Das Haus der Kaufmannschaft am Schwarzenbergplatz in Wien hat schon einige Jährchen auf dem Buckel, genau genommen sind es 120. Es wurde ab 1902 vom Fonds der Wiener Kaufmannschaft nach Plänen der Architekten Ernst von Gotthilf und Oskar Neumann errichtet und 1903 vom Fonds als Hauptsitz bezogen.

Das Haus der Kaufmannschaft von außen und ein Blick in die modernen Büros.
Das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahr 1903 wurde außen und innen modernisiert.
Fonds der Wiener Kaufmannschaft

120 Jahre später wurde es nun runderneuert und zum modernen Office umgestaltet, wobei die Kernmaxime war, einen "Great Place to Work" zu schaffen.

Prunksaal  mit eigenem Koch

Neue Mieter des Gebäudes mit 4.300 Quadratmeter Nutzfläche sind die Leitner Leitner Wirtschaftsprüfer Steuerberater gemeinsam mit Leitner Law. Ihre rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können den Prunksaal mit dem Gemälde des Kaisers nun als Kantine nutzen, und sie werden hier übrigens mittags auch von einem eigenen Koch verköstigt.

Der Prunksaal im Haus der Kaufmannschaft.
In der neuen Kantine schaut einem der Kaiser beim Essen zu.
Putschögl

Generell sei es Ziel des Umbaus gewesen, bei dem die neuen Mieter auch mitgeplant (und mitgezahlt) haben, "unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen der attraktivsten Arbeitsplätze der Stadt zu bieten", wie Projektleiterin Natascha Stornig-Wisek, Partnerin bei Leitner Leitner, beim Besuch des STANDARD erklärt. Begonnen wurde das Projekt schon mitten in der Pandemie, "damals haben wir zu suchen begonnen, weil da viele Flächen zurückgegeben wurden", sagt Stornig-Wisek.

Das Entree des Hauses versprüht nach wie vor viel gründerzeitlichen Charme. Rechts im Bild die Bibliothek der Mieter, einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei.
Das Entree des Hauses versprüht nach wie vor viel gründerzeitlichen Charme. Rechts im Bild die Bibliothek der Mieter, einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei.
Putschögl

Neben der Prunksaal-Kantine gibt es eine Kaffee-Lounge, außerdem eine Bibliothek, die hier naturgemäß mit juristischer Fachliteratur bestückt ist, und eine kleine Dachterrasse, die über eine Wendeltreppe erreicht werden kann. Vielerorts wurde die Jahrhundertwendeoptik beibehalten, das war auch notwendig, denn das Haus steht unter Denkmalschutz. Für den Umbau zeichnet das Architekturbüro Hein verantwortlich, die Innenarchitektur stammt vom Büro Arkform.

Knappes Angebot am Wiener Büromarkt

Vermittelt wurde das Objekt von EHL Immobilien. Dort sieht man wegen der aktuell sehr geringen Neuflächenproduktion auf dem Wiener Büromarkt von nur knapp 46.000 Quadratmetern heuer mittlerweile eine Angebotsverknappung. Im Vorjahr wurden 126.000 Quadratmeter fertiggestellt. Deshalb stieg laut einer aktuellen Analyse von EHL zuletzt auch die Spitzenmiete an, sie liegt mit 27,50 Euro je Quadratmeter mittlerweile um 1,50 Euro über dem Vorjahreswert.

Bei EHL rechnet man für heuer mit einer Vermietungsleistung von rund 170.000 Quadratmetern. Laut aktuellen Zahlen des Vienna Research Forums wurden im dritten Quartal 31.100 Quadratmeter an modernen Büroflächen vermietet, die Leerstandsquote ist auf 3,83 Prozent gesunken. (Martin Putschögl, 11.10.2023)