Das BIld zeigt X-Eigentümer und Milliardär Elon Musk
Elon Musk sorgt mit seinen Änderungen für den Twitter-Nachfolger X immer wieder für Aufsehen.
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Dass sich Social Media ständig weiterentwickelt, liegt in der Natur der Sache. Seit Elon Musk Twitter übernommen und in X umbenannt hat, sind die Änderungen auf der Plattform jedoch häufiger geworden – und vor allem radikaler. Eine der jüngsten Neuerungen von X dürfte für besonderes Aufsehen sorgen: Artikel, die auf der Plattform geteilt werden, haben keine Überschriften mehr.

Wenn Nutzer in der Vergangenheit einen Artikel auf Plattformen wie Twitter teilten, wurde der Titel oder die Schlagzeile des Artikels in der Regel unter einem Bild angezeigt, das den Kontext des geteilten Inhalts verdeutlichte. Für Medienunternehmen und Verlage bot diese Überschrift eine kurze Zusammenfassung des Inhalts des Artikels. Bei X bedeutet der Wegfall der Überschrift jedoch, dass Verlage, die ihre Überschriften sichtbar machen wollen, diese entweder in den Text des Artikels oder in das geteilte Bild einfügen müssen.

Musk erwähnte diese Änderung in seiner typischen Art bereits vor einigen Monaten und erklärte, dass es sich um eine persönliche Entscheidung handle, um die Ästhetik der Plattform zu verbessern. Mitte dieser Woche berichteten jedoch einige X-Nutzer, dass sie immer noch Schlagzeilen in ihrer Timeline sehen. Dies deutet darauf hin, dass die Änderung schrittweise eingeführt wird oder dass es bei der Umsetzung – mittlerweile wenig überraschend bei X – zu Pannen kommt.

Es bleibt kompliziert – und unberechenbar

Die Beziehung zwischen Musk und den Mainstreammedien war schon immer turbulent. Seine Interpretation von Journalismus deutet auf eine Vorliebe für ungefilterte Inhalte direkt von der Quelle hin. Laut Musk stellt dieser Ansatz die traditionelle Kontrolle einiger weniger Redakteure über die Nachrichten infrage und führt zu einer dezentraleren Art der Informationsverbreitung. Auch seine Tweets spiegeln eine klare Präferenz für die unvermittelte Stimme der Massen gegenüber dem traditionellen Journalismus wider.

Musks unberechenbares Vorgehen im Umgang mit Medieninstitutionen hat auch schon zuvor mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Vor allem sein Hin und Her mit dem Verifizierungsstatus der "New York Times" sorgte für Aufsehen. Die anfängliche Aberkennung des Gütesiegels wurde mit der angeblichen Weigerung der Publikation begründet, für den Status zu zahlen, später wurde er wiederhergestellt und dann wieder aberkannt. Außerdem verbot er zeitweilig Journalisten auf der Plattform, die er beschuldigte, seine privaten Daten im Internet veröffentlicht zu haben. Sein unkonventioneller Stil wurde noch unterstrichen, als er die E-Mail-Anfragen von Medien mit einem Kackhaufen-Emoji automatisiert beantworten ließ.

Schwere Verluste

Seit der Übernahme von Twitter schreckt Musk nicht vor tiefgreifenden Veränderungen zurück. Einer seiner ersten großen Schritte war die Umbenennung der Plattform in X, nach seinem Lieblingsbuchstaben. Dann überarbeitete er das Verifizierungssystem und erlaubte jedem zahlenden Mitglied, ein Häkchen zu setzen. In einer überraschenden Wendung entzog er sogar einigen Prominenten den Verifizierungsstatus, um ihnen diesen einige Tage später wieder zurückzugeben. Eine der vielleicht einschneidendsten Entscheidungen war jedoch der Personalabbau, der dazu führte, dass Twitters Belegschaft um nahezu 80 Prozent reduziert wurde.

Die Kosten waren und sind für Musk immer schon Schwerpunkt. Er schlug eine geringe monatliche Gebühr für X-Nutzer vor, um – offizielle Version – automatisierte Bots abzuwehren, die er als großes Problem auf der Plattform ansieht. Das hat aber einen einfacheren Grund: Die monatlichen US-Werbeeinnahmen sind seit der Übernahme des Unternehmens durch den Milliardär erheblich gesunken. Die Erlöse seien jeden Monat um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, geht aus aktuellen Daten des auf Werbeanalysen spezialisierten Unternehmens Guideline hervor. Im Dezember 2022 seien die Werbeeinnahmen im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 78 Prozent gesunken. Dies sei der stärkste monatliche Rückgang seit der Übernahme. Im August, den letzten verfügbaren Daten von Guideline, sollen sie im Jahresvergleich auch noch um 60 Prozent geschrumpft sein. (bbr, 5.10.2023)