Am Mittwoch ging es im FPÖ-Parlamentsklub um die heimische Medienlandschaft. Vertreter "klassischer Medien" hatte der blaue Klub bei seiner Veranstaltung zur "Unabhängigkeit und Freiheit des österreichischen Journalismus" allerdings nicht in seine Klubräumlichkeiten geladen. Dafür gleich drei Vertreter FPÖ-naher "Alternativmedien" – so auch deren Selbstbezeichnung.

Ein Wagen des Senders Auf1
Der Auf-1-Lieferwagen war auf zahlreichen Demos gegen die Pandemiemaßnahmen zu sehen.
IMAGO/Klaus W. Schmidt

Am Podium saß neben FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker und dem Geschäftsführer des Magazins "Freilich", Nachfolger der extrem rechten "Aula", etwa ein Aktivist und Medienmacher, der vor allem mit Desinformation und Verschwörungstheorien einigen Bekanntheitsgrad in einschlägigen Kreisen erreichte: Stefan Magnet, Chefredakteur des in Linz ansässigen Onlinemediums Auf 1 (Alternatives und unabhängiges Fernsehen).

Viele Follower auf Telegram

Die Website, auf der eine Art Online-Fernsehprogramm gesendet wird und die vor allem auf Telegram wachsende Gefolgschaft aufbaut, fiel seit Beginn der Pandemie mit kruden Verschwörungsmythen zu Corona und der Klimakrise auf, in den vergangenen eineinhalb Jahren vermehrt zu Russlands Angriffskrieg in der Ukraine – und seit der Hamas-Terrorattacke in Israel am Samstag auch zum Nahostkonflikt.

In der Pandemie hatte sich der Sender zu einem zentralen Sprachrohr der Corona-Leugner und -Verharmloserinnen entwickelt. Schnittmengen personeller wie inhaltlicher Natur weist Auf1 etwa mit dem mittlerweile eingestellten Rechtsaußen-Magazin "Wochenblick" und dem rechtsextremen "Info-Direkt" auf – DER STANDARD berichtete mehrfach.

Vernetzung in der rechtsextremen Szene

Bei der Veranstaltung trat Magnet gegen "die Zensur gegen alternative Medien", wie er selbst es formulierte, und "Systempolitiker" auf. Auf seinem eigenen Telegram-Kanal ist er aktuell vor allem mit häufigen Postings zur Situation im Nahen Osten aktiv. Dabei warnt er sowohl vor einer "Islamisierung" Europas, als auch von "Propagandalügen" Israels im Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza und verlinkt etwa Artikel des einstigen Gesichts der mittlerweile verbotenen rechtsextremen "Identitären", Martin Sellner.

Auch Magnet selbst ist in der rechtsextremen Szene ausgiebig vernetzt. Er war Mitglied des neonazistischen Bundes freier Jugend (BfJ), trat regelmäßig mit dem Neonazi und langjährigen zentralen Fädenzieher der rechtsextremen Szene Gottfried Küssel auf. Auf auf1.at ist regelmäßig von "Corona-Diktatur" oder der Pandemie als angeblich "geplantem Verzweiflungsakt der Hochfinanz" zu lesen. "Hochfinanz" ist ein gängiger antisemitischer Code in der rechtsextremen Szene. (tschi, 13.10.2023)