Eva Maria Marold
Die gebürtige Burgenländerin ist nicht nur Kabarettistin, sondern auch Theater- und Fernsehschauspielerin, Sängerin und Tänzerin.
Ernesto Gelles

Eine gerümpfte Nase, und das Publikum lacht von ganz allein. Wenn Eva Maria Marold die Bühne betritt, muss sie nichts sagen. Sie spricht ja gar nicht so gern, sagt sie, und schon gar nicht über Persönliches. Ja, viel lieber singt sie, dabei muss man nicht so viel reden. Still bleibt es bei der Premiere ihres neuen Programms Radikal inkonsequent trotzdem nicht lang. Wer die Frau kennt, der weiß, dass sie doch gerne aus dem Nähkästchen plaudert, und das nicht zu knapp. Da kommt die erste Wuchtel gerade recht: So nämlich engagiert sie sich schon lange für eine Non-Profit-Organisation, für die Kunst- und Kulturbranche.

Im Rampenlicht steht Marold recht konsequent: Die gebürtige Burgenländerin ist nicht nur Kabarettistin, sondern auch Theater- und Fernsehschauspielerin, Sängerin und Tänzerin, sie war in Musicalrollen zu sehen und ist seit 2004 fester Bestandteil bei der ORF-Quizshow Was gibt es Neues?. Bei einer solchen Vita darf die Dancing Stars-Teilnahme natürlich nicht fehlen: 2012 hat sie den 5. Platz belegt.

Zack, bumm, Rudi Carrell

Das neue Programm gestaltet sie als Musikkabarett mit zwei Musikern. Mit Andi Pilhar am Keyboard und Goran Mikulec an der Gitarre performt Marold Coverversionen, manche in der Originalsprache, manche mit burgenländischem Einschlag. Die erste Spielhälfte ist so persönlich, wie man es von ihr gewohnt ist. Sie ist ja "der Roy Black der Kleinkunst". Er wollte Rock-'n'-Roller werden, sie Filmstar. Er ist beim Schlager "pick’n" geblieben, sie beim Kabarett. Single ist sie schon länger, sie weiß nicht recht, ob sie sich lieber einen Hund oder einen Mann zulegen soll. Füttern und entlausen muss man schließlich beide.

Es geht auffallend viel um Sex und Schlager – kein sonderlich explosiver Witzcocktail. Marold versteht es dennoch, diesen leicht bekömmlich und mit gesundem Schmäh anzurichten, ohne dass er abgedroschen oder wie dreimal verdaut schmeckt. Nach der Pause würde sie gerne an Herzblatt teilnehmen (Wer erinnert sich?). Zack, bumm, Nebelmaschine, Rudi Carrell aus dem Off. Sie wechselt ins Rollenspiel und bewährt sich wieder als Charakter-Ulknudel, die drei Kandidatinnen gleichzeitig spielt.

Aus dem Ärmel geschüttelt

Ihr neues Programm geht Marold locker von den Lippen, als hätte sie es sich erst auf der Bühne aus dem Ärmel geschüttelt. Radikal inkonsequent wirkt das nicht: Der Abend ist streng getaktet, Musik und Text halten sich die Waage. Wer sich an der kräftigen Stimme der ausgebildeten Sängerin erfreut, kommt voll auf seine Kosten. Für ein Highlight des Abends muss sie dann aber doch sprechen: Sie liest aus Fifty Shades of Grey, denn das sollte "in keinem Schlafzimmer fehlen". Das will sie sehr sexy und sehr devot vortragen, aber irgendwie verwirrt es sie schnell. In den Hosen des Publikums regt sich nichts, dafür befeuchten Lachtränen die Augen. (Caroline Schluge, 4.10.2023)