen republikanischen Ballermännern ein. Donald Trump und den QAnon-Spinnern steht sie auch nahe, und bei zwei Gottesdiensten betete sie mit Sätzen aus dem Psalm 109 den Tod von Joe Biden herbei ("Nur gering sei die Zahl seiner Tage, / sein Amt soll ein andrer erhalten").

Just diese fromme Frau wurde nun aus einem Theater in Denver geworfen, weil sie sich eher suboptimal benommen hatte. Auf einem Überwachungsvideo sehen wir: Mit ihrem Freund im Plüschfauteuil sitzend, schmaucht Boebert einen E-Tschick, ehe es ans Ausgreifen geht. Erst langt sie ihrem Begleiter in den Schritt, um zu überprüfen, wie es dort steht, dann examiniert er händisch im Gegenzug, ob sie ausreichend Holz vor der Hütte hat. Quite a show.

Ich liebe solche Szenen! Szenen, bei denen sich Männer- oder Weiberleut aus der Sphäre der rechtsdrehenden Frömmelei mit heruntergelassenen Hosen oder hochgezogenen Miniröcken erwischen lassen. Tausend solche Geschichten gibt es aus den USA, bigotte Honoratioren, die jahrelang "Werte" und Keuschheit predigen und ertappt werden, wie sie im Büro grapschen oder sich im Flughafenklo durch den Kabinenschlitz am Boden beim Nebenmann erkundigen, ob vielleicht sexuell was drin wäre. Warum gibt es das bei uns so selten? Spätestens beim nächsten Herbstblues brauch ich dringend wieder eine dieser Storys, sonst schaut es finster aus. (Christoph Winder, 22.9.2023)