Stillleben mit Ringelnattern und Erdbeerblüte. (Belichtungszeit 1/1000 Sek., Blende f8, Lichtempfindlichkeit ISO 500, Brennweite 105 mm Makro am APS-C-Sensor entspricht Bildwirkung v. 152,5 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat)

Foto: Michael Simoner

Man soll ja Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, aber die Obstbäume haben eines gemeinsam: Sie sind Rosengewächse. Hätten Sie's gewusst? Mich als botanischen Lehrling hat das erstaunt. Und es wird noch besser: Auch Erdbeeren gehören zu den Rosen. Die kleinen weißen Erdbeerblüten bevölkern bereits in großer Zahl unsere Hochbeete. Jeden Morgen gehen wir nachsehen, ob in der Nacht Nacktschnecken in unserer kleinen Plantage gewütet haben. Einmal hat uns aber etwas ganz anderes im Erdbeerbeet überrascht: eine Schlange.

Sie war nicht allein

Der Schreckmoment war aber gleich wieder vorbei. Wir leben ja schließlich nicht in Australia, sondern in Austria, und hier sind Schlangen im Gegensatz zu Down Under normalerweise kein Problem. Und schon gar nicht die, die es sich in unserem Hochbeet gemütlich gemacht hatte. Es war eine harmlose Ringelnatter (Natrix natrix) – und sie war nicht allein.

Typische Halbmondzeichnung

Eine größere und eine kleinere, kräftiger gefärbte Ringelnatter dürften hier ein Tête-à-Tête gehabt haben. Sie verhielten sich sehr scheu und verkrochen sich schnell im Hochbeetdschungel. Bei beiden waren aber die typischen Hinterkopfzeichnungen zu erkennen, die an einen Halbmond erinnern. Wie die meisten Nattern hatten sie runde Pupillen und nicht senkrecht schlitzförmige wie etwa die giftigen Kreuzottern oder Europäischen Hornottern. Die Augen der größeren Ringelnatter waren zudem trüb, was in der Regel auf eine baldige Häutung hinweist.

Streng geschützte Kriechtiere

Die Ringelnattern dürfte unser Anblick jedenfalls mehr erschreckt haben als umgekehrt, eine halbe Stunden nach unserem Meet und Greet waren sie weg. Vermutlich haben sich die streng geschützten Kriechtiere im nahen Feuchtgebiet nach einer Mahlzeit umgeschaut. Auf ihrer Speisekarte stehen unter anderem Kröten, Frösche und Eidechsen.

Begegnung mit Wassermokassinotter

Welche giftigen Schlangen es in Österreich gibt, können Sie hier in einem Bericht unserer Wissenschaftsredaktion nachlesen. Meine Unerschrockenheit, was Schlangen betrifft, wurde vor einigen Jahren während eines Aufenthalts im US-Bundesstaat Florida auf die Probe gestellt, als ich beim Hiken in der Nähe des Homosassa Springs Wildlife State Park fast auf eine draufgestiegen wäre. Die Schlange blieb aber cool. Ein Ranger erkannte auf dem Foto, das ich mit zittrigen Händen noch schnell geschossen hatte, eine Wassermokassinotter. Ihr komplexes Gift könne zwar zu großflächigen Gewebezerstörungen führen, sei aber für Menschen selten tödlich, erklärte der Ranger. Puh! Seinen guten Rat, immer auf den Weg zu achten, beherzige ich bis heute. (Michael Simoner, 10.5.2023)

Das zweite Exemplar war deutlich schlanker und farblich kräftiger. (1/1000 Sek., f8, ISO 500, 105 mm Makro APS-C)
Foto: Michael Simoner
Schwierige Lichtverhältnisse fürs Foto: Den Kopf hielten die Ringelnattern die meiste Zeit im Schatten. (1/800 Sek., f5.6, ISO 500, 105 mm Makro APS-C)
Foto: Michael Simoner
Meine Freundin aus Florida, die Wassermokassinotter. Die Bildqualität ist grausig, aber zu mehr war ich nicht fähig. (1/250 Sek., f5.6, ISO 1000, 300 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner