Happel-Stadion, Wien
Das Dach des Happel-Stadions erhält eine Photovoltaikanlage. Geprüft wird ein zusätzliches mobiles Dach für eine Ganzjahresnutzung.
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Das Wiener Ernst-Happel-Stadion im Prater ist, je nach Blickwinkel, altehrwürdig – oder auch einfach nur alt. Und es wird weiterhin Österreichs größte Outdoor-Arena bleiben. Denn einen vom ÖFB seit Jahren gewünschten Neubau eines Nationalstadions, so viel ist seit Freitag praktisch fix, wird es nicht spielen.

Stattdessen wird in das 1931 errichtete Happel-Oval wieder einmal investiert. Das gab Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bekannt. Grundlage für diese Entscheidung sind erste Zwischenergebnisse einer im Frühjahr 2023 beauftragten Substanzanalyse. Demnach sind das denkmalgeschützte Dach sowie Teile der Konstruktion bis zum Fundament zumindest bis Mitte der 2060er-Jahre "gebrauchstauglich", wie es Sandra Hofmann, Geschäftsführerin der Wiener Sportstätten, formulierte.

Als erster Schritt wird auf dem Dach eine massive Photovoltaikanlage errichtet: Auf dem bestehenden Dachring sollen bis zu 11. 000 Module installiert werden, mit denen der Stromverbrauch des Stadions laut Stadt ganzjährig abgedeckt werden soll. "Unser Ziel ist, das Happel-Stadion zum ersten energieautarken Stadion zu machen, das es gibt", sagte Hacker. Geschäftsführerin Hofmann rechnet damit, dass überschüssige Energie auch für das nebenan liegende Stadionbad verwendet werden kann. Die Investitionssumme – bis zu zwölf Millionen Euro – könne sich bei den aktuellen Strompreisen in vier bis fünf Jahren amortisieren.

Happel-Stadion, Dach
Auf dem bestehenden Dachring sollen bis zu 11.000 Module installiert werden. Damit soll der Stromverbrauch des Stadions ganzjährig abgedeckt werden können.
DER STANDARDKrutzler

Neben der PV-Anlage sind auch Erdsonden und Erdkollektoren auf dem Areal der elf Trainingsplätze um das Stadion geplant. Diese sollen so erweitert werden, dass künftig sechs dieser Fußballplätze auch über die korrekten internationalen Maße (105 x 68 Meter) verfügen.

Um eine ganzjährige Stadionnutzung für Sportevents, aber auch Konzerte zu ermöglichen, wird zudem die Möglichkeit einer zusätzlichen mobilen Dachkonstruktion geprüft. Damit soll sich das Dach komplett schließen lassen. Dazu ist aber der Bau einer eigenen Tragevorrichtung außerhalb des Stadions notwendig, weil die bestehende Dachkonstruktion kein zusätzliches Gewicht mehr verträgt. Die Stadt geht hier aktuell von geschätzten Kosten in Höhe von rund 50 Millionen Euro aus.

Mobile Tribünen fraglich

Denkbar sind laut Hacker im Inneren des Stadions auch mobile Tribünen, die vor Fußballspielen auf der Laufbahn errichtet werden können, um Fans näher an das Spielfeld zu bringen. Ein entsprechendes Angebot für die Errichtung von temporären Tribünen für das EM-Qualifikationsspiel am 13. Oktober gegen Belgien habe der ÖFB aber abgelehnt, hieß es von Seiten der Wiener Sportstätten. Laut ÖFB ist es hingegen gemäß Uefa-Stadionordnung von 2018 nicht erlaubt, temporäre Tribünen bei Länderspielen aufzustellen, wie der Kurier berichtete.

Welche Ideen neben der PV-Anlage auf dem Dach auch tatsächlich umgesetzt werden können, soll nun in einem Partizipationsprozess mit Stadt Wien, ÖFB sowie Sport-, Konzert- und Eventveranstaltern erarbeitet werden. Ein Ergebnis soll in einem Jahr feststehen. Ein Stadionneubau wird laut Hacker jedenfalls nur dann ein Thema, wenn ein Sponsor "mit mindestens einer Milliarde Euro" um die Ecke biegt.

Zuletzt hatte sich Hacker bereits festgelegt, dass das Happel-Stadion als Open-Air-Konzertarena in Wien unverzichtbar ist. Laut den Wiener Sportstätten würden aktuell die Konzerte im Happel-Stadion "de facto die Sportveranstaltungen finanzieren". Das hob auch Neos-Sportsprecher Markus Ornig am Freitag hervor: So würden 93 Prozent der Umsätze des Stadions mit Open-Air-Konzerten erwirtschaftet werden. (David Krutzler, 22.9.2023)