Nach über zweijähriger Reise durchs All warf die Nasa-Sonde Osiris-Rex am Sonntag ihre kostbare Fracht über der Erde ab: rund ein Viertelkilogramm Material des erdnahen Asteroiden 101955 Bennu. Nach dem erfolgreichen Manöver steht die Forschung schon in den Startlöchern, die Asteroidenprobe könnte bereits ab Dienstag in einem Labor untersucht werden, hieß es von der Nasa.

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Wertvolle Kapsel: Das vor drei Jahren gesammelte Material vom Asteroiden Bennu landete am Sonntag in Utah.
via REUTERS/KEEGAN BARBER/NASA

Erfolgreiches Manöver

Die Sonde Osiris-Rex (die Abkürzung steht für: Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification, Security-Regolith Explorer) hat das Asteroidenmaterial vor fast genau drei Jahren mithilfe eines Roboterarms aus nächster Nähe eingesammelt. Mitte Oktober 2020 war das Vehikel auf wenige Meter an den Asteroiden herangeflogen, um Staub und Gestein für den Rücktransport zur Erde aufzunehmen. Ursprünglich hatte die Nasa auf bis zu zwei Kilogramm Material gehofft, immerhin etwa ein Viertelkilo ist es geworden. Die Missionskosten belaufen sich auf rund 940 Millionen Euro.

Nach dem Rückflug zur Erde hatte Osiris-Rex die Kapsel mit der Probe in einer Höhe von rund 102.000 Kilometern abgeworfen. Geschützt von einem Hitzeschild und gebremst von Fallschirmen landete die kostbare Fracht dann planmäßig und unbeschadet in der Wüste des US-Staats Utah. Per Hubschrauber wurde sie in einen Reinraum in der Nähe der Landestelle gebracht und unter Stickstoff gesetzt, um Verunreinigungen zu verhindern.

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Die Probe wurde zunächst in einen Reinraum gebracht, nach dem Weitertransport können die wissenschaftlichen Untersuchungen beginnen.
AFP/NASA/KEEGAN BARBER

Fenster in die Vergangenheit

Noch am Montag soll die Probe in Nasa-Labore im US-Staat Texas gebracht werden, wo rund 200 Forschende schon umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen vorbereiten. Nach der Inventarisierung und ersten Analysen sollen Teile des Materials auch für Forschende in aller Welt zugänglich gemacht werden. Am 11. Oktober will die Nasa in einer Pressekonferenz erste Ergebnisse der Untersuchungen veröffentlichen.

Video: Größte Gesteinsprobe eines Asteroiden sicher zurückgeholt
AFP

Zuvor war es erst zwei Mal gelungen, Asteroidenproben zur Erde zu transportieren: 2010 hatte die japanische Raumsonde Hayabusa Material des Asteroiden (25143) Itokawa geliefert. 2020 brachte die ebenfalls japanische Mission Hayabusa 2 immerhin eine Fünf-Gramm-Probe vom Asteroiden Ryugu zurück. Aus wissenschaftlicher Sicht sind solche Missionen überaus spannend. Asteroiden bestehen aus Überresten jener Bausteine, aus denen auch die Planeten entstanden sind. Bei Proben dieser Körper handle es sich also um "ein Stück Sonnensystemgeschichte", sie könnten Einblicke in die Bedingungen der Entstehung des Sonnensystems vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren geben, wie die Nasa-Wissenschafterin Nicola Fox sagte.

Erdnahe Brocken

Der Asteroid Bennu, ein dunkler, kohlenstoffreicher Brocken mit einem Durchmesser von rund 500 Metern, wurde noch aus einem anderen Grund als Ziel der Mission Osiris-Rex ausgewählt: Er kommt der Erde auf seiner Bahn alle sechs Jahre nahe und gilt daher als möglicher Kandidat für einen Einschlag auf unserem Planeten. Um das Jahr 2135 wird er der Erde sogar näher kommen als der Mond, eine Ablenkung seiner Bahn ist zwar nicht wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen. Will man sich auf solche Gefahren aus dem All vorbereiten, ist es kein Nachteil, mehr über die Zusammensetzung erdnaher Asteroiden zu wissen.

Für Osiris-Rex ist die Arbeit nach dem erfolgreichen Rücktransport aber noch lange nicht getan. Die Sonde nahm unmittelbar nach dem Probenabwurf am Sonntag bereits Kurs auf ihr nächstes Ziel, den Asteroiden Apophis. Dieser Brocken mit einem Durchmesser von rund 370 Metern wird der Erde 2029 ebenfalls nahe kommen, er wird in nur rund 32.000 Kilometer Entfernung vorbeifliegen. Osiris-Rex soll, nunmehr unter dem Namen Osiris-Apex, den Asteroiden kartieren und nach Möglichkeit ebenfalls Proben entnehmen. (dare, APA, 25.9.2023)