Österreich hat eine Frauenministerin. Diese sollte für die Interessen der Frauen einstehen, ihre Positionen in der Gesellschaft stärken, gegen Diskriminierung vorgehen, Frauen fördern und ermutigen. Kurzum, ein wenig in das patriarchale Dunkel leuchten und Staub aufwirbeln.

Frauenministerin Susanne Raab besteht lautstark darauf, keine Feministin sein zu wollen.
APA/HELMUT FOHRINGER

So weit die Theorie. Die Praxis sieht so aus, dass Frauenministerin Susanne Raab, die lautstark darauf besteht, keine Feministin sein zu wollen (nicht, dass sie diesbezüglich in schwere Verdachtslage geraten wäre, aber sicher ist sicher), eher mit dem Gegenteil beschäftigt ist.

Reitet der Kanzler der Republik auf entwürdigende Art und Weise gegen Frauen aus, ist Raab irritiert. Allerdings nicht vom ausreitenden Kanzler, sondern von dem durch den Kanzler ausgelösten Protest. Da stärkt sie ihm lieber den Rücken. Das ist bequemer. Für sie. So ein breiter Silberrücken könnte ein Bollwerk gegen die kalten Gegenwinde der Politik sein.

Selbstverständlich soll jede Frau selbst entscheiden, auf welcher Seite der Geschichte sie stehen will. Das Problem ist nur, es geht nicht um die Frauenministerin. Es geht um die, die sie eigentlich vertreten und schützen sollte: die Frauen. Immerhin hat sie noch keine Männerabteilung im Ministry of Silly Takes errichtet.

Es ist vielleicht vermessen, sich eine Gigantin wie Johanna Dohnal zurückzuwünschen. Aber vielleicht wenigstens jemanden, die in ihren großen Schuhen zu gehen versucht. (Julya Rabinowich, 1.10.2023)