Schon melden sie sich wieder, die Hamas-Versteher. Israel sei selbst schuld: die ewige Besatzung, die Landwegnahme, die schlechte Behandlung der Palästinenser. So rinnt es aus den Internetforen und aus manchem Leitartikel.

Sonntag am Times Square in New York: Palästinenser-Protest vor dem israelischen Konsulat.
IMAGO/Adem Wijewickrema

Das ist eine Teilwahrheit. Ja, die Besatzung ist zutiefst ungerecht, oft brutal, und die jetzige Regierung Israels lebt von Rechtsextremisten, die das Westjordanland annektieren und die Palästinenser vertreiben wollen.

Aber was ist das für ein "Freiheitskampf"? Gezielt Zivilisten ermorden? 260 feiernde junge Leute bei einem Musikfestival niedermetzeln? Über dem halbnackten Körper einer toten oder halbtoten jungen Frau sexualisierte Triumphgesten in die Kameras machen?

Und: Die "Befreiung" der Palästinenser durch die Hamas sieht jetzt schon in Gaza so aus: eine eisenharte Diktatur religiöser Fanatiker.

"Befreiung" durch eine Mörderbande funktioniert nicht. Die größte Selbstbefreiung der neueren Geschichte, nämlich die der osteuropäischen Völker vom sowjetischen Besatzungsregime, war fast unblutig. Es versammelten sich Millionen auf den Straßen und Plätzen, bis die KP-Regime in sich zusammensackten. Einen riesigen, friedlichen Protest der Palästinenser, immer und immer wieder, könnte auch die größte Hardlinerregierung Israels nicht unterdrücken. Ein Regierungswechsel wäre möglich. Ein völlig fremder Gedanke für Palästinenser? (Hans Rauscher, 9.10.2023)