Jedes der 218 Zimmer sieht nahezu komplett ident aus, nur die Größe kann sich marginal ändern. Von stylishem Ambiente ist auch keine Spur: Beim Co-Living-Anbieter Habyt in Graz ist Schlichtheit angesagt. Keine knallbunten Gemeinschaftsräume, auch keine Lounge-Möblierung in der Lobby, weil es gar keine Lobby gibt. In dem sehr nüchtern gehaltenen Neubau in der Grazer Smart City, der wie ein gewöhnlicher Wohnbau daherkommt, müssen die Bewohnerinnen und Bewohner selbst für Farbe sorgen.

Ein Zimmer in einer WG im neuen Habyt in der Grazer Smart City.
Betont nüchtern gehalten ist die Einrichtung im neuen Haus von Habyt in der Smart City Graz. Hier gibt es Einzelapartments bis Vier-Zimmer-WGs.
Putschögl

43 der 218 Zimmer sind Einzimmerwohnungen, die 750 Euro im Monat kosten, Internet und Heizung inklusive. Die Mehrzahl der Zimmer befindet sich aber in WGs, bei denen man sich Küche und Bad/WC mit anderen teilen muss. Die Preise für ein solches Zimmer in einer WG (es gibt Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-WGs) starten bei 450 Euro im Monat, erklärt Geraldine Allien, Head of Sales am Hauptsitz von Habyt in Berlin.

Das Unternehmen Habyt gibt es seit 2017, es wurde von Luca Bovone in Berlin gegründet und betreibt mittlerweile rund 30.000 Zimmer weltweit, in Berlin sind es fast 2000. Dabei werden grundsätzlich keine Immobilien gebaut oder angekauft, sondern stets nur gepachtet, sagt Allien. In Graz gehört das Haus einer deutschen Immobiliengesellschaft, Habyt hat es für zunächst zehn Jahre gepachtet, mit Option auf weitere zehn Jahre.

"Community Spaces" zum Lernen und zum Feiern

Rund 50 Einheiten waren beim Besuch des STANDARD vor wenigen Tagen bereits vermietet, vorwiegend an junge Erwachsene bzw. "Young Professionals", wie diese Zielgruppe neudeutsch heißt, im Alter von 20 bis 35 Jahren. Die Mindestmietdauer beträgt drei Monate.

Wer einzieht, hat neben der eigenen Wohnung mit jeweils kleiner Küche auch vier "Community Spaces" zur Verfügung. Zwei davon sind zum Lernen gedacht, die anderen beiden sind mit größeren Küchen ausgestattet. Hier könnte also unter Umständen auch die eine oder andere Stockparty stattfinden.

"Adina Residences" in den Danube Flats

Das Angebot an solchen Häusern des sogenannten gewerblichen Wohnens wird immer größer. Nicht nur in Graz, sondern vor allem auch in Wien, wo es schon so einige Marktteilnehmer gibt und laut einem aktuellen Report von CBRE in den Jahren 2023 bis 2025 rund 1300 Serviced-Apartments-Einheiten fertiggestellt werden dürften. Zum Beispiel im Großprojekt "Danubeflats" von S+B Gruppe und Soravia Group, wo vor kurzem die Dachgleiche gefeiert wurde (DER STANDARD berichtete). Auf den ersten drei Geschoßen des Turms wird es 108 Apartments mit Größen von 23 bis 64 Quadratmetern geben, betreiben wird sie die australische Adina-Gruppe mit ihrem "Adina Residence"-Konzept. Auf der vierten Etage wird es einen Spa-Bereich und einen ganzjährig beheizten Pool geben, die ebenfalls von Adina betrieben werden. Im fünften Stock sollen den Gästen eine Business-Lounge mit Meetingräumen sowie Snacks und Drinks im gemütlichen "The Pantry" zur Verfügung stehen.

Auch die International Campus GmbH, die in der Bundeshauptstadt zwei "The Fizz"-Häuser betreibt (und jenes in der Brigittenau Anfang des Jahres auch selbst erworben hat), will in ganz Europa noch kräftig wachsen. In Österreich hält man Salzburg und Innsbruck für "strategisch interessant", Planungen für weitere Standorte laufen auch bereits, heißt es aus dem Unternehmen.

Im Großprojekt Vienna Twentytwo von Signa und ARE in Kagran haben 223 Serviced Apartments der Marke Citadines im Vorjahr den Betrieb aufgenommen.

Limehome kommt nach Wien

Der
Limehome betreibt schon einige Serviced Apartments in Kärnten und in Oberösterreich, in Wien startet man 2024 im Neubau am Tlapa-Standort.
Putschögl

Und in Wien-Favoriten ist der Neubau auf dem ehemaligen Tlapa-Standort schon weit fortgeschritten, er wurde vom Semper-Immobilienfonds angekauft. Hier wird es den ersten Wiener Standort des Anbieters Limehome mit 120 Einheiten sowie einem Gemeinschaftsbereich inklusive Dachterrasse geben. Limehome betreibt bereits mehrere Häuser in Kärnten und in Oberösterreich. (Martin Putschögl, 2.10.2023)