Der umtriebige Milliardär Elon Musk sitzt seit Ende vergangenen Jahres an den Twitter-Schalthebeln. Vor wenigen Monaten wurde Twitter dann zu "X" umfunktioniert.
AFP/ALAIN JOCARD

Laut einem Bericht von "The Information" streicht Twitter die Hälfte der Stellen im Bereich Content-Moderation. Dieser Schritt kommt nur wenige Monate vor dem Jahreswechsel, obwohl 2024 weltweit mehr als 50 Wahlen anstehen. In den USA etwa die Präsidentschafts- und Kongresswahlen im November, in Europa die EU-Wahl im Juni.

Musk bestätigt die Kündigungen

X-Chefin Linda Yaccarion versicherte noch diese Woche in einem Interview, dass das für Wahlen zuständige Content-Moderation-Team ausgebaut werde, doch Musk sagt auf X etwas anderes.

Nachdem der X-Account "X News Daily" über den angeblichen Abbau des Teams berichtete, äußerte sich auch Musk dazu. "Ihr meint das Team für die 'Integrität von Wahlen', das die Integrität von Wahlen gefährdete? Ja, die sind weg", schreibt der X-CEO.

Kritikern zufolge soll Musk seit seiner Übernahme die Content-Moderation durch Management-Entscheidungen stark eingeschränkt haben. Dadurch ergibt sich auch ein hoher Anteil an Falschinformationen, wie eine Auswertung der EU-Kommission bestätigt.

Warum Content-Moderation so wichtig ist

Will X weiterhin Medium für Diskurs und Kommunikation sein, gilt es, Normalnutzer sowie Personen des öffentlichen Lebens im Boot zu halten. Denn die meisten halten sich ungern in einem unmoderierten, Alles-ist-erlaubt-Netzwerk auf. Die User sind Teil des Produkts, um wiederum andere User anzuziehen (der Netzwerk-Effekt). Das bedeutet aber auch, dass all die Spaßmacher, Politikerinnen, News-Aficionados und Online-Prominenz auf der Plattform bleiben müssen, um zu bestehen.

Will X weiterhin Geld mit Werbung machen, muss es Unternehmen, die auf Twitter Werbung schalten möchten, eine sogenannte Brand-Safety bieten. Produktplatzierungen und Webeschaltungen möchten im Regelfall nicht in Zusammenhang mit feindlichen, rassistischen oder sexistischen Kommentaren gebracht werden. Ist diese Sicherheit aber nicht mehr gegeben, geht der Werbemarkt zu anderen Anbietern.

Um möglichst viele Personen und Werbungen auf der Plattform zu halten, ist das zentrale Tool die Inhaltsmoderation. Dafür muss entschieden werden, wie Inhaltsmoderation im Detail funktioniert, denn die bestimmt das Nutzererlebnis. Das ist es, was Youtube, Instagram, Tiktok und Co machen. Sie alle schaffen im Idealfall Anreize für "gute" oder "positive" Inhalte. Sie versuchen, Nutzer vom Posting negativer Inhalte abzuschrecken und die wirklich problematischen Inhalte zu löschen. (Sebastian Lang, 29.9.2023)