Sich mit dem Tod befassen zu müssen ist nicht für alle einfach. So gut wie jeder verliert irgendwann ihm oder ihr nahestehende Menschen. Als Stefan Atz selbst einmal eine Bestattung planen musste, hätte er sich modernere Bedingungen gewünscht, erzählt er dem STANDARD. Mit seinem heutigen Co-Geschäftsführer Alexander Burtscher gründete er 2018 das Bestattungs-Start-up Benu mit der Idee, die Branche an die Zeit anzupassen – und etwa auch Onlineangebote für eine Trauerfeier anzubieten.

Im Gespräch erzählt Atz als einer der jüngsten Bestatter Österreichs, wie er angefangen hat, gemeinsame Momente mit Freunden und Familie viel bewusster wertzuschätzen, und warum bei einer Trauerfeier nicht unbedingt alles traurig sein muss. Im neuen Teil der Serie "Was wir niemals tun würden" verrät Atz, was er nie mehr tun würde:

Bestatter Stefan Atz vor einem Wagen seiner Firma Benu
Bestatter Stefan Atz vor einem Wagen seiner Firma Benu.
Benu

1. Nicht über die Kosten einer Trauerfeier sprechen

"Viele haben bis zu einem Todesfall einer nahestehenden Person keine wirkliche Vorstellung davon, was eine Bestattung kostet. Und historisch gibt es pro Gemeinde nur einen Anbieter für Bestattungen. Oft fehlt es dabei an Transparenz in Bezug auf die Kosten für die gesamte Bestattung. Ich würde also kein Begräbnis beauftragen, bevor ich einen Kostenvoranschlag eingeholt habe und bevor ich weiß, welche Leistungen alle inbegriffen sind. Die meisten Personen haben wenige Erfahrungswerte, weil sie (hoffentlich) selten in diese Situation kommen.

Eine unmittelbare Preistransparenz gibt aber Sicherheit. Erfahrungsgemäß ist es den Menschen unangenehmer, darüber zu sprechen, wenn es die Transparenz nicht gibt. Vor allem weil die "urbane Legende" noch weit verbreitet ist, dass Bestattungen immer sehr teuer sein müssen. Natürlich kann ein großes Grab mit großem Grabstein hochpreisig sein, aber es gibt auch Feuerbestattungen, die weitaus günstiger ausfallen – und trotzdem eine angemessene Trauerfeier beinhalten. Gut ist zu wissen, welche Hebel man da hat."

2. Aufgesetzt ernsthaft bleiben

"Viele Leute kommen mit dem Bild oder dem Druck zu uns, dass sie eine klassische Erdbestattung auf dem Friedhof machen müssen. Oft wissen sie aber gar nicht, dass es neben den klassischen Konventionen zahlreiche andere Möglichkeiten gibt, die für ihre verstorbenen Angehörigen besser passen würden. Alles kann sehr individuell sein, und es muss nicht unbedingt ein Ave Maria zu Beginn der Trauerfeier sein. Man merkt, wie den Kundinnen und Kunden ein Knoten aufgeht, wenn man ihnen sagt, sie könnten sich auch bunt anziehen. Auch der Partezettel muss nicht grau sein, es kann auch ein selbstgestaltetes Bild darauf zu sehen sein. Möglich ist etwa eine Baumbestattung oder Donaubeisetzung im Rahmen einer Schifffahrt oder gar eine Weinstockbestattung. Man sollte sich nicht davon treiben lassen, was vielleicht konventionell ist.

Ein Beispiel ist etwa die Bestattung eines Hobby-DJs, der immer harte Technomusik gehört hatte. Während der Bestattungsfahrt kam genau diese Musik aus den Boxen, aber für die Familie und Freunde war es das Richtige. Natürlich gebietet eine Bestattung höchst respektvollen Umgang, das bedeutet aber nicht, dass der Abschied nicht auch heiter gestaltet sein kann. In den Beratungsgesprächen ist man als Bestatter auch einer der Sozialkontakte während einer schwierigen Zeit, und viele erzählen auch gerne von der verstorbenen Person. Vielen kommen dann auch sehr lustige Erinnerungen. Bei einer Trauerfeier kann es besonders ergreifend sein, gemeinsam zu lachen. Es ist auch voll okay, nur traurig zu sein, aber aufgesetzte Ernsthaftigkeit muss nicht sein."

3. Sterben, ohne vorzusorgen

"Sobald man stirbt, müssen die Familie oder Verwandte nicht nur mit der Trauer umgehen, sondern auch die finanzielle Komponente des Ablebens schultern. Im Rahmen der Bestattung gibt es viele Entscheidungen zu treffen und viel zu organisieren. Hat die verstorbene Person aber mit einer Versicherung vorgesorgt, entlastet das die Angehörigen natürlich. Mit einer Vorsorge kann man auch festlegen, welche Bestattung man für sich selbst wählen möchte. Denn oft kommt es auch vor, dass Familienangehörige unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie die Trauerfeier aussehen soll, und sich streiten. Mit einer Vorsorge für die Bestattung gibt es aber sowohl finanzielle Hilfe als auch Vorgaben für die Bestattungsform. Statistisch betrachtet sorgen die meisten Leute mit etwa 55 Jahren vor, aber auch junge Leute können bereits eine Versicherung abschließen. Günstiger ist sie dann allemal. Etwa die Hälfte der Menschen, die von uns bestattet werden, hatten eine Vorsorge." (Melanie Raidl, 1.10.2023)