Wien – Vergangenen Montag haben die Gewerkschaften ihre Forderung nach einer Lohnerhöhung in der Metallindustrie von 11,6 Prozent vorgelegt. Diesen Montag geht es in die erste Verhandlungsrunde zu den Kollektivverträgen. Zwei weitere Termine wurden bereits fixiert, eine Einigung schon übermorgen gilt als äußerst unwahrscheinlich. Die Wirtschaftsforscher vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und vom Institut für höhere Studien (IHS) haben die Forderung als moderat bezeichnet, damit würden die Arbeitnehmervertreter auf die schwächelnde Industrie Rücksicht nehmen.

Rund 200.000 Beschäftigte hat die Metallindustrie, dazu kommen noch circa gleichviel im Metallgewerbe, das auch kurz vor Verhandlungsbeginn steht. Hier haben die Arbeitgebervertreter schon angekündigt dass ihnen selbst die Abgeltung der Inflation der vergangenen zwölf Monate - die sogenannte rollierende Inflation - von 9,6 Prozent noch zu hoch ist. Einen Abschluss darunter haben die Arbeitnehmervertreter von PRO-GE und GPA jedoch immer ausgeschlossen. Neben dem Geld geht es auch um das Rahmenrecht, also etwa ein früheres Erreichen der sechsten Urlaubswoche oder die individuelle Möglichkeit einer Freizeitoption (keine Lohnerhöhung, dafür mehr Freizeit).

Weitere Gewerkschafts-Forderungen betreffen unter anderem die rund 8.000 Lehrlinge in der Metallindustrie. Nach Abschluss ihrer Lehre sollen sie künftig bei der Einstufung dem Gehaltsschema von Absolventinnen und Absolventen höherer berufsbildender Schulen gleichgestellt werden. Zurzeit betrage der Einkommensunterschied in der Grundstufe 390 Euro brutto.

Am Montag haben die Gewerkschaften bei Kollektivvertragsverhandlungen ihre Forderung nach einer Lohnerhöhung in der Metallindustrie von 11,6 Prozent vorgelegt.

IV-Chef Knill: Wollen Inflation nicht doppelt bezahlen

Der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, fordert im Rahmen Metaller-KV-Verhandlungen eine moderate Lohnrunde. Die Industriearbeitgeber seien "nicht gewillt und bereit, dass wir die Inflation doppelt bezahlen", sagte Knill am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal". Die Verhandlungen starte am Montag. Die Arbeitnehmervertreter fordern eine Lohnerhöhung von 11,6 Prozent. Wie hoch der Abschluss aus Knills Sicht ausfallen kann, wollte er nicht einschätzen.

Die Industriellenvereinigung ist kein Verhandlungspartner bei den KV-Verhandlungen, die von den Sozialpartnern - Wirtschaftskammer und Gewerkschaft - getragen werden. "Es kann nicht sein, dass die Industriearbeitgeber alleine diese Last der hohen Inflation schultern", sagte IV-Chef Knill im Radio. "Die Inflation ist ja nicht durch uns verschuldet worden. Man muss auch berücksichtigen, das zeigen auch Berechnungen der Österreichischen Nationalbank, dass durch die diversen Antiteuerungsmaßnahmen der Bundesregierung durchaus 80 bis 90 Prozent der Reallohnverluste kompensiert worden sind. Das heißt ich bin nicht gewillt und bereit, dass wir die Inflation doppelt bezahlen."

Pensionserhöhung als Messlatte

Dass hohe Abschlüsse zu einer Lohn-Preis-Spirale führen könnten sehen die Ökonomen vom Wifo und vom IHS nicht. Nicht zuletzt deswegen weil 80 Prozent der Produktion in den Export gehen würde. Und es wichtig sei, mit entsprechenden Lohnabschlüssen auch die Kaufkraft zu stärken. Nichtsdestotrotz schwebe über der Industrie das Gespenst der Rezession.

Durch die hohe Inflation in den vergangenen Monaten habe es einen Reallohnverlust gegeben, werde aber nun auf dem Niveau der rollierenden Inflation von 9,6 Prozent - bei gleichzeitig aktuell sinkender Teuerung - abgeschlossen, könnte es im kommenden Jahr wieder einen merkbaren Einkommensanstieg geben. Eine Messlatte für die Einigung bei den Metallern ist auch die kürzlich von der Bundesregierung beschlossene Pensionserhöhung von 9,7 Prozent. (APA, red, 30.9.2023)