Karl Stoss
Wiedergewählt: ÖOC-Präsident Karl Stoss.
APA/ROLAND SCHLAGER

Das nennt man ein eindeutiges Votum. Eine Zweidrittelmehrheit hätte Karl Stoss für seine Wiederwahl als Präsident des Österreichischen Olympischen Comités benötigt, bekommen hat er eine Dreiviertelmehrheit. 34 stimmten für ihn, elf dagegen, und zwei enthielten sich. Der neue ÖOC-Vorstand erhielt noch mehr Zustimmung, und Stoss konnte tönen: "Es wurde gewünscht, dass wir diesen wirtschaftlichen und sportlich erfolgreichen Weg fortsetzen."

Die Hauptversammlung am Freitag begann mit einem klugen Stoss-Schachzug. Er ließ den Punkt "Entlastung" von der Tagesordnung streichen, goss damit Wasser ins Feuer. Den alten Vorstand zu entlasten wäre für einige der 47 Delegierten schwierig gewesen. Schließlich ist nicht nur ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel wegen Untreue angezeigt, sondern auch das Präsidium wegen Beihilfe, und die Staatsanwaltschaft sieht einen "erheblichen Anfangsverdacht gegeben". Stoss ist überzeugt, dass sich die klarerweise geltende Unschuldsvermutung bestätigen wird, er muss es sein. Peter Mennel ist sein Alter Ego. Wenn Mennel fällt, fällt Stoss.

Mennel werde die Geschäfte, durch die dem ÖOC laut Anzeige 416.000 Euro Schaden entstanden seien, "im Detail erklären", sagt Stoss. "Wir wollen transparent sein", sagt er auch.

Doch für Transparenz und die seit langem geforderte Reform wäre längst Zeit gewesen. Schließlich ist Stoss seit 2009 im Amt. Wahlsieg ist Wahlsieg, Zweifel sind Zweifel. (Fritz Neumann, 22.9.2023)