Auch wenn es noch viele Jahre bis zum Pensionsantritt dauern wird: Die Generation Z ist sich der Bedeutung von Altersvorsorge aber dennoch bewusst. Allein, nur ein Fünftel der Befragten im Alter von 16 bis 27 Jahren sorgt tatsächlich bereits für den eigenen Lebensabend vor, wie aus einer von der Uniqa Versicherung in Auftrag gegebenen Studie hervorgeht. Das ist deutlich weniger als bei älteren Menschen. Meist geben jene der Generation Z, die nicht vorsorgen, an, entweder noch genug Zeit dazu zu haben oder derzeit über zu wenig Geld zu verfügen. Fast jeder Fünfte aus dieser Generation junger Erwachsener verlässt sich zudem darauf, später ohnedies genug Vermögen zu erben oder entsprechend gut zu verdienen. Ist das selbstgefällig oder angesichts der demografischen Entwicklung eine realistische Einschätzung?

Junge Leute stehen mit Getränkegläsern in der Hand zusammen.
In jungen Jahren ist der eigene Lebensabend noch sehr fern. Dennoch ist es wegen des Zinseszinseffekts wichtig, früh mit der Altersvorsorge zu beginnen.
Getty Images

Denn als geburtenarme Generation werden sie im Erwerbsleben am Arbeitsmarkt voraussichtlich eine höhere Preismacht besitzen als ihre Eltern. Dazu kommt, dass sich das Vermögen der geburtenstärkeren Vorgenerationen irgendwann bei ihnen konzentrieren wird. Uniqa-Vorstand Peter Eichler schätzt die Generation Z als "nicht selbstgefällig, sondern rational ein". Denn die jungen Erwachsenen haben der Studie zufolge ohnedies bereits finanzielle Unterstützung erhalten, nämlich ein Viertel von den Eltern und 22 Prozent von den Großeltern – was mehr ist als bei vorangegangenen Generationen. Und die jungen Erwachsenen gehen auch davon aus, künftig weitere Zuwendungen der Eltern und Großeltern zu erhalten.

Eltern in der Pflicht

Denn Leute zwischen 16 und 27 Jahren sehen – anders als ältere Personen – ihre eigene Altersvorsorge als gesamtfamiliäres Thema. Sprich 36 Prozent der Befragten der Generation Z ist der Ansicht, dass Eltern in der Verantwortung stehen, zumindest einen Teil der Vorsorge für den Nachwuchs finanziell zu tragen. Wobei dieser Wert mit zunehmendem Alter steigt. Zum Vergleich: Unter den Babyboomern, also 59- bis 77-Jährigen, sind nur 18 Prozent dieser Meinung. Über alle Generationen hinweg beträgt der Anteil 26 Prozent.

Bettina Fuhrmann, die an der WU Wien das Institut für Wirtschaftspädagogik leitet, hält es generell für wichtig, bereits in jungen Jahren vorzusorgen. "Leider ist der Zinseszinseffekt für viele ein Buch mit sieben Siegeln", sagt sie. Daher könnten sich junge Menschen nicht vorstellen, wie sehr sie von diesem Effekt profitieren können, wenn sie schon früh etwas auf die hohe Kante legen – und seien es nur 50 oder 100 Euro pro Monat. "Erst durch konkrete Rechenbeispiele, die sich an realen Daten orientieren, kann der Effekt für viele nachvollziehbar werden", ergänzt Fuhrmann.

Defizite bei Veranlagung

Ob Pensionslücken oder Altersarmut bei Frauen – für die Wirtschaftspädagogin ist Finanzbildung der Schlüssel für "ein sorgenfreies und selbstbestimmtes finanzielles Leben". Ähnlich sieht das Uniqa-Vorstand Eichler, der "ein Wissensdefizit bei Finanz- und Veranlagungsthemen" sieht. Denn quer durch alle Generationen sind Sparkonten oder -bücher die am häufigsten genutzte Anlageform. Wobei jüngere Menschen häufig ähnlich veranlagen wie ihre Eltern. Daran zeigt sich, dass Finanzbildung stark innerhalb von Familien weitergegeben wird. "Finanzwissen darf kein Privileg einiger weniger sein", betont Eichler.

Auch wenn dieser Effekt bei der Generation Z besonders stark ausgeprägt ist, sieht WU-Expertin Fuhrmann generell einen "Knowledge-Behaviour-Gap". Sprich 71 Prozent der Bevölkerung zwischen 16 und 77 Jahren halten finanzielle Vorsorge für wichtig, tatsächlich tun es aber nur 37 Prozent. Das ist noch dazu ein starker Rückgang, vor zwei Jahren gaben noch 44 Prozent an, sich finanziell für das Alter abzusichern. Im Gegenzug gaben mit 34 Prozent deutlich mehr Menschen an, kein Geld für Vorsorge zu haben. Auch Eichler berichtet von leichten, aber "nicht dramatischen" Rückgängen im Neugeschäft wegen der Inflation. (Alexander Hahn, 5.10.2023)