Die ersten 259 sind mittlerweile ausgeflogen. Rund 160 weitere Österreicherinnen und Österreicher, die sich derzeit noch in Israel befinden, wollen das Land laut dem österreichischen Außenministerium möglichst schnell verlassen und warten auf einen Evakuierungsflug. Auch die nächsten Flüge werden mit einem Airbus A320 der Austrian Airlines, also einem zivilen Passagierflugzeug, durchgeführt werden – und nicht mit einer Hercules, dem Militärtransporter des Bundesheers.

Eine C-130 Hercules des österreichsichen Bundesheers
Die C-130 Hercules des Bundesheers konnte am Mittwoch nicht abheben – entgegen der Ankündigung von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) in einer Pressekonferenz.
Bundesheer/Pusch

Denn nach der für das Verteidigungsressort peinlichen Panne am Mittwoch – die Hercules-Maschine, deren Flug am Dienstag noch groß per Pressekonferenz angekündigt worden war, konnte wegen eines technischen Defekts nicht starten – bleibt das Transportflugzeug bis auf weiteres am Boden, wie es aus dem Heeresressort auf STANDARD-Nachfrage heißt. Man setze aktuell alles daran, die Hercules wieder startklar zu machen. Wie lange das dauern könne, ließe sich aber derzeit nicht abschätzen. Der für Donnerstag 16 Uhr geplante Start musste erneut abgebrochen werden, wie orf.at und "Kurier" berichteten. Das Flugzeug sei zwar zur Startbahn gerollt, musste aber erneut zurück in den Hangar. "Ja, wir können dies bestätigen. Die Suche nach der Ursache läuft auf Hochtouren", sagte Bundesheersprecher Michael Bauer gegenüber dem "Kurier".

Den Fehler im Bereich der Druckluftanlage, der ein Abheben des Transportflugzeugs am Mittwoch verhindert habe, sei gefunden worden, so Bauer. "Es hat einen Werkstattflug gegeben. Also eine Platzrunde. Nun erfolgt ein Double-Check durch die Techniker, dann sehen wir, wie es weitergeht", erklärte der Bundesheersprecher. Offen bleibt indes, ob die Bundesheer-Maschine noch zur Rettung der ausreisewilligen Österreicher eingesetzt werden könne, die Entscheidung liege schlussendlich beim Außenministerium.

Warum eine Hercules?

Viele stellen sich aktuell auch die Frage: Warum eigentlich nicht gleich anders – also mit zivilen Flugzeugen? Wer schon einmal in einer militärischen Transportmaschine gesessen ist, weiß: Bequem ist anders. Die Sitze sind spartanisch, die Wände praktisch unverkleidet. Und es ist laut. Sehr laut. Vor allem aber: Eine Hercules kann zwar ziemlich viel Fracht transportieren, die Passagierkapazität ist mit etwas mehr als 80 Personen aber recht gering. Der A320 der AUA kann zum Beispiel rund 200 Passagierinnen und Passagiere mitnehmen. Warum hat man sich also überhaupt entschlossen, die Menschen mit der veralteten (Baujahr 1966) und recht ineffizienten Hercules-Maschine evakuieren zu wollen?

Im Verteidigungsressort verweist man dazu auf das Außenministerium. Denn die Evakuierung von Österreicherinnen und Österreichern liegt in dessen Zuständigkeitsbereich. Das Außenamt ist es auch, das entscheiden muss, auf welchem Weg die Personen evakuiert werden. Und in diesem Fall habe es eben beim Heeresressort angefragt, um eine Hercules loszuschicken. Nachsatz: "Warum, das kann nur das Außenministerium beantworten."

Sicherheit kein Faktor

Dort wiederum heißt es im Gespräch mit dem STANDARD, die Entscheidung für die Militärmaschine sei in einer gesamtstaatlich koordinierten Vorgangsweise unter Beteiligung des Bundeskanzleramts gefallen. Grundsätzlich hält man fest, dass Österreich im Gegensatz zu anderen Ländern über keine zivilen Regierungsmaschinen verfüge. Wolle man eine Evakuierung mit einem Flugzeug im Eigentum der Republik durchführen, könne daher nur auf Militärmaschinen zurückgegriffen werden. Eine etwaige höhere Sicherheit der Hercules bei der aktuellen Situation in Israel sei aber kein Thema gewesen.

Im Verteidigungsressort hatte man zuvor darauf verwiesen, dass die Hercules zwar unbewaffnet, aber mit einem Abwehrsystem ausgestattet sei. Im Gegensatz zu einer zivilen Passagiermaschine verfüge der Militärtransporter über Täuschungskörper, die etwa im Falle eines Raketenbeschusses abgefeuert werden könnten. Auch grundsätzlich unterscheide sich militärisches Fliegen von zivilem, auch in Hinsicht auf mögliche Ausweichmanöver.

Kritik von Ausreisewilligen

Für vielfache Kritik von ausreisewilligen Österreicherinnen und Österreichern in Israel hatte gesorgt, dass man sich im Außenressort überhaupt so lange Zeit gelassen habe, um einen Evakuierungsflug zu organisieren. In den ersten Tagen nach Beginn des Hamas-Terrorangriffs verwiesen sowohl Außenministerium als auch österreichische Botschaft in Israel stets auf noch verkehrende Linienflüge, wie mehrere Betroffene dem STANDARD schildern. Aus dem Außenministerium heißt es dazu, man müsse bei noch unklarer Lage in Krisengebieten stets auch Abwägungen hinsichtlich der Kosten treffen. In diesem Fall seien nach wie vor zahlreiche Linienflüge verkehrt – was auch jetzt noch der Fall sei, wie betont wird.

Würde man bei jedem Krisenherd staatliche Maschinen schicken, wären davongaloppierende Kosten die Folge. Solange die Infrastruktur so gewährleistet sei, dass Linienflüge weiter verkehrten, sei hier Zurückhaltung gefordert. Im Vergleich zu zahlreichen anderen Ländern sei man in Österreich mit dem ersten Evakuierungsflug deutlich früher dran gewesen. So habe Deutschland etwa erst am Donnerstag den ersten staatlich organisierten Flug zur Rückholung von Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern gestartet. (Martin Tschiderer, 12.10.2023)