Eine Rauchschwalbe mit den langen Schwanzfedern, die das charakteristische V bilden. (Belichtungszeit 1/320 Sek., Blende f5.6, Lichtempfindlichkeit ISO 100, Brennweite 300 mm am APS-C-Sensor entspricht Bildwirkung v. 450 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat)

Foto: Michael Simoner

Warum heißt es eigentlich "eine Schwalbe machen", wenn im Fußball ein Foul vorgegaukelt wird, um einen Elfer zu schinden? Stürmerstar Neymar weiß es vielleicht, aber wir müssen raten: weil Schwalben auch manchmal tief fliegen? Oder weil das V, das sowohl Arme als auch Beine beim theatralischen Hinfallen bilden, an den gegabelten Schwanz der Schwalben erinnert?

Winterquartiere in Afrika

Wie auch immer, die Vögel können jedenfalls nichts dafür. Schwalben haben gar keine Zeit für faule Tricks. Die Zugvögel legen zweimal im Jahr tausende Kilometer zwischen ihren Winterquartieren im südlichen Afrika und ihren Nistgebieten in unseren Breiten zurück und ziehen hier bis zu drei Bruten pro Saison auf. Die Rauchschwalben (Hirundo rustica) sind schon da, Mehlschwalben (Delichon urbicum) hab ich noch keine gesehen.

Wenn sie an der Außenmauer unter dem Dachvorsprung brüten (Mehlschwalben) oder im Inneren von Dachböden oder Ställen (Rauchschwalben), sind sie leicht voneinander zu unterscheiden. Doch bei einer dunklen Silhouette am hellen Himmel tue ich mir schwer. In Österreich gibt es außerdem noch kleinere Uferschwalben und Felsenschwalben.

Geschickte Jägerinnen

Vor ein paar Tagen konnten wir bei einem Spaziergang an der Melk ein Schwalbenpärchen beim Jagen beobachten. In der Nachmittagssonne düsten sie knapp oberhalb der Wasseroberfläche dahin und schlugen regelrechte Haken, um Mücken zu erwischen. Zwischendurch rasteten sie immer wieder sehr fotogen auf Ästen am Ufer.

Es waren Rauchschwalben, und ihr Gefieder leuchtete wunderschön in der Sonne: Der Rücken bis über den Kopf blau-metallisch glänzend, die Vorderseite weißlich, Stirn und Kehle in hellem Braun. Und dazu die charakteristischen, langen Schwanzfedern. So strahlend ist mir das Prachtkleid der Schwalben gar nicht in Erinnerung gewesen. Das sind richtige Glamrockstars!

Nistplätze schwinden

Ihr Name hat nichts mit der Farbe der Federn zu tun, sondern mit ihren Nistplätzen. Als sogenannte Kulturfolger bauen sie ihre Nester fast ausschließlich in von Menschen erbauten Gebäuden. Weil sie früher oft durch die Dachöffnung, wo der Rauch der Feuerstelle abzog, hereinkamen, wurden sie Rauchschwalben genannt. Heute schwinden ihre Nistplätze leider, weil es auf dem Land immer weniger Viehställe, Heustadeln oder andere Gebäude mit offenen Fenstern gibt.

Eine Million Schwalben gerettet

Dass Menschen aber prinzipiell ein großes Herz für Schwalben haben, wurde im Herbst 1974 bei einer unglaublichen Artenschutzaktion bewiesen. Damals verhinderte ein überraschender Wintereinbruch in der Schweiz und in Deutschland den Rückflug der Schwalben nach Afrika, den Vögeln drohte ein Massensterben. Der damalige Deutsche Bund für Vogelschutz und viele private Vogelfans organisierten daraufhin Transporte, die Lufthansa arrangierte sogar eine Luftbrücke – mehr als eine Million Mehl- und Rauchschwalben wurden in Kartons per Zug, Auto und Flugzeug über die Alpen gebracht und in wärmeren Gebieten in Norditalien und Südfrankreich wieder freigelassen. Hat noch jemand feuchte Augen? (Michael Simoner, 3.5.2023)

Rauchschwalben sind die prächtigsten Schwalben. (1/320 Sek., f5.6, ISO 100, 300 mm APS-C, Crop)
Foto: Michael Simoner
Auch beim Rasten immer aufmerksam, aber nicht so scheu wie die meisten anderen Singvögel. (1/250 Sek., f5, ISO 100, 300 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner
Hier sind die weißen Flecken auf den Steuerfedern am Schwanz zu erkennen. (1/1000 Sek., f4, ISO 110, 300 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner