Bild von Festivalgelände in der Wüste Negev nach Hamas-Angriff
Das Supernova-Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste wurde zum Blutbad.
AFP/SOUTH FIRST RESPONDERS/-

Tel Aviv – Nach dem von der islamistischen Hamas bei einem Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste angerichteten Blutbad suchen Angehörige immer noch verzweifelt nach Vermissten. "Ich weiß nicht, ob meine Tochter irgendwo blutend liegt, ich weiß nicht, ob man sie nach Gaza verschleppt hat, ich weiß nicht, ob sie leidet", sagte Ahuwa Maizel am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Das letzte Mal, dass sie mit ihrer Tochter sprach, sei am Samstag kurz nach sieben Uhr morgens gewesen.

(Achtung: Video beinhaltet Darstellung von Gewalt)
AFP/DER STANDARD/mvu

Ihre Tochter Adi habe angerufen und gesagt: "Hier ist ein Massaker, sie richten ein Massaker an, hunderte Terroristen schießen um sich." Dann sei die Verbindung abgebrochen. "Falls sie jemand gefangen hält, bitte, bitte, bleibt menschlich. Wir haben alle die gleiche DNA, wir sind alles nur Menschen", sagte Maizel unter Tränen. Die Ungewissheit sei nicht auszuhalten. Unschuldige Menschen dürften nicht zu politischen Zwecken missbraucht werden. "Lasst das keinen neuen Holocaust werden."

In sozialen Netzwerken teilten Überlebende mit, wie sie den schrecklichen Überfall der Hamas auf das Supernova-Festival erlebt hatten. Arik Nani beschrieb, wie sie stundenlang versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. "Wir rannten zu den Feldern und hörten hinter uns ständiges Feuer, sahen Menschen rennen und fallen. Wir versteckten uns im Gebüsch, während Kugeln über unsere Köpfe flogen", sagte Nani, die diese Woche 26 wird. Sie werde ihren Geburtstag in Trauer, aber dankbar feiern. "Ich habe nicht gedacht, dass ich es schaffen würde." Sechs Stunden lang sei sie dehydriert und mit einer Verletzung an der Hand gerannt, bis sie es schaffte, in eine Notunterkunft zu kommen.

Suche nach Verletzten nach Angriff der Hamas gegen Israel.
Die als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte am Samstagmorgen von Gaza aus Raketenangriffe gegen Israel begonnen.
AFP/AHMAD GHARABLI

"Sie gingen von Baum zu Baum und schossen"

Andere Augenzeugen berichteten, wie sie mit Autos flüchten wollten und unter Beschuss gerieten. Auf Bildern nach dem unvorstellbaren Überfall sind in der Nähe des Festivalgeländes dutzende abgebrannte Autos zu sehen. Andere versteckten sich in Büschen und Bäumen. "Sie gingen von Baum zu Baum und schossen. Ich sah, dass überall Menschen starben. Ich war sehr still. Ich habe nicht geweint, ich habe nichts getan", sagte eine Überlebende der BBC.

Aufnahmen von Kameras an geparkten Autos zeigen die letzten Minuten von verletzten Festivalbesuchern, wie sie von Mitgliedern der von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuften Hamas erschossen werden.

Palästinenser geht durch Schutt.
Israel regierte auf die Aggression der Hamas mit massiven Angriffen und beschoss unter anderem eine Moschee in Gaza-Stadt.
AFP/MAHMUD HAMS

Mehr als 100 Entführte

Nach offiziellen Angaben wurden bei dem Großangriff der Hamas, der auch mehreren Orten im Grenzgebiet galt, mehr als 100 Zivilisten in den Gazastreifen entführt, unter ihnen Frauen, Babys, Kleinkinder, Großeltern. Es wird erwartet, dass die Zahl deutlich höher liegen könnte.

Die Hamas hatte am Samstagmorgen von Gaza aus überraschend Raketenangriffe auf Israel begonnen. Gleichzeitig drangen bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor und griffen Menschen in mehreren Orten in Grenznähe an. Israel beschoss in Folge der Angriffe der Hamas Ziele im Gazastreifen, darunter auch eine Moschee in Gaza-Stadt. (APA, red, 9.10.2023)