Reinhold Messner
Im Mittelpunkt einer seltsamen Diskussion: Bergsteigerlegende Reinhold Messner.
APA/dpa/Roland Weihrauch

Wissen Sie, was ein i-Tüpferl-Reiter ist? Einer, der es allzu genau nimmt, ein Erbsenzähler oder auch einer, der kleine dunkle, nach einer griechischen Hafenstadt benannte Rosinen verdaut hat. Derartige Reiter, Zähler und Verdauer tönen nun, Reinhold Messner wäre gar nicht als Erster auf allen 14 Achttausendern gestanden, weil er nämlich 1985 den höchsten Punkt der Annapurna (8091 Meter) im Schneesturm und ohne GPS um exakt 65 Meter Strecke bzw. fünf Höhenmeter verfehlt haben soll.

Demnach fielen, da Daten und Gipfelfotos aus zig Winkeln neu ausgewertet wurden, auch viele andere um Einträge um. Eine davon wäre Gerlinde Kaltenbrunner, die als erste Frau ohne Flaschensauerstoff in Wahrheit bloß zwölf und nicht wirklich alle 14 Achttausender erklommen haben soll.

Im Bezug auf Messner hat sich gar das Guinness-Buch der Rekorde korrigiert. Unter "erste Person, die alle 8000er bestieg", firmiert jetzt der US-Amerikaner Ed Viesturs, der 2005, fast zwanzig Jahre nach Messner, auf dem 14. Gipfel stand. Das ist hanebüchen. "Man soll die Geschichte nicht umschreiben", sagt auch Billi Bierling, die Messner weiterhin als Annapurna-Besteiger und Achttausender-Rekordler sieht. Bierling führt The Himalayan Database, das Nonplusultra der Gipfelchroniken. Alle Himalaya-Expeditionen seit 1905 sind darin aufgelistet. Dagegen ist das Guinness-Buch ein Spaß. (Fritz Neumann, 25.9.2023)