Die Retter von Hohenems

Eine massive Holztür mit Schriftzug: "Sonia mit i". Dahinter sitzt Sonia Feurstein, Neugründerin und Inhaberin einer kleinen Boutique, die sich auf nachhaltige Mode und Kosmetik spezialisiert hat. Sie schätzt, dass Hohenems nun ein regionaler Hotspot geworden ist. Keine 200 Meter davon entfernt hat der Engländer David South das Spuds, ein Slow-Food-Lokal rund um die Kartoffel, eröffnet. Sein Verkaufsschlager ist der sogenannte König Grumpra mit Baked Beans, Cheddar und Vorarlberger Bergkäse. Hohenems, meint er, habe sich zu einem Ort mit Liebe und Leidenschaft entwickelt.

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Belebtes Erdgeschoß in Hohenems.
Karin Nussbaumer

Noch einmal hundert Meter weiter, einmal ums Eck, in der Marktstraße 31, befindet sich das Goldschmiedeatelier von Anna Waibel, mit einer 400 Jahre alten Holzdecke obendrüber. "Was für ein schönes Lokal", sagt die 35-Jährige. "Eigentlich wollte ich mich noch gar nicht selbstständig machen, zumindest noch nicht zu diesem Zeitpunkt, aber dann bin ich auf Markus Schadenbauer gestoßen, und er hat mir dieses Geschäftslokal hier angeboten. Ich war eine der ersten Neumieterinnen im Ort. In den ersten vier Jahren habe ich eine Förderung bekommen und musste nur die halbe Miete zahlen. Das hat extrem geholfen. In der Zwischenzeit ist in Hohenems wieder richtig was los! Leute aus dem ganzen Ländle kommen hierher, und es werden immer mehr."

Markus Schadenbauer ist ein Name, den in Hohenems fast jeder kennt. Der selbstständige Immobilienentwickler und Verwalter hat mit seiner Familie schon vor fast 15 Jahren begonnen, alte, desolate, leerstehende Häuser in der Hohenemser Altstadt aufzukaufen. Allein seit 2018 hat er – mithilfe von privaten Investoren – 21 Millionen Euro in die Sanierung und Wiederbelebung der damals ungeliebten Immobilien gesteckt. Die Stadt Hohenems hat sich der Offensive angeschlossen – mit einer neuen Begegnungszone, mit der der Autoverkehr nun sukzessive zurückgedrängt werden soll.

"Die Renovierung der denkmalgeschützten Häuser mit guten, namhaften Architekten aus der Region ist das eine", sagt der 49-jährige Macher. "Viel wichtiger aber war, dass das wunderschöne Hohenems wieder ein attraktiver Handelsstandort auf der Vorarlberger Landkarte wird." Anstatt in Ketten und Großmieter zu investieren, hat sich Schadenbauer entschieden, in den Erdgeschoßlokalen ein nachhaltiges Handelskonzept zu kuratieren. In den letzten Jahren haben sich auf diese Weise 44 neue Gewerbe angesiedelt, 130 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen.

"Warum ich mir all das antue? Weil ich an die Zukunft von lokalen, regionalen und eigentümergeführten Handelsstrukturen glaube – mit einer Wertschöpfung, die idealerweise in einem engen Umkreis bleibt. Mit 1000 Quadratmeter großen Großmietern bringt man eine kleine Stadt wie Hohenems nur um." Und Hohenems war schon einmal tot. Jetzt lebt es langsam wieder auf.

Der Schuster, der sich Wohnbau leistet

Was tun, wenn das eigene Unternehmen aus St. Peter wegzieht und sich im Zuge der Vergrößerung nun in einem Neubau in der Nähe des Grazer Flughafens ansiedelt? "Für uns war klar, dass wir das Grundstück in der Marburger Straße in der Stiftung behalten und einer neuen Nutzung zuführen möchten", sagt Stefan Stolitzka, seines Zeichens CEO von Legero United und damit der größte und wichtigste Schuhlieferant für Humanic, Geschäftsführer der STP Wohnungserrichtungs- und Immobiliengesellschaft mbH und zudem Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark. "In dieser Rolle hat man eine gewisse Vorbildwirkung. Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen."

