Wien – Für eine ausländerfeindliche Partei zieht es die FPÖ überraschend oft ins Ausland. Die jüngste Reise blauer Proponenten nach Afghanistan reiht sich in eine lange Liste von freiheitlichen Reiseunternehmungen, die oft diplomatische Eklats produzierten. Einige Male soll auch Geld im Spiel gewesen sein. Den Grundstein für die blaue Reiselust hatte jedenfalls Jörg Haider gesetzt – ein Überblick:

Haider bei al-Gaddafi

1999 reiste der damalige FPÖ-Chef Jörg Haider erstmals nach Libyen zum dortigen Diktator Muammar al-Gaddafi, vorerst noch abseits der Öffentlichkeit. Dem geheimen Treffen folgten offizielle Besuche in den Jahren darauf, als die FPÖ in der Bundesregierung vertreten war – stets sprach Haider davon, im Sinne der österreichischen Wirtschaft gehandelt zu haben. Gerüchte und Indizien, dass al-Gaddafi Haider oder die FPÖ mit Geld bedacht hat, konnten nie nachgewiesen werden.

"Zu Gast bei Saddam"

2002 besuchte Haider mehrmals den Irak und dessen Diktator Saddam Hussein. Das war auch diplomatisch heikel, den USA galt der Irak damals schon als "Schurkenstaat", infolge des Terroranschlags vom 11. September 2001 hatten die USA zu diesem Zeitpunkt schon Vorbereitungen für den Einmarsch in dem Land getroffen. Haider verarbeitete seine Eindrücke aus dem Irak in dem Buch "Zu Gast bei Saddam". Auch diese Reisen waren von Berichten über Geldflüsse an Freiheitliche begleitet; die Partei hat das aber stets bestritten.

Jörg Haider sitzt neben Saddam Hussein
2002 besuchte Jörg Haider den irakischen Machthaber Saddam Hussein.
IMAGO/ABACAPRESS

Burschenschafterkappe in Yad Vashem

2010 brach FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nach Israel auf, er traf dort Vertreter rechtspopulistischer Parteien aus Europa, um über radikalen Islamismus zu sprechen. Strache besuchte aber auch die Shoah-Gedenkstätte Yad Vashem und sorgte mit seiner Kopfbedeckung für einen Eklat in Österreich: Denn er trägt ein "Biertönnchen" alias "Deckel" seiner schlagenden Burschenschaft Vandalia, eine Kappe mit den Farben der Verbindung.

Gorbach in Belarus

Ebenfalls 2010 beobachtete der ehemalige blaue Vizekanzler Hubert Gorbach die Wahlen im autokratisch regierten Belarus – allerdings nicht als Vertreter einer internationalen Organisation, sondern auf Einladung des belarussischen Außenministers.

Vermitteln in Libyen

2011 begab sich der Wiener Freiheitliche David Lasar im Auftrag seines Parteichefs Strache nach Libyen – dort regierte schon lange nicht mehr der einst von Haider hofierte Muammar al-Gaddafi, es wütete ein Bürgerkrieg. Lasar sollte zwischen den Konfliktparteien vermitteln, war allerdings erfolglos.

Sicheres Tschetschenien

2012 fuhr eine blaue Delegation zum tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow. Mit dabei: Johannes Hübner, der auch bei der freiheitlichen Privatdelegation in Afghanistan dabei war. Er war damals außenpolitischer Sprecher der Partei und mit dem damaligen Wiener Klubchef Johann Gudenus unterwegs. Die Botschaft der Reisenden: Tschetschenien ist ein sicheres Land, in das Flüchtlinge problemlos heimkehren könnten.

Strache im Nahostkonflikt

2012 machte sich auch Strache wieder auf den Weg – abermals nach Israel. Diesmal im Rahmen einer "Nahost-Sondierungsmission". Nach Gesprächen mit Israelis und Palästinensern ortete der FPÖ-Chef einen "starken Wunsch nach Frieden".

Freundschaftsvertrag in Moskau

2016 – also zwei Jahre nach der völkerrechtwidrigen Annexion der Halbinsel Krim – schickten Strache, Norbert Hofer, Harald Vilimsky und Johann Gudenus ein Selfie aus Moskau: Die Freiheitlichen Spitzenfunktionäre grüßten aus dem verschneiten Russland und präsentierten eine blaue Errungenschaft. Die FPÖ hat einen Kooperationsvertrag mit Wladimir Putins Partei "Einiges Russland". In Österreich stieß der Vertrag auf Kritik.

Mission in Zentralafrika

2020 sorgte eine Reise blauer Mandatare nach Zentralafrika für Verwunderung: Die Abgeordneten Axel Kassegger, Erwin Angerer und Hermann Brückl besuchten die Republik Kongo, die Demokratische Republik Kongo, Gabun und Äquatorialguinea. Die Freiheitlichen wollten dort eine "Zusammenarbeit im Ausbildungsbereich" forcieren – in der politischen Arbeit der FPÖ in Österreich hat sich das bisher nicht niedergeschlagen. (sefe, 29.9.2023)