Dogman Besson
Die Hunde sind die Stars in "Dogman". Dass also der Held bei Luc Besson Dougheißt und "Dog" rückwärts gelesen "God" ergibt, ist kein Zufall.
Capelight Pictures

In der brillanten Serie Succession gibt es eine Szene, in der Roman Roy, der jüngste Abkömmling einer Mediendynastie, von einem Kindheitstrauma erzählt. Seine Geschwister hätten ihn in einen Käfig gesteckt und gezwungen, Hundefutter zu essen. "Darüber sollte man einen Film machen", sagt er, beleidigt, weil seine Geschwister ihn nicht ernst nehmen. Luc Besson hat's mit Dogman getan.

Der französische Regisseur wurde mit Léon der Profi 1994 weltberühmt und hat derzeit einiges zu beweisen. Wie seinem Landsmann Gérard Depardieu werden ihm von verschiedenen Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Wegen Vergewaltigung zeigte ihn die Schauspielerin Sand Van Roy 2018 an, zwei Ermittlungen wurden aus Mangel an Beweisen eingestellt. Doch die belgische Schauspielerin warf den französischen Behörden Schlampigkeit vor und reichte in ihrer Heimat erneut Klage ein.

Abseits dessen steht auch sein filmisches Talent nach seinem lau rezipierten Fantasy-Spektakel Valerian (2017) zur Disposition. Ist Dogman also – wie man es nach der diesjährigen Teilnahme im Wettbewerb von Venedig erwarten könnte – Luc Bessons Comeback?

Traumatisierter Hundefreund

Wer ein Glanzstück der Drehbuchkunst erwartet – könnte man ja, falls die Idee wirklich aus Succession stammt –, wird enttäuscht. Dogman ist in seiner Psychologie, Dramaturgie und Symbolik wahnsinnig platt, hat aber andere Qualitäten.

Da ist der Bub Douglas, der aus dem ärgsten Loch stammt. Verlassen von der Mutter, wird er von seinem üblen Vater und Bruder in den Hundezwinger gesperrt und schließlich durch eine Schrotflinte zum Querschnittsgelähmten gemacht. Im Kinderheim findet Doug Trost im Schauspiel, doch die junge Schauspiellehrerin erwidert seine Gefühle nicht. Eine Kränkung, die beim Erwachsenen zum totalen Rückzug aus der Gesellschaft führt. Ein Lichtblick sind neben seinen Hunden nur seine Freitagabende: In einem Drag-Club singt er als Marlene, Edith oder Marilyn.

DOGMAN - Trailer OmU German | Deutsch
Polyfilm Verleih

"Joker" in Drag

Verraten wird das alles in Rückblenden, die die Gespräche zwischen Doug und der Gefängnispsychologin Evelyn in einer Zelle mit Leben füllen. Aber weshalb sitzt Doug überhaupt ein?

Der Sozialhilfe beraubt, hat sich Doug selbst helfen müssen und seine geschickten Hunde bei den Superreichen auf Beutezug geschickt – in einer Minirolle ist hier eine fast unkenntliche Marisa Berenson Opfer der Einbrüche. Die Raubzüge gehen nur so lange gut, bis Doug von einem fiesen Versicherungsangestellten gefasst wird.

Mit seiner düsteren Inszenierung und brachialen Gesellschaftskritik wirkt Dogman wie ein Abklatsch von Todd Phillips' Joker, inklusive des messianischen Finales. Das ist Trash, aber vergnüglich. Insbesondere wegen seiner vierbeinigen Darsteller und des beeindruckenden Caleb Landry Jones in der Rolle des queeren Hundeflüsterers.