Die Stadt Helsinki ist von vielen kleinen, meist felsigen Inseln umgeben – viele von ihnen sind so klein, dass es keine regelmäßige Fährverbindung zu ihnen gibt. Wer die sogenannten Schären besuchen will, muss deshalb ans Steuer eines Privatboots greifen oder ein Bootstaxi bestellen.

Das finnische Unternehmen Callboats bietet seit kurzem Fahrten zu drei dieser Inseln mit Booten an, die sich nicht nur elektrisch, sondern auch autonom fortbewegen. Wie die "Helsinki Times" berichtet, ist Callboats damit das erste Unternehmen, das kommerzielle Fahrten mit autonomen Booten im Programm hat. Die Wassertaxis können dabei per App, ähnlich wie bei Ridehailing-Apps wie Uber, bestellt werden.

Günstigere Preise

Die Personalkosten würden bei einer von Menschen gesteuerten Bootstaxi-Fahrt bis zu 70 Prozent des Fahrpreises ausmachen, sagt Peter Ostberg, CEO von Callboats, zur "Helsinki Times". Wenn die Boote autonom fahren, könnte ein Kapitän – aus der Ferne – fünf Wassertaxis bedienen, was auch zu niedrigeren Preisen für die Passagiere führe. Zudem herrsche in der Region aktuell ein Mangel an Kapitänen.

Eine Boot auf dem Wasser in Finnland
Callboats

Der Hauptgrund für die Entwicklung sei aber der Umweltschutz gewesen, sagt Ostberg zum STANDARD. Ein Taxiboot, das jährlich rund 1.000 Stunden im Einsatz ist, sei umweltfreundlicher, als wenn die Passagiere mit ihrem Privatboot fahren, das jedes Jahr nur einen Bruchteil der Zeit verwendet wird. Bei Booten, die für Taxiservices eingesetzt werden, lohne sich die Elektrifizierung deshalb besonders.

Ein Aufpasser fährt mit

Bis zu 17 Kilometer pro Stunde schafft das Boot, der 120-Kilowattstunden-Akku hält bis zu 18 Stunden durch, bis er an die Ladestation muss. Einen Teil steuern die Photovoltaikmodule mit einer Peakleistung von 1,5 Kilowatt bei, die auf dem Dach montiert sind.

Luftbild von einem Boot mit PV-Modulen
Solarmodule am Dach steuern tagsüber einen Teil des Stroms bei.
Callboats

Aufgrund gesetzlicher Vorschriften muss sich derzeit noch ein Crewmitglied an Bord befinden – gesteuert wird das Boot allerdings autonom beziehungsweise von Mitarbeitenden in der Zentrale, die jederzeit eingreifen können.

Weitläufige Insellandschaften, günstige Strompreise und hohe Personalkosten – dieser Mix dürfte ausschlaggebend dafür sein, dass in Skandinavien schon seit Jahren mit autonomen elektrischen Schiffen experimentiert wird. So forscht die norwegische Universität für Wissenschaft und Technologie an einem autonomen Boot, das allerdings nicht auf Bestellung, sondern im Linienbetrieb eingesetzt werden soll. Die staatliche Fährgesellshaft Finferries testete bereits 2018 eine autonome Fähre in Turku. Bisher handelte sich aber bloß um Versuche – die Callboats-Boote sind hingegen bereits im regulären Einsatz. (red, 3.10.2023)