iPhone 15 Pro im Test
Schick, wie das iPhone so dasteht. Die neuen Farben sind nicht gewagt, sehen aber Apple-like edel aus, wie hier etwa die Titan-Natur-Version.
STANDARD, aam

Es ist schon bezeichnend, dass man als Apple-Fan den Aufstieg ins 120-Hz-Lager, zumindest bei den Pro-Modellen, vor zwei Jahren als große Revolution feierte. Ähnliches galt im Vorjahr für den hübschen, aber eigentlich nicht weiter erwähnenswerten Dynamic-Island-Notch-Ersatz. Auch in diesem Jahr bäckt man kleine Brötchen, denn alle reden primär vom neuen USB-C-Anschluss, was 2023 eigentlich in keiner Blase mehr als Revolution angekündigt werden sollte.

Nach längerer Nutzung lernt man allerdings die kleinen Verbesserungen zu schätzen, die diese Generation tatsächlich mit sich bringt. Was zunächst wie ein 14S scheint, verdient am Ende wohl doch die fortlaufende Nummer 15. DER STANDARD hat das iPhone 15 Pro und das iPhone 15 Pro Max getestet.

Action für iPhone-Besitzer

Packt man das iPhone 15 Pro aus, fällt wohl oder übel das neue USB-C-Kabel als Erstes auf. Nicht weil es den bisherigen Lightning-Standard beim iPhone in Rente schickt, nein, auch die Verarbeitung des Kabels wirkt wertiger und hält demnach wohl länger als das über die Jahre schnell brüchig werdende Lightning-Kabel der Vergangenheit.

iPhone 15 Pro Max
Unboxing des iPhone 15 Pro Max: Smartphone, USB-C-Kabel, Papierkram und die obligatorischen Apple-Sticker.
Der Standard/Stefan Mey

Am Telefon selbst fällt dem interessierten iPhone-Nutzer selbstverständlich der neue Action-Button auf. Diese neue, programmierbare Taste ersetzt den Lautlos-Schalter älterer Generationen. Tatsächlich fand ich diesen immer praktisch, und bei gelegentlichen Seitensprüngen mit Android-Phones vermisste ich das schnelle Umstellen auf Vibration. Auf Wunsch kann diese Funktion auf der Taste belassen werden, die sich leicht andrücken lässt, um die gewählte Funktion auszulösen. Alternativ kann dort aber auch ein schneller Weg zur Kamera, zur Taschenlampe oder anderen Features gelegt werden.

Generell bleibt die Frage, warum eine so nützliche Taste weiterhin an einer generell eher schwierig zu erreichenden Position ist, vor allem wenn man das Max besitzt. Vielleicht machen Apple-Entwickler aber auch einfach sehr gerne Fotos mit ihrem Smartphone. Hier erweist sich die Positionierung der Taste nämlich als perfekt für das Abdrücken. Zu bemängeln ist auch, dass sich die Programmierung der Tastenfunktion nur in den Einstellungen festlegen lässt: Wer also tagsüber mit der Taste den Audiorecorder startet und am Abend rasch Zugriff auf eine Taschenlampe braucht, der muss für das Ändern dieser Funktion in die Menüs abtauchen.

iPhone 15 Pro im Test
Der Action-Button lässt lediglich eine Aktion zu. Diese lässt sich dafür selbst bestimmen.
STANDARD, aam

Reden wir darüber

Tatsächlich wird auch 2023 gelegentlich noch telefoniert und so der ursprüngliche Gedanke eines "Phones" am Leben gehalten, selbst wenn es smart ist. Mit der neuen Voice Isolation ist Apple in diesem Bereich ein großer Wurf gelungen. Egal ob normales Telefonat oder Facetime-Anruf, auf Wunsch kann dieses Feature aktiviert werden und blendet nach Aktivierung tatsächlich störende Geräusche wie etwa vorbeirauschenden Verkehr oder einen daneben laufenden Wasserhahn fast komplett aus.

Eine Spielerei sind die Facetime-Effekte, die wir in der Vorschau von iOS 17 bereits besprochen haben. Mit Handgesten können hier Effekte wie das Aufsteigen von Ballons ausgelöst werden. Lustig, aber keine Rechtfertigung dafür, ein neues iPhone zu kaufen. Zumindest für mich.

Was mehr zählt, ist die Leistung, und da rühmt sich Apple jedes Jahr mit einem neuen Chip. In diesem Jahr ist es der A17 Pro, der das Smartphone in der Pro-Variante antreibt, und tatsächlich ist die CPU laut mehreren Benchmark-Tests um etwa zehn Prozent schneller als im Vorgängermodell. Der Grafikchip weist sogar eine Steigerung von 20 Prozent auf, was erklärt, warum Apple in diesem Jahr noch mehr darauf hingewiesen hat, welch gute Gaming-Plattform das iPhone geworden ist.

iPhone 15 Pro im Test
Dank iOS 17 darf man das iPhone nun auch als Standwecker benutzen.
STANDARD, aam

Gruselfaktor

Leider noch nicht ausprobieren konnten wir die von Apple angekündigten Blockbuster-Games "Resident Evil Village" und "Assassin's Creed Mirage". In der Präsentation sahen sie in jedem Fall schon sehr beeindruckend aus. Vor allem deshalb, weil es sich um keine mobilen Ableger handelt, sondern um native Konsolenversionen. Tatsächlich werden die Playstation-4-Versionen benutzt und mit erst später auf der Playstation 5 verfügbaren Technologien, etwa HDR oder Raytracing, verbessert. Kontrollierter steuern lassen sich diese Games wohl weiterhin mit einem Controller, dessen Verbindung zu einem Smartphone 2023 aber auch keine große Hürde mehr darstellen sollte.

Was das trotz der auf lediglich 720p beschränkten Auflösung für den Akku bedeutet, wird wohl jedem klar sein, aber dazu hat man ja jetzt ein fast überall ansteckbares USB-C-Kabel mit, richtig? Man darf auch gespannt sein, wie viele Hersteller auf diesen Zug aufspringen werden, um diesen weiteren Vertriebsweg ihrer Konsolenspiele zu nutzen. Wir werden da wohl zeitnah einmal nachfragen, wie viel Aufwand es ist, ein großes Solo-Abenteuer dieser Art umzusetzen. Ende des Jahres, wenn die Spiele dann hoffentlich auch schon erschienen sind, wird man ein erstes Fazit ziehen können, ob es auch wirklich eine Nachfrage in diese Richtung gibt.

Bis die besagten Spiele verfügbar sind, hat der STANDARD zwischenzeitlich "Diablo Immortal" auf dem iPhone 15 Pro Max ausprobiert. Dieses Game ist zwar – gelinde gesagt – nicht frei von Kritik an seinen Inhalten, eignet sich aber zumindest als Tech-Demo. Auffällig hier: Auch bei dem modernen Smartphone warnt das Spiel vor einer potenziellen Überhitzung, wenn die Framerate auf den Maximalwert 60 fps gestellt wird. Und will man die Auflösung von "Hoch" auf "Ultra" erhöhen, so heißt es vom Spiel schmallippig, dass "dieses Feature vom Gerät nicht unterstützt wird". Alle anderen Werte ließen sich im kurzen Test auf das Maximum stellen, das Spiel sieht entsprechend schick aus und spielt sich flüssig.

iPhone 15 Pro im Test
Dank des neuen A17 Pro wird man auf den Pro-Modellen künftig richtige Konsolenspiele erleben dürfen, darunter "Assassin's Creed Mirage" oder "Resident Evil: Village".
STANDARD, aam

Fühlt sich - wieder einmal - gut an

Viel wurde im Netz gespottet, dass sich das Design des iPhone seit dem iPhone 11 Pro eigentlich nicht mehr verändert hat. Tatsächlich verspricht die neue Titanium-Oberfläche nicht nur ein etwas leichteres Smartphone (19 Gramm), es ist auch der ideale Schutzschild gegen Fingertapser. Da aber auch dieses Phone trotz bekannter Buzzwords wie Corning Gorilla Glass und Ceramic Shield Stürze weiterhin eher mit gesprungenem Glas und einem kaputten Rahmen dankt, werden wohl auch weiterhin die meisten iPhone-Nutzerinnen und -Nutzer eine Plastikhülle über ihr 1.000-Euro-Gerät stülpen. Die neuen Hüllen wiederum sind nicht frei von Kritik, zumal sie schon nach kurzer Nutzung deutliche Gebrauchsspuren zeigen. Gleichzeitig wir auch vor möglichen Verfärbungen der Pro-Modelle gewarnt, wenn keine Schutzhülle verwendet wird. Die Lösung hier: immer ein Poliertuch bei der Hand haben.

Ob die weiterhin eckige Form aufgrund der damit dünneren Ränder zu bevorzugen ist, auch wenn sie weniger handschmeichelnd ist, bleibt Geschmackssache. Ein mehr abgerundetes Design nutzte Apple zuletzt vor fünf Jahren. Die dünneren Ränder sind tatsächlich bemerkbar, zumindest wenn man ältere iPhones zum Vergleich neben das neue legt. Die Dynamic Island hilft weiterhin, das Telefon moderner wirken zu lassen als jene mit dem klobigen Notch, der davor Standard war. Da dieses Feature es in diesem Jahr auch in die Nicht-Pro-Modelle geschafft hat, bleibt es aber kein Pro-eigenes Goodie mehr.

