Nasa-Astronaut Francisco Frank Rubio nach der Landung in Kasachstan, er wird betreut von Menschen in blauen Nasa-Anzügen.
Francisco "Frank" Rubioverbrachte rund 371 Tage im Weltraum. Das waren 191 Tage zu viel.
via REUTERS/ROSCOSMOS/Ivan Timoschenko

"Es ist gut, zu Hause zu sein", sagte Frank Rubio, nachdem er am Mittwoch gelandet und aus der Kapsel gezogen worden war. Damit meinte er nicht die Steppe Kasachstans, obwohl er sich zu diesen Zeitpunkt genau dort befand: Der US-amerikanische Astronaut von der Nasa war froh, auf dem Erdboden angelangt zu sein.

Mit rund 371 Tagen verbrachte der 47-jährige Militärpilot und Arzt mehr als ein Jahr im All auf der Internationalen Raumstation ISS und übertraf damit den nationalen Rekord von Mark Vande Hei. Dieser war erst im März 2022 zum Amerikaner mit dem längsten Weltraumaufenthalt geworden.

Kapsel an rot-weiß gestreiftem Fallschirm fällt über einem Getreidefeld Richtung Erdboden, zu sehen sind Autos der Rettungscrew.
In Kasachstan landete die Kapsel der Sojus-MS-23 mit Frank Rubio und den Kosmonauten Dmitri Petelin und Sergej Prokopjew von Roskosmos.
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Eine beachtliche Ausdauerleistung des Hubschrauberfliegers, der unabgekürzt den Vornamen Francisco trägt und Sohn einer alleinerziehenden Mutter aus El Salvador ist. Die Zeit fern der Erde habe ihm psychisch mehr abverlangt als erwartet, berichtete Rubio, wozu wohl auch das permanente Hintergrundsummen der Maschinen beitrug.

Ein Leck ändert den Plan

Doch eigentlich hätte alles ganz anders ablaufen sollen. Für ihn stand ein nur 180-tägiger Einsatz im All auf dem Plan. Ein Leck an der russischen Raumkapsel, mit der er heimkehren sollte, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Die an der ISS angedockte Sojus-MS-22 wurde von einem kleinen Meteoroiden oder Weltraumschrott getroffen, Beschichtung und Kühlung waren nicht mehr intakt. Die Rückreise galt als zu gefährlich. Das defekte Schiff flog ohne Crew zur Erde, Ersatz kam später.

Frank Rubio auf der Internationalen Raumstation ISS, aus dem Fenster blickend
Die Zeit auf der ISS war herausfordernder als gedacht.
AP/Nasa

Weil die Plätze in anderen Taxis zwischen Erdboden und Raumstation längst vergeben waren, verlängerte sich Rubios Aufenthalt um ein halbes Jahr. Genauso erging es seinen russischen Kollegen Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin, mit denen er seine Reise auch angetreten hatte. Sie konnten keinen nationalen Rekord verzeichnen: Diesen hält der Kosmonaut Waleri Poljakow, der knapp 438 Tage auf der Raumstation Mir verbrachte.

Familienmensch

Erstaunlicherweise hätte Rubio gar nicht erst die Erde verlassen, wenn er von vornherein gewusst hätte, wie lange sein Ausflug dauern würde. Das verriet er im Gespräch mit Journalisten vor seinem Rückflug. Welcher Astronaut würde ein solches Angebot – wenngleich schweren Herzens – ausschlagen?

Der US-amerikanische Astronaut Frank Rubio im Raumanzug formt mit seinen Händen ein Herz.
Auf der Raumstation ISS hat Rubio wichtige Ereignisse im Leben seiner Familie nur aus der Ferne miterleben können.
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Offensichtlich einer mit ausgeprägtem Familiensinn. Frank und Deborah Rubio haben vier Kinder. In seiner Abwesenheit verpasste er etwa das erste Collegejahr einer Tochter und den Studienbeginn eines Sohnes, die beide an US-Militärakademien in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Es gibt also viel nachzuholen – und die Ruhe im friedlichen Garten in Florida zu genießen. (Julia Sica, 29.9.2023)