Antisemitismus habe "keinen Platz" in Österreich, sagt die offizielle Politik zu dem Brandanschlag auf den jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs. Sie meint es anders, aber das kann man auch so deuten: Der Anschlag und viele andere Vorkommnisse der letzten Zeit beweisen, dass für Antisemitismus bei uns sehr wohl Platz in den Hirnen recht vieler Leute ist.

Wiener Zentralfriedhof Jüdischer Teil Brandanschlag
In der Nacht auf Allerheiligen ist auf dem jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs offenbar ein Brand gelegt worden.
APA/GEORG HOCHMUTH

Tat mit Signalwirkung

Die Tatsache, dass die Täter das Hakenkreuz nicht richtig sprayen können und beim Namen "Hitler" auch ