Eine Rollassel
Bei Gefahr wird die Rollassel zur Kugel. (Belichtungszeit 1/320 Sek., Blende f8, Lichtempfindlichkeit ISO 3200, Brennweite 105 mm Makro)
Michael Simoner

Sind Sie auch manchmal ein wenig verkopft und haben das Bedürfnis, sich zu erden? Dann kann ich nur Erdäpfel empfehlen. Also anbauen und ernten. Für das Püree in spe oder den späteren Schmarren muss man nämlich in der Erde wühlen. Wir haben gerade im Hochbeet Grumpan (Grundbirnen sagt bei uns niemand) ausgegraben. Immerhin zwei Weidlinge voll. Auf der aufgewühlten Erde sind jede Menge Viecher herumgekrabbelt – darunter auch Asseln, die gelegentlich Kartoffeln anknabbern, aber sonst sehr nützliche Erdbewohner sind. Sie fressen organisches Material und tragen so zur Bildung von Humus bei.

Urzeitliches Aussehen

Asseln gewinnen vielleicht keinen Herzigkeitswettbewerb, aber wenn ein Tier das Prädikat "urzeitlich" verdient, dann diese Lebewesen. Mit den beweglichen Segmenten ihres Exoskeletts erinnern sie an diese gepanzerten Zeitgenossen der Dinosaurier, deren Namen ich mir noch nie merken konnte – mal den fünfjährigen Dinoexperten aus der Nachbarschaft fragen, der weiß das vermutlich, seit er drei ist.

Eine Assel, die mir von der Gartenschaufel kollerte, zeigte ein auffälliges Verhalten: Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen. Tatsächlich sind Rollasseln (Armadillidium) eine eigene Familien der Landasseln. Im Insektenführer sucht man sie vergeblich, denn alle Asseln sind Krebstiere. Sie sind völlig ungefährlich. Die bekanntesten Asseln sind wahrscheinlich Kellerasseln und Mauerasseln, insgesamt gibt es 66 Unterarten von Landasseln in Österreich. Diese Erkenntnis stammt allerdings aus den 1960er-Jahren. Das wissenschaftliche Netzwerk ABOL (Austrian Barcode of Life), das sich das ehrgeizige Ziel gesetzt hat, DNA-Barcode-Sequenzen aller Tier-, Pflanzen- und Pilzarten Österreichs zu erstellen, vermisst auch die Diversität von Landasseln neu.

14 Beine zum Laufen

Zurück zu unserem Kugerl mit einem Durchmesser von etwa einem halben Zentimeter. Derart eingeigelt schützen sich Rollasseln vor Fressfeinden. Aber auch wenn es zu trocken wird, machen sie dicht. Unsere Kugel blieb für wenige Minuten geschlossen. Dann öffnete sich ein Spalt, und als die Luft rein war, kamen sieben Beinpaare und zwei Fühler heraus. Sekunden später wuselte die Assel zurück und ließ sich vom Holzrand des Hochbeets hinein in die Erde fallen.

Dort hatte sich die Lage inzwischen beruhigt. Alles Gewurl, das dank unserer Kartoffelernte unfreiwillig Frischluft schnupperte, hatte sich wieder verzogen. Aber es gibt ein Wiedersehen: Im Frühjahr kommen dann wieder Erdäpfel zum Keimen unter die Erde. (Michael Simoner, 4.10.2023)

Eine Rollassel
Hier prüft die Rollassel, ob die Luft rein ist. (1/320 Sek., f8, ISO 3200, 105 mm Makro)
Michael Simoner
Eine Rollassel
Dann öffnet sich die Kugel immer mehr ... (1/320 Sek., f8, ISO 3200, 105 mm Makro)
Michael Simoner
Eine Rollassel öffnet sich
... und heraus kommen 14 Beinchen und zwei Fühler. (1/320 Sek., f8, ISO 3200, 105 mm Makro)
Michael Simoner
Eine Rollassel öffnet sich
Jetzt noch aufrichten ... (1/320 Sek., f8, ISO 3200, 105 mm Makro)
Michael Simoner
Eine Rollassel hat sich entrollt
... die Beine sortieren ... (1/320 Sek., f8, ISO 3200, 105 mm Makro)
Michael Simoner
Eine Rollassel macht sich davon
... und ab geht die Post. Wir sehen die Rollassel nur mehr von hinten. (1/320 Sek., f8, ISO 3200, 105 mm Makro)
Michael Simoner