Ansonsten freut man sich über bekannte Werte des Vorgängerdisplays, also tolle Schwarzwerte, bis zu 120 Hz und bis zu 2.000 Nits. Letzteres erlaubt ein sogar noch helleres Display als im Vorjahr.

iPhone 15 Pro im Test
STANDARD, aam

Ich mache so gerne Videos ...

Sprechen wir über die Kamera, und hier zunächst über das Thema Video. Diese lassen sich standardmäßig mit einer Auflösung von bis zu 4K mit 60 fps aufnehmen, in diesem Fall ist eine Minute Filmmmaterial rund 440 Megabyte groß. HDR-Videos ermöglichen das Aufnehmen von Videos mit bis zu 60 fps und hohem dynamischem Umfang (HDR) in 10 Bit, einschließlich Dolby Vision. Die "verbesserte Bildstabilisierung" stabilisiert Videos durch geringfügiges Zoomen, der "Actionmodus weniger Licht" verringert wiederum die Stabilisierung, um im Gegenzug bessere Aufnahmen bei schlechteren Lichtverhältnissen zu ermöglichen. Wer möchte, der kann die FPS – und somit die Performance bei schlechtem Licht ebenso wie die Dateigröße – vom Smartphone automatisch optimieren lassen.

Noch nicht verfügbar ist die in der Keynote angekündigte Möglichkeit zum Aufnehmen von "Spatial Videos", die anschießend auf Apples VR-Brille betrachtet werden können. Filmen im Kinomodus ist mit Front- und Rückseitenkamera in 4K möglich. Zeitlupe wird in Full-HD mit bis zu 240 fps ermöglicht, Zeitraffervideos kommen ebenfalls in Full-HD an. Sowohl die Zeitraffer- als auch die Zeitlupenvideos lassen sich bis zu fünffach zoomen, beim Kinomodus ist leider nur ein zweifacher Zoom möglich.

... und Fotos

Womit wir auch bei der größten Neuerung in der Fotografie wären: Dank Apples Äquivalent einer Periskopkamera verfügt zumindest das Pro Max nun über einen fünffachen Zoom. Damit folgt der Hersteller aus Cupertino der Konkurrenz, zumal dies bei diversen Android-Geräten schon länger verfügbar ist.

Makroaufnahme iPhone 15 Pro Max
Auch Makroaufnahmen bewältigen die aktuellen Geräte wieder zufriedenstellend. In diesem Fall sind die Maserungen des Holzes klar sichtbar.
Der Standard/Stefan Mey

Befindet sich die Kamera im einfachen Zoom, so kann trotzdem die Brennweite geändert werden, um entsprechende Objektive einer DSLR-Kamera zu simulieren: 24, 28 und 35 Millimeter sind hier möglich. In Kombination mit dem Weitwinkel – 0,5-fach Zoom – spricht Apple somit durch diesen Softwaretrrick letztlich davon, sechs Kameralinsen in eine Smartphone gepackt zu haben. In der Hektik des Alltags werden wohl vor allem Laien eher mit zwei Fingern so lange zoomen, bis der gewünschte Bildausschnitt passt.

Aufnahme mit iPhone 15 Pro Max
Aufnahme in der goldenen Stunde, 120 mm Brennweite, Blende F/2.8
Der Standard/Stefan Mey

Die Auflösung der Kamera liegt bei bis zu 48 Megapixeln, wobei diese im Rahmen von "Pixel-Binning" auf 24 Megapixel heruntergerechnet werden. Wer trotzdem Bilder mit den vollen 48 Megapixeln speichern möchte, kann diese Funktion im Menü aktivieren. Bei Nacht-, Blitz- und Makroaufnahmen wird die Auflösung automatisch auf zwölf Megapixel reduziert. Auch bei Aufnahme mit digitalem Zoom verringert sich die Auflösung entsprechend.

Eine kleine, aber feine Änderung gibt es bei Porträts. So erkennt das System auch im normalen Fotomodus, wenn sich ein Gesicht im Bild befindet, und bietet an, dieses als Porträt aufzunehmen. In diesem Fall wird der Hintergrund unscharf gestellt. Ist man mit dem Ergebnis nicht zufrieden, so können Fokus und Tiefenschärfe später direkt auf dem Smartphone nachbearbeitet werden.

Screenshot iPhone 15 Pro Max
Screenshot der Kamera-App: Erkennt diese ein Gesicht, so wird automatisch ein Porträtmodus angeboten.
Der Standard/Stefan Mey

Bezüglich Nachtaufnahmen liefert die Kamera im normalen Modus bei einem einfachen Schnappschuss zunächst ein akzeptables Ergebnis. Wird jedoch zusätzlich der fünffache Zoom aktiviert und auf ein Licht (in unserem Beispielfoto das U-Bahn-Zeichen) fokussiert, so sind Teile des Bildes definitiv zu dunkel. Das ist aber freilich ein recht extremes Beispiel, bei dem auch andere Hersteller an ihre Grenzen stoßen würden.

