Das Bundesheer schwimmt im Geld. Zumindest am Maßstab vergangener Jahrzehnte gemessen, wo die finanziell ausgehungerte Armee regelmäßig mit desolatem Gerät und baufälligen Kasernen für Schlagzeilen sorgte. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine aber wurden die Wehretats hochgeschraubt wie noch nie – bis 2032 kann das Verteidigungsministerium im Rahmen des Aufbauplans mehr als 16 Milliarden Euro ins Heer investieren.

Ein Soldat des Bundesheers
Mehr als 1.000 Soldatinnen und Soldaten soll die neue Kaserne Platz bieten – in modernstem Umfeld. Die Kosten dafür sind allerdings beträchtlich.
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Das nützt man bei den Streitkräften auch ausgiebig: neue Panzer, neue Flugzeuge, neue Drohnen; frische Sturmgewehre für die Truppe, Raketenabwehrsysteme für Skyshield. Selbst die Sponsion der frischgebackenen Militärakademie-Absolventen in Wiener Neustadt wird seit Samstag wieder mit einer großen Militärparade gefeiert – inklusive dutzender gepanzerter Fahrzeuge und Überflugs der Eurofighter.

Garage 300 Meter tief im Berg

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) macht all das zu einer vielbeschäftigten Frau. Gefühlt im Wochentakt tritt sie zu Presseterminen an, um große neue Anschaffungen zu verkünden – ein Privileg, von dem ihre Amtsvorgänger bestenfalls träumen konnten.

Auch am Donnerstag wird die Ministerin wieder vor den Kameras stehen. Denn da erfolgt der Spatenstich zum Bau einer neuen Großkaserne in Villach. Und es ist eines der Prestigeprojekte des Heeresressorts: Fast 90.000 Quadratmeter Nutzfläche für mehr als 1.000 Soldatinnen und Soldaten; großflächige Photovoltaikanlagen, Regenwasser- und Wärmerückgewinnungssysteme. Eine Garage für schwere Fahrzeuge will man laut STANDARD-Informationen gar rund 300 Meter in den Berg hineinbauen. Denn die Kaserne im Villacher Stadtteil Fellach soll eine von zwölf autarken "Sicherheitsinseln" werden. Sie werden ausgebaut, um der Truppe einen zweiwöchigen Selbstversorgungsbetrieb bei Blackouts oder anderen Bedrohungen zu garantieren.

Von 170 auf 370 Millionen

Allerdings: Seit der Präsentation der Pläne haben sich nicht nur die Ansprüche des Bundesheers stark erhöht – sondern auch die Kosten für die geplante Kaserne. Als Tanner das Bauvorhaben im Februar des Vorjahrs feierlich verkündete – auch Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) war dazu auf das Villacher Militärgelände gekommen –, bezifferte sie die Kosten für den Neubau noch mit 120 Millionen Euro. Rund 50 Millionen würden zudem für die Sanierung der auf dem Gelände bereits bestehenden Gebäudeteile der Hensel-Kaserne veranschlagt. Macht insgesamt: 170 Millionen Euro. "Eine genauere Abschätzung wird nach Abschluss der Planungen erfolgen", hieß es damals vom Ministerium.

Und bei diesen Planungen hat sich offensichtlich noch einiges getan. Inzwischen rechnet man im Ministerium nämlich mit rund 370 Millionen an Gesamtkosten, wie der STANDARD aus informierten Kreisen erfuhr. Eine Summe, die auch in den Gängen des Verteidigungsministeriums nicht ausschließlich für Wohlwollen sorgte.

Ursprünglich waren für die neue Villacher Kaserne nämlich noch 90 Millionen Euro veranschlagt worden. Und selbst das war schon rund doppelt so viel Geld, wie der letzte große Kasernenbau im burgenländischen Güssing gekostet hatte. Die von Tanner im Vorjahr genannten 120 Millionen bedeuteten bereits eine Kostensteigerung um ein Drittel. Und von den damals veranschlagten 170 Millionen zu den jetzt geplanten 370 Millionen an Gesamtkosten ist es mehr als eine Verdoppelung der Summe binnen eineinhalb Jahren.

Neue und teurere Bauvorhaben

Wie kommt es also zu einer derartigen Explosion der Kosten? Im Verteidigungsministerium verweist man auf STANDARD-Nachfrage auf stark gestiegene Baukosten seit Kriegsbeginn in der Ukraine – und auf die neuen budgetären Möglichkeiten des Ressorts, die der russische Angriffskrieg auch hierzulande bewirkt hat. Nach Beschluss des milliardenschweren Aufbauplans habe man sich zu weiteren Bauvorhaben und teureren Investitionen am Gelände entschlossen, wird erklärt.

So würde nun deutlich mehr Geld zur Absicherung des Kasernenkomplexes fließen, unter anderem auch für die Elektronik. "Da gibt es dann etwa eine dreifache, statt eine doppelte Absicherung der elektronischen Geräte", sagt ein Sprecher. In den neuen Plänen sind zum Beispiel auch mehr Garagenplätze und eine Erweiterung der Sportanlagen vorgesehen. So werde nun statt einer neuen Sporthalle gleich noch eine zweite gebaut. Auch mit dabei in den erweiterten Plänen: eine Kletterwand, zwei Lagerhallen, ein Werkstattgebäude, eine Brückenlegegrube und "zusätzliche Nachhaltigkeitsprojekte", wie es heißt.

Eine genauere Aufschlüsselung der Mehrkosten von 200 Millionen wolle man aktuell noch nicht veröffentlichen, heißt es im Ressort. Für einige der Anschaffungen würden nämlich noch die Ausschreibungsprozesse – und damit die Preisverhandlungen – laufen. (Martin Tschiderer, 2.10.2023)