Der Stückpreis der C-390 (im Bild) wird laut Tanner zwischen 130 und 150 Millionen Euro liegen.
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Die Würfel sind gefallen – noch im Sommer, wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bereits in den vergangenen Wochen angekündigt hatte: Das Bundesheer wird die brasilianische Embraer C-390 als Nachfolgerin seiner drei in die Jahre gekommenen großen Hercules-Transportmaschinen kaufen.

Sie sollen in Kooperation mit den Niederlanden angeschafft werden, sagte die Ressortchefin am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Gekauft werden dürften vier Stück zu einem Preis von je 130 bis 150 Millionen Euro. Eine Anforderung des Ministeriums hatte seit Beginn der Planungen zur Neuanschaffung gelautet, dass drei der Transporter stets einsatzbereit sind.

Video: Bundesheer will neue Embraer-C-390-Transportflugzeuge kaufen
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Das Modell des brasilianischen Herstellers habe letztlich als einziges verfügbares Modell am Markt alle Anforderungen erfüllt, sagte Tanner. Als Alternative in ähnlicher Größe hatte auch US-Hersteller Lockheed Martin eine modernisierte Version seiner Hercules-Maschine angeboten – die C-130J-30 Super Hercules. Für die Embraer hatten vor allem der größere Laderaum und die größere Ladeluke gesprochen. Das ermöglicht dem Bundesheer etwa, einen seiner Pandur-Evo-Radpanzer inklusive aufgebauter Waffenstation oder einen der S-70-Black-Hawk-Hubschrauber im Ganzen zu transportieren.

Höhere Geschwindigkeit

Haupteinsatz der alten Hercules wie auch der künftigen brasilianischen Jets ist allerdings die Versorgung österreichischer Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz mit Gütern. Ein- bis zweimal pro Woche fliegt aktuell etwa eine Transportmaschine in den Kosovo oder nach Bosnien-Herzegowina. Diese Aufgabe hätte eine neue Hercules wohl ähnlich gut erfüllen können.

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Ein Vorteil des brasilianischen Modells ist dabei aber auch eine höhere Geschwindigkeit. Im Gegensatz zum US-Transporter, der von vier Propellern angetrieben wird, verfügt die Embraer über zwei Düsentriebwerke. Der Geschwindigkeitsvorteil kombiniert mit einer schnelleren Steigleistung ist gerade bei Evakuierungsflügen aus Krisengebieten, für die das Heer die Transporter ebenfalls einsetzt, ein relevanter Faktor.

Zuletzt hatte man etwa nach dem Einmarsch der Taliban im Sommer 2021 Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher mit Bundesheer-Transportern aus Afghanistan ausgeflogen. Eine KC-390 kann zusätzlich zu weiterer Ladung bis zu 80 Personen transportieren.

Vorteile bei der Wartung

US-Hersteller Lockheed Martin hatte argumentiert, dass die Propellertriebwerke seiner Hercules etwa bei Start und Landung auf sandigen Pisten sicherer seien als die bei Verschmutzungen empfindlicheren Jettriebwerke der Embraer. Auch das sei aber letztlich kein Kaufargument für das US-Flugzeug gewesen, sagt Generalmajor Harald Vodosek im STANDARD-Gespräch. Er hat als Planungsdirektor im Ministerium den Beschaffungsprozess abgewickelt. Die Triebwerke der KC-390 seien in einer Lage und Höhe angebracht, die sie für folgenschwere Verschmutzungen möglichst unempfindlich machen. Man habe sich am Embraer-Betriebsgelände in São Paulo auch Starts und Landungen auf Sandpisten zeigen lassen.

Die Wartung der zwei Jettriebwerke gehe jedenfalls deutlich einfacher als jene der vier Hercules-Propeller. Auch generell funktioniere die Wartung beim brasilianischen Transporter weit schneller als beim US-Konkurrenten, was vor allem daran liege, dass die Embraer im Gegensatz zur Hercules ein völlig neu entwickeltes Flugzeug sei. "Ein VW Golf der ersten Generation wird anders gewartet als ein VW Golf der achten Generation", sagt Vodosek. Zudem habe die Embraer deutliche Vorteile bei Nutzlast, Transportvolumen und Reichweite.

Europäische Kooperationen

Als Vorteil nannte Tanner zudem, dass auch andere europäische Staaten wie Portugal, Ungarn und eben die Niederlande sich für das Embraer-Flugzeug entschieden haben. Das würde Kooperationsmöglichkeiten und Synergieeffekte, etwa bei der Wartung und Beschaffung von Ersatzteilen wie auch bei der Ausbildung der Piloten, ergeben. Einen Vertragsabschluss erwartet man im Ministerium für die erste Jahreshälfte 2024. Zwei bis drei Jahre danach könnte der erste Jet in Österreich landen. Stationiert werden sollen die Transporter dann in Hörsching bei Linz.

Die drei Hercules-Maschinen des Bundesheers, die nun ausgemustert werden, wurden 1967 gebaut und 2003 gebraucht durch das Bundesheer angeschafft. Die Wartungskosten seien aufgrund des Alters der Maschinen immer mehr gestiegen, hieß es aus dem Ministerium. Die Anschaffung der neuen Transporter ist Teil des Aufbauplans des Bundesheers, in dessen Rahmen das Ministerium bis 2032 rund 16 Milliarden Euro ausgeben kann. (Martin Tschiderer, 20.9.2023)