Alina Campia mit einer Kundin auf einem Pezziball.
Alina Maria Campia ist seit mehr als 10 Jahren Physiotherapeutin. Ihre Schwerpunkte sind Wirbelsäulen- und Haltungsprobleme.
Natascha Ickert

Am liebsten hängt sie kopfüber von der Wand – Alina Campia liebt das Bouldern. Joggen dagegen hasst sie. Eines vorweg: Fanatisch ist sie nicht. Aber überzeugt, dass Menschen sich bewegen sollten. (Fast) egal wie. Die italienisch und deutschsprachige Physiotherapeutin erklärt, warum gerade Männer aus Hobby-Fußballgruppen bei ihr anklopfen und wie der Homeoffice- und Arbeitsalltag schmerzfrei gelingen kann. Folgende drei Dinge würde sie nie tun und auch keinem raten:

1. Im Homeoffice vom Sofa oder vom Bett aus arbeiten

"Runder Rücken, schlangenartig verdreht in den Kissen lümmelnd, Kopf wie eine Schildkröte nach vorne gestreckt, der Laptop viel zu nah, sodass die Arme wie bei einem Tyrannosaurus-Rex am Körper kleben: so bitte nicht. Bemerkt habe diese fürchterliche Haltung bei meinem Mann, als er im Homeoffice auf dem Sofa arbeitete. Es ist fast ein Wunder, wie er in solchen völlig verrenkten Positionen stundenlang verharren konnte. Mir würde schon nach wenigen Minuten alles wehtun.

Die Bandscheiben und Bänder werden in solchen Momenten überbelastet, weil die Haltungsmuskeln kaum aktiv. Andere Muskeln verkrampfen, alles macht zu. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, als im Bett oder auf der Couch zu arbeiten, dann lohnt es sich, die Sitzposition so oft wie möglich zu wechseln oder häufig aufzustehen."

2. Mehr als vier Stunden am Stück sitzen

"Wir sind nicht dafür gemacht, lange in einer Position zu verharren. Ich würde niemals mehr als vier Stunden am Stück sitzen. Am besten ist es sogar, einmal in der Stunde aufzustehen und sich zu bewegen. Wer stundenlang nur sitzt, belastet den Rücken und die Halswirbelsäule stark. Da helfen auf Dauer auch gute Stühle nichts.

Höhenverstellbare Stehtische sind an und für sich gut, weil sie mehr Abwechslung zu lassen. Aber nur zu stehen ist auch nicht gut. Das sind wir erstens nicht gewöhnt, und zweitens verkrampft der Körper auch hier nach einer gewissen Zeit. Ich empfehle, sich sogar einmal in der Stunde zu bewegen. Da reicht es schon, sich einen Kaffee oder ein Wasser aus der Küche zu holen oder im Sitzen ein paar ein paar Übungen einzubauen. Jegliche Bewegung tut dem Körper gut, selbst wenn sie nur minimal dosiert wird."

3. Sich nicht aufwärmen und kein zusätzliches Krafttraining betreiben

"Es gibt viele dieser Männer mittleren Alters, die einmal in der Woche Fußball spielen – ohne sich aufzuwärmen oder ohne regelmäßig Krafttraining zu machen. Diesen Hobbysportlern habe ich leider zu verdanken, dass ich immer genügend neue Patienten habe. Damit Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke ihr volles Potenzial entfalten können, müssen sie ordentlich aufgewärmt sein. Den Rumpf rotieren, kurz im Stütz halten, ein paar Kniebeugen: Den Ideen sind hier keine Grenzen gesetzt.

Und Krafttraining in den Trainingsplan einzubauen, ist gerade deshalb so wichtig, weil gerade bei explosiven, abrupten Bewegungen, wie sie unter anderem bei Ballsportarten vorkommen, die nicht ausreichend trainierten Muskeln und Sehnen diesen massiven Belastungen eventuell nicht standhalten und reißen können. Aber selbstverständlich ist es schön, dass solche Hobbysportgruppen existieren. Es gibt für jeden und jede eine Bewegungsart, die Spaß macht. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Man muss sie nur finden." (Natascha Ickert, 25.9.2023)

Alina Campia dehnt den Nacken einer Kundin.
Alina Campia erklärt warum Nackenschmerzen oft mit der Sitzhaltung zu tun haben.
Natascha Ickert