Google mag nicht der größte Smartphone-Hersteller der Welt sein, er ist derzeit aber der am schnellsten wachsende. Auf diesen Umstand verwies Google im Rahmen der Vorstellung von Pixel 8 und Pixel 8 Pro gleich mehrfach. Tatsächlich darf sich Google derzeit über ein starkes Wachstum bei den Absatzzahlen freuen – und das, während der Gesamtmarkt ordentlich schrumpft.

In Nordamerika und Japan schneidet die Google-Hardware besonders gut ab, in Zukunft würde man aber gern auch vermehrt in Europa punkten. Und das heißt in dem Fall auch: in mehr Märkten als bisher verfügbar sein. So sind Pixel 8 und Pixel 8 Pro die ersten Pixel-Geräte, die offiziell in Österreich erhältlich sind. Warum das so lange gedauert hat, wo man die eigenen Stärken sieht und wieso man eher nicht mit einem Billig-Smartphone von Google rechnen sollte, erläuterte Nanda Ramachandran, Google-Vizepräsident für die Pixel-Abteilung, im Vorfeld des aktuellen Produktlaunches im Gespräch mit dem STANDARD.

Pixel 8
Das Pixel 8 ist Googles kleineres der beiden neuen Smartphones.
Google

Neue Länder

Es ist eine Frage, die bei der Pixel-Linie viele Beobachterinnen und Beobachter seit Jahren verwundert. Wenn man mit Smartphones wirklich erfolgreich sein will, würde es da nicht irgendwie Sinn ergeben, diese in möglichst vielen Ländern anzubieten? Das ist zwar prinzipiell richtig, allerdings nicht so einfach, wie sich das viele vorstellen, betont Ramachandran.

Die Realität sei, dass Google immer eine Softwarefirma war. Eine eigene Infrastruktur für Lieferkette, Fertigung, Vertrieb und auch Support aufzubauen sei auch für eine dermaßen große Firma eine Mammutaufgabe. "All diese Dinge sind neu für uns, also sind wir bewusst vorsichtig an die Ausdehnung der Verfügbarkeit herangegangen", formuliert es der Google-Vizepräsident. Nur um anzufügen: Nun, wo man einen gewissen Punkt erreicht habe, sollen bald weitere Länder folgen – und zwar nicht ein paar, sondern "sehr viele".

Große Ziele

Neben Europa soll dabei auch Asien einen weiteren Schwerpunkt der Expansion darstellen. Dort hat man derzeit in Japan so etwas wie eine kleine Hochburg. Im zweiten Quartal 2023 schafften es die Pixel-Smartphones dort bereits auf einen Marktanteil von zwölf Prozent – eine Versechsfachung gegenüber dem Vorjahr. Dass bei der Präsentation des Pixel 8 Pro eines der stärksten neuen Features, ein KI-basiertes System zur Verbesserung der Videoqualität, von einer japanischen Filmemacherin vorgezeigt wurde, war insofern natürlich kein Zufall.

Immer wieder ist im Zusammenhang mit der Pixel-Reihe die Einschätzung zu hören, dass es Google doch in Wirklichkeit nur darum gehe, Einfluss auf die Android-Welt auszuüben, eine Art Vorbildrolle einzunehmen. Das weist Ramachandran klar zurück: "Wir haben nicht vor, ein kleiner Player zu bleiben." Das erklärte Ziel sei es, den großen, etablierten Herstellern Marktanteile abzunehmen.

Das KI-Smartphone

Das wirft natürlich die Frage auf, wie man sich vom Mitbewerb abheben will. Fragt man Ramachandran nach dem einen, die Google-Smartphones bestimmenden Thema, kommt die Antwort schnell: künstliche Intelligenz (KI). Das Pixel sei das KI-Smartphone schlechthin. Jahr für Jahr habe man immer mächtigere Maschinenlernmöglichkeiten in die eigenen Geräte integriert. Dass dieses Thema der eigentliche Grund für die Entwicklung jener Tensor-Chip, die aktuelle Pixel-Smartphones antreiben, war, hatte Google in der Vergangenheit bereits mehrfach betont.

Nanda Ramachandran
Nanda Ramachandran, Vizepräsident der Pixel-Abteilung bei Google.
Google

Spätestens seit dem Pixel 3 hätten KI-Funktionen eine immer wichtigere Rolle eingenommen. Die Einführung der "Nachtsicht", die von einem Tag auf den anderen erheblich bessere Abendaufnahmen ermöglicht hatte, sei da ein wichtiger Meilenstein gewesen. Beim Pixel 8 geht man da nun den nächsten logischen Schritt, streicht der Google-Vizepräsident heraus.

Der Tensor-G3-Chip sei nicht nur bei lokalen Maschinenlernaufgaben um ein Vielfaches flotter, für Features wie das bereits kurz angesprochene "Video Boost" kombiniert man diese Möglichkeiten noch mit den Rechenkapazitäten der Google-Cloud. Diese Kombination mache Dinge möglich, die für Videoaufnahmen mit einem Smartphone bisher undenkbar waren – vor allem eine viel bessere Qualität am Abend, versichert Ramachandran.

Die Preisfrage

Was es beim Pixel 8 aber auch gibt, ist eine deutliche Preiserhöhung – um 150 bis 200 Euro mehr pro Modell. Diese sieht Ramachandran aber als durchaus gerechtfertigt an: "Wenn man sich das Pixel 8 ansieht, dann haben wir im Vergleich zum Pixel 7 fast alles erneuert." Es gebe bessere Displays, neue Kameras, einen stärkeren Chip. "Und natürlich sind die sieben Jahre Update-Support ebenfalls ein signifikantes Investment."

Pixel 8 Pro
Die Kamera bleibt eine der großen Stärken der Pixel-Smartphones.
Proschofsky / STANDARD

Damit verweist Ramachandran darauf, dass die Pixel-8-Serie das Supportversprechen stark ausdehnt, so gibt es nun sieben Jahre lange sowohl Sicherheitsaktualisierungen als auch große Updates. Ein Wert, mit dem man sich deutlich vom Android-Mitbewerb absetzt und sogar Apples iPhones übertrumpft. Zudem stehe man im Vergleich zu vergleichbaren Konkurrenten wie Samsungs Galaxy S23 Ultra aber auch das iPhone 15 Pro Max preislich noch immer sehr gut da.

Kein Billig-Pixel

Eine klare Absage erteilt Ramachandran der Idee eines Pixels für das Niedrigpreissegment. "Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass wir in die Richtung gehen." Die Frage sei, was ein Pixel eigentlich ausmache. Das wäre die Kamera, die Sicherheit, aber auch all die smarten Features auf Basis von künstlicher Intelligenz.

All das in guter Qualität anzubieten sei bei einem Gerät um die 200 Euro einfach nicht möglich, betont der Google-Vizepräsident. "Dafür müssten wir zu viele Kompromisse eingehen." (Andreas Proschofsky, 6.10.2023)