Eine günstige Alternative zu teuren Hotelzimmern anzubieten. Mit diesem Versprechen sind einst Kurzzeitvermietungsplattformen wie Airbnb oder Vrbo angetreten. Doch stimmt das noch? Die britische Verbraucherorganisation Which? (vergleichbar mit dem VKI) ist dieser Frage nachgegangen und hat den Durchschnittspreis eines Hotelzimmers mit dem einer Ferienwohnung mit einem Schlafzimmer verglichen, die über Airbnb oder die Konkurrenzplattform Vrbo zu buchen ist.

Auf Santorin geht die Preisschere zwischen Hotelzimmer und Airbnb-Zimmer am weitesten auseinander.
Auf Santorin geht die Preisschere zwischen Hotelzimmer und Airbnb-Zimmer am weitesten auseinander.
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Laut eigenen Angaben habe man dafür hunderttausende Angebote von Hotelzimmern und 300.000 entsprechende Angebote auf beiden Plattformen über einen Zeitraum von zwölf Monaten in 50 Städten weltweit beobachtet. Ausgewertet wurden die Daten von Airdna, einem Analyseunternehmen. Die Vergleichsseite Kayak lieferte die durchschnittlichen Kosten für ein Hotelzimmer für denselben Zeitraum, ohne Fünf-Sterne-Hotels. Das Ergebnis: Hotels waren in 38 der 50 untersuchten Reiseziele günstiger. Which? führt das auf die gewachsene Popularität der Plattformen während der Pandemie zurück, dies habe zu steigenden Preisen geführt.

Rory Boland, Herausgeber der Zeitschrift "Which? Travel", meinte gegenüber dem "Independent": "Viele Urlauber werden überrascht sein, dass die durchschnittlichen Kosten für Hotels an vielen Reisezielen billiger sind als die für Ferienunterkünfte mit einem Schlafzimmer, die oft als beliebte Option für Reisende angepriesen werden, die Geld sparen wollen."

Deutlich teurer

Den größten Preisunterschied habe man auf der griechischen Urlaubsinsel Santorin festgestellt. Ein Ein-Bett-Zimmer in einer Airbnb-Unterkunft sei dort im Durchschnitt um 97 Euro teurer als ein Hotelzimmer. Was bedeutet, dass Urlauberinnen und Urlauber für einen einwöchigen Aufenthalt rund 679 Euro mehr ausgeben müssen.

In 24 der 30 von Which? untersuchten Städte, darunter viele Hauptstädte, waren Hotels billiger. Der Durchschnittspreis für eine Ein-Zimmer-Unterkunft liege pro Nacht etwa 78 Euro über dem eines Hotels – mit zusätzlichen Servicegebühren, liest man. Im Großraum London und in Singapur wiederum würde ein Airbnb- oder Vrbo-Zimmer mit einem Schlafzimmer in der Regel rund 70 Euro mehr kosten als ein Hotelzimmer, heißt es.

Als britische Verbraucherorganisation hat sich Which? die Lage in Großbritannien genauer angesehen. Eine Airbnb- oder Vrbo-Unterkunft mit einem Schlafzimmer war in allen untersuchten britischen Reisezielen mit einer Ausnahme (Salcombe) teurer als ein Hotelzimmer, fand man dabei heraus. In Southwold, einer malerischen Küstenstadt, sei eine Airbnb- oder Vrbo-Unterkunft im Durchschnitt 68 Pfund (rund 79 Euro) teurer, sodass ein Aufenthalt in einer Ferienunterkunft in der Regel satte 476 Pfund (rund 552 Euro) pro Woche mehr koste.

Für Gruppen günstiger

"Wir haben uns angeschaut, was last minute in London verfügbar war, wo das durchschnittliche Hotelzimmer laut der Vergleichsseite Kayak 102 Pfund (rund 118 Euro) kostet (ausgenommen Fünf-Sterne-Hotels)", schreibt Which?. "Wir haben den Vergleich so fair wie möglich gestaltet, indem wir das am besten bewertete Hotel und die am selben Tag verfügbare Privatunterkunft auf Airbnb und Kayak ausgewählt haben." Mit einem Budget von 102 Pfund (rund 118 Euro) könne man in dem am besten bewerteten Hotel auf der Empfehlungsliste von Kayak absteigen, dem Moxy London Excel, einem "schrullig eingerichteten Budget-Hotel in den Docklands". Ein kleines Doppelzimmer koste dort 98 Pfund (circa 114 Euro).

Bei Airbnb hätte man sowohl nach "Superhosts" – den besten Gastgebern der Plattform – als auch nach dem Preis gefiltert. "Das erste Angebot befand sich in einem Dorf nördlich von Watford, mehr als 20 Meilen vom Zentrum Londons entfernt", liest man. Das zweite sei ein "Gartenstudio" für 78 Pfund (rund 90 Euro) pro Nacht gewesen, das an eine Bahnlinie in Wembley grenzt und nur über das Haupthaus zugänglich ist. Die meisten Bewertungen für diese Unterkunft wären zwar positiv, aber eine hätte sie als "eiskalte, schlecht gewartete, schäbige Bruchbude" beschrieben.

In Amsterdam würden Mietunterkünfte durchschnittlich 210 Euro kosten, verglichen mit 133 Euro für Hotels, was fast 60 Prozent teurer ist. Aber nicht nur in Europa, sondern auch in Asien hat "Which?" diesen Trend festgestellt. In Hongkong betrugen die Preisunterschiede bis zu 85 Prozent, ähnliche Zahlen wurden in Singapur und Dubai beobachtet. Wien gehörte übrigens nicht zu den untersuchten Städten.

Zahlt sich ein Airbnb also gar nicht aus? Doch, vor allem wenn man als größere Gruppe reist. "Für größere Gruppen, die mehr Zimmer und Platz benötigen, sind Privatvermietungen immer noch preiswerter als Hotels", sagt Rory Boland und rät: "Wenn Sie Ihre nächste Reise planen, sollten Sie nicht davon ausgehen, dass ein Hotel teurer ist, sondern die Preise auf verschiedenen Plattformen vergleichen."

Als Which? Airbnb und Vrbo dazu befragte, wiesen beide Plattformen darauf hin, dass Ferienunterkünfte in der Regel Küche und Wohnbereich umfassten. Airbnb fügte hinzu: "Diese Daten sind falsch und basieren auf einer fehlerhaften Methodik". (max, 13.10.2023)