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Wohnbau in Graz mit umlaufenden Balkonen.
David Schreyer

Der Wettbewerb für die Wohnbebauung erfolgte nach dem sogenannten Grazer Modell. Das bedeutet: Der Bauherr lädt drei oder vier Architekten seiner Wahl zu einem geladenen Wettbewerb ein, wobei die gleiche Anzahl an teilnehmenden Architektinnen von der Stadt Graz hinzugeladen wird. Auch in der Jury erfolgt die Nominierung der Mitglieder nach dem Fifty-fifty-Prinzip. Dafür aber bringt sich die Stadt nicht nur als Baubehörde ein, sondern auch als eine Art beratende Stabstelle.

Der Sieg ging an das Grazer Architekturbüro Balloon. Der Entwurf sieht fünf freistehende Häuser mit umlaufenden Balkonen vor. Die simple Architektursprache erinnert an eine bauliche Neuinterpretation eines weißen Billy-Regals. In diesem Fall ist das Regal halt mit Blumentöpfen, Gartenmöbeln, Hängematten und allerlei Beistelltischchen und Omama-Kredenzen gefüllt – ein Setzkasten des Lebens. Im Erdgeschoß haben sich ein Café und eine Bäckerei angesiedelt. Stolitzka: "Ich habe gesagt, was ich mir wünsche und worauf ich Wert lege, und ab dann habe ich voll und ganz den Architekten vertraut."

Die Rudolfinum-Radikalrenovierer

Das Rudolfinum in der Museumsgasse 2 in Klagenfurt wurde 1884 nach Plänen von Gustav Gugitz errichtet. 140 Jahre nach Eröffnung war nicht nur die Bausubstanz schon etwas in Mitleidenschaft gezogen, mit undichten Fenstern und Dächern und Schimmelbildung im Keller, auch der Museumsbetrieb platzte längst aus allen Nähten. Nach einer ersten Reparaturoffensive im Jahr 2012 beschloss die Kärntner Landesregierung daher, sich einer umfassenden Revitalisierung anzunehmen – und schrieb einen EU-weiten Architekturwettbewerb aus.

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Das Rudolfinum in Klagenfurt wurde umfassend revitalisiert.
Winkler+Ruck

"Es ist ein faszinierendes, denkmalgeschütztes Gebäude, und wir wollten diesen Reiz erhalten und wiederherstellen", sagen Reinhard Bachl, Leiter der Abteilung Landesimmobilienmanagement, und Projektleiter Johannes Ragger. Das Haus wurde neu strukturiert, die Sammlung ausgelagert, der Wissenschaftsbereich von der Ausstellung klar getrennt. Aus dem 2015 ausgeschriebenen Wettbewerb ging die Grazer-Klagenfurter Büropartnerschaft Èertov, Winkler + Ruck als Sieger hervor. Letztes Jahr wurde das radikal sanierte Kärnten-Museum wiedereröffnet.

"Ein tolles Projekt", sagen die beiden. "Die Architekten meinten immer, sie hätten so lange am Rudolfinum geschüttelt, bis alles Unnötige rausgefallen sei. Wir wollten die Spuren der Zeit sichtbar machen, den Geist des Gebäudes würdigen und dennoch etwas Neues, Frisches, Zeitgenössisches auf die Beine stellen. Warum die Zentralvereinigung der Architekt:innen Österreichs den Bauherrenpreis ausgerechnet an uns vergeben hat? Weil wir es geschafft haben, mitten in der Corona-Pandemie und inmitten einer Baukostenexplosion ein so einzigartiges Projekt zu realisieren. Darauf sind wir stolz." (Wojciech Czaja, 14.10.2023)