Erster Hilfskonvoi erreicht Berg-Karabach
Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP hatte einen Hilfswagen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) an einem Grenzposten vorbeifahren sehen.
REUTERS/IRAKLI GEDENIDZE

Stepanakert/Baku – Nach dem Ende der Militäroffensive von Aserbaidschan in Bergkarabach hat am Samstag ein erster Hilfskonvoi die umstrittene Kaukasus-Region erreicht. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP sah, wie Lastwagen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) am armenischen Grenzposten Kornidsor vorbeifuhren. Die mit "70 Tonnen Hilfsgütern" beladenen Fahrzeuge würden den Menschen "humanitäre Güter und Lebensmittel" bringen, sagte die örtliche IKRK-Sprecherin Zara Amatuni.

Die Lage in Bergkarabach sowie die humanitäre Versorgung der Menschen vor Ort hatten zuletzt international Besorgnis ausgelöst. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) forderte eine Sicherheitsgarantie für die mehrheitlich armenischen Einwohner der völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörenden Region. US-Vertreter warfen der autoritären Führung von Präsident Ilham Alijew vor, "eine humanitäre Katastrophe in Bergkarabach" herbeizuführen.

Eine Sprecherin der pro-armenischen Behörden bezeichnete die humanitäre Situation am Freitag als "furchtbar". In der Gebietshauptstadt Stepanakert gebe es "keine Elektrizität, kein Gas, kein Essen, keinen Brennstoff, keine Internet- und Telefonverbindung". Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete von Knappheit an Lebensmitteln, Wasser, Medizin und Benzin.

Hilfsgüter dringend benötigt

Ein Berater des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew sagte am Freitag, dass Baku dem IKRK zugesichert habe, dass es Hilfe in die Region senden könne. Am Donnerstag hatten Unterhändler Bakus bei einem Treffen mit Vertretern von Bergkarabach nach aserbaidschanischen Angaben die Lieferung von dringend benötigtem Treibstoff, humanitären Hilfsgütern und medizinischer Versorgung in die Region versprochen.

Am Dienstag hatte Aserbaidschan eine großangelegte Militäroffensive in Bergkarabach gestartet. Am Mittwoch wurde eine Waffenstillstandsvereinbarung geschlossen, am Freitag begannen die pro-armenischen Kämpfer russischen Angaben zufolge mit der Waffenabgabe. Zuvor hatten die De-facto-Behörden von Bergkarabach erklärt, Verhandlungen mit Baku über die Eingliederung der Region in das Nachbarland Aserbaidschan akzeptiert zu haben.

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier. Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Enklave und hatten sich deshalb bereits zwei Kriege geliefert, zuletzt im Jahr 2020. (APA, 23.9.2023)