Schon zu Beginn der Partie stand die Gewinnerin des Abends fest: der Frauenfußball in Österreich! 10.051 Fans im Stadion – das bedeutete absoluten Rekord. Man sieht, dass die Aufmerksamkeit rapide gestiegen ist und dass die Nichtteilnahme an der letzten WM hierzulande keine "Motivationsdelle" verursacht hat. Noch etwas Auffälliges gab es schon vor Anpfiff des Spiels zu beobachten: Gebührend wurden die Spielerinnen Carina Wenninger (Abschied als aktive ÖFB-Spielerin) und Verena Hanshaw (100. Länderspiel) ob ihrer Verdienste gewürdigt. Die ÖFB-Verantwortlichen rund um Sportdirektor Peter Schöttel gratulierten herzlich, überreichten Blümchen, beließen es aber bei einem dankbaren Händedruck. Nicht die allerschlechteste Idee nach dem unaufgeforderten Kuss nach dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen.

Zeichnung der Fußballerin
Wurde für ihren 100. Länderspieleinsatz geehrt: Verena Hanshaw.
Foto: tschuttiheft.li/Judith Strieder

Zum Spiel: Die Französinnen waren natürlich die Topfavoritinnen. Sie wollen ja bei den Olympischen Spielen nächstes Jahr in Paris unbedingt als Siegerinnen hervorgehen. Sie sind als Gastgeberinnen schon fix dabei, müssen sich also nicht – anders als die anderen europäischen Teams – über die Nations League dafür qualifizieren. Zum generellen Modus der aktuellen Bewerbe hat sich ja kürzlich Kollege Simon ebenso nachvollziehbar wie berührend ausgeweint, sodass ich mir weitere Worte darüber sparen kann.

Ein schwieriger Start

Es hatten noch nicht alle Fans im weiten Rund des Viola Parks zu Favoriten Platz genommen, das war der spätere Endstand bereits hergestellt. In Minute Fünf geschah es, dass sich Wendie Renard, aufgrund ihrer Größe auch die "Türmin von Lyon" genannt, nach einem Freistoß in die Höhe schraubte und den Ball mit dem Kopf in Richtung österreichische Torfrau scherzelte. Manuela Zinsberger, in unzähligen Begegnungen Garantin des Erfolges, war überraschenderweise überrascht über diese durchaus vorhersehbare Spielentwicklung und ließ zu, dass der Ball gleich einem aufgescheuchten französischen Kapaun aus ihren Händen ins Netz schlüpfte.

Dieses Missgeschick brachte die Österreicherinnen in der Folge ziemlich aus dem Konzept. Weder gelang ein geordneter Spielaufbau noch konnte man die technisch ultrastarken Französinnen, allen voran die wendige Außenstürmerin Kadidiatou Diani, auch nur ansatzweise in den Griff bekommen. Bis zur 30. Spielminute drohte sogar ein Heimdebakel, ehe sich der Charakter des Spiels glücklicherweise änderte. Nun traten die ÖFB-Frauen couragierter auf und kamen prompt in den Genuss einiger Standardsituation. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff hätte ein (Celina) Degen-Streich dem Lande D'Artagnants und Co beinahe einen Treffer zugefügt.

Ein torloser Erfolg

Nach der Pause war die Leistung der Österreicherinnen, ähnlich wie beim Spiel gegen Norwegen, deutlich besser. Die Französinnen bauten dafür stark ab. Deren Spielfluss wurde auch durch zahlreiche Auswechslungen empfindlich gedämmt. Chancen gab es aber hüben wie drüben wenige. Die zweite Spielhälfte blieb somit torlos, was einem gehörigen Achtungserfolg des österreichischen Teams gleichkommt.

Man kann sagen, dass dieses neue Szenario mit enthusiastischen, überwiegend jungen Fans Lust auf die nächsten Länderspiele macht. Ein Gruppensieg in der höchsten Etage der Nations League und die damit verbundene Möglichkeit der Olympia-Qualifikation ist natürlich illusorisch, doch den kommenden Heimspielen gegen Portugal und Norwegen können wir in Anbetracht des zumindest einstündigen starken Auftritts unserer Fußball-Frauen mit Freude entgegensehen. (Claus Farnberger. 27.9.2023)