Oper
Kauf ja keien Blume, sagt Mia!
Barbara Palffy

Geht es der Wirtschaft gut, geht es der Wirtschaft gut!" Die Arbeitslosen vertreiben sich tautologisch singend die Zeit. Sie warten, von den Sachbearbeiterinnen des Amtes aufgerufen zu werden. Auch Mia ist dabei und hält sich die Ohren zu, wenn die mit ihr Wartenden ihre Wirtschaftsphrasen skandieren. Mias Ohren sind jedoch nicht nur empfindlich. Sie versteht, so wie Siegfried in Wagners Ring den Gesang der Vögel, die Sprache der leidenden Pflanzen.

Im Jugendstiltheater in Wien auf der Baumgartner Höhe, wo das Sirene-Operntheater die Oper Miameide von Julia Purgina (Libretto: Kristine Tornquist) auf leerer Fläche mit dahinter erstrahlendem Pflanzentrickfilm (Julia Libiseller, Germano Milite) zeigt, erwächst daraus ein Problem. Mia ist unvermittelbar (glänzend: Johanna Krokovay), ihr Hörtalent bringt zu viel Empathie für die Pflanzen mit. Im Blumenladen verhindert sie als Käuferin Käufe, auch versagt sie als Gartengehilfin. Schließlich aber, es gibt Happy End, geht Mia in der Pflanzenwelt auf.

Orchestraler Strahl

Die Regie von Kristine Tornquist ist skurril, was die Sachbearbeiterinnen anbelangt. Auch hängt sie ein bisschen durch, da sie die Episodenhaftigkeit der Musik buchstabiert und die filmische Verarbeitung des Themas mit dem Szenischen nur zum Schluss verschmilzt. Zudem ermüdet die filmische Darstellung vom Werden und Vergehen der Pflanzen selbst mit der Zeit.

Und doch ist da ein besonderer Charme. Er rührt von der orchestralen Vielschichtigkeit her, die Julia Purgina entstehen lässt. Das Ensemble Phace (Leitung: Antanina Kalechyts) erweckt diese bisweilen schräg groovenden, dann raffiniert poetischen Strukturen delikat. Zum Schluss fügen sich die Motivstränge zu kontrapunktischen Schwebungen und Wucherungen zusammen. Instrumental stark, mit einem vokal starken Ensemble. (Ljubiša Tošic, 28.9.2023)