Nächtlicher Schnappschuss mit dem iPhone 15 Pro Max.
Nächtlicher Schnappschuss mit dem iPhone 15 Pro Max.
Der Standard/Stefan Mey
Nächtlicher Schnappschuss mit dem iPhone 15 Pro Max.
Das Gleiche, aber mit fünffachem Zoom und Fokus auf die Lichter: Hier sind Teile des Bildes klar unterbelichtet.
Der Standard/Stefan Mey

Langlebiger Begleiter

Als Besitzer des iPhone 13 Pro Max bin ich es gewohnt, mit dem Akku gut durch den Tag zu kommen. Beim iPhone 14 Pro im letzten Jahr hatte man den Eindruck, aufgrund technischer Veränderungen eine etwas kürzere Akkulaufzeit vorzufinden, was in späteren Tests auch belegt wurde. Mit dem iPhone 15 Pro Max hatten wir diese Probleme nicht. Da der Akku laut Apple in diesem Jahr noch ein Stück in Sachen Leistung gewachsen ist, war auch mit Vielnutzung ein ganzer Tag mit dem Smartphone in der Hand nie gefährdet. Zumindest mit dem Max, das rund 20 Prozent länger hält als das kleinere Pro. Hier sollte man zumindest am Abend schon vorsichtig sein, ob man ein grafisch aufwendiges Spiel starten will, bevor man sicher zu Hause oder an der nächsten Steckdose angekommen ist.

Was weiterhin schmerzt, ist die Sturheit von Apple, kein richtiges Fastcharging zu erlauben. In 30 Minuten kann man das Smartphone trotzdem immerhin mit 20 Watt bis zu rund 50 Prozent laden. Sinnvoll ist die Nutzung von "reverse charging". Damit kann man die eigenen Airpods aufladen oder auch andere Smartphones, die in diesem Moment weniger Akku verfügbar haben. Das funktioniert sogar mit Android-Phones, hier lädt jenes Phone, das über mehr Akku verfügt, das andere. Sehr praktisch, wenn man zum Beispiel eine Partnerin oder einen Partner hat, die die Tendenz haben, auf das Laden ihres kleinen Begleiters zu vergessen. Via Magsafe-Charging sind immerhin 15 Watt möglich.

Reden wir über Geld

iPhone 15 Pro und Pro Max sind mittlerweile im Handel erhältlich und in den Farben Titan Natur, Titan Schwarz, Titan Weiß und Titan Blau verfügbar. Das jeweilige Basismodell kostet 1.199 Euro (Pro, 128 GB) beziehungsweise 1.449 Euro (Pro Max, 256 GB). Im Lieferumfang enthalten sind wie im Vorjahr lediglich das Smartphone sowie das Ladekabel (USB-C). Ein Netzstecker liegt mittlerweile nicht mehr bei.

Fazit

Mit dem iPhone 13 Pro Max bin ich in diesem Jahr nicht die Zielgruppe für das iPhone 15 Pro. Die Änderungen sind zwar nach zwei Jahren spürbar, und tatsächlich sind es die vielen kleinen hier im Text aufgezählten Dinge, die das Handling wirklich verbessert haben. Schreiend den Apple Store gestürmt habe ich trotzdem nicht. Vor allem das Pro Max hat bis auf den Fünffach-Zoom eigentlich wenig im Vergleich zum Vorjahr zu bieten.

Was weiter stört, ist das wirklich große und tiefe Kameramodul, das speziell beim kleineren Modell weiterhin überdimensioniert wirkt. Eine Schnellladefunktion dürfte man sich 2023 ebenso erwarten, speziell weil es in Sachen Akkulaufzeit gerade beim kleinen Pro-Modell Luft nach oben gäbe.

Am Ende des Tages sind die Pro-Modelle die derzeit besten iPhones auf dem Markt, mit vielen kleinen Verbesserungen, die in Summe die 15 im Namen rechtfertigen. Der große Wow-Effekt bleibt bei Apple aber weiterhin aus. Leute mit einem iPhone 11 oder noch älteren Modellen können über einen Umstieg sicher nachdenken, sofern es die Geldbörse zulässt. Alle anderen warten darauf, was Apple im kommenden Jahr aus dem Hut zaubert. Denn auch 2024 wird wieder gelten: Nichts ist so alt wie das iPhone vom Vorjahr. (Alexander Amon, Mitarbeit: Stefan Mey, 28.9.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Testgeräte wurden von Apple zur Verfügung gestellt.