Flüchtlinge aus Bergkarabach
Tausende Menschen fliehen aus der Region Bergkarabach. Die EU-Hilfen fallen mickrig aus.
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat dem aserbaidschanischen Autokraten Ilham Alijew herzlich zur Eroberung Bergkarabachs gratuliert. Es sei ein "historischer Erfolg". Russland ist eigentlich Schutzmacht Armeniens, Aserbaidschan und die Türkei sind, sagen wir mal, beste Freunde. Die Türkei, obwohl Nato-Partner, erkennt die Sanktionen des Westens nicht an, ist geschätzter Handelspartner Russlands. Vor allem wenn es um sanktionierte Waren geht.

Und die Karabach-Armenier? Sie haben keine Freunde. Nur ihre Verwandten im bettelarmen Mutterland Armenien. Zehntausende Menschen sind bereits aus Bergkarabach nach Armenien geflohen. Dort herrschen Leid, Not und Verzweiflung.

Armenien und die Menschen in Bergkarabach brauchen Hilfe. Und zwar viel Hilfe. Neben einer Uno-Mission zum Schutz der Bevölkerung braucht es vor allem Geld.

Gerade einmal 500.000 Euro will die EU hier zur Verfügung stellen, zusätzlich zu bereits bewilligten 1,2 Millionen Euro. Das ist ärmlich, verglichen mit den Abermilliarden, die in die Ukraine fließen – ein Tropfen auf den heißen Stein.

In Bergkarabach könnte der Westen beweisen, dass es ihm mit seiner Werteorientierung ernst ist. Und diese nicht nur gilt, wenn ein geostrategisch interessantes Land wie die Ukraine in Gefahr ist. Wie der Westen jetzt reagiert – die Menschen im Globalen Süden, umworben von Russland und China, werden es mit Interesse wahrnehmen. (Jo Angerer, 26.9.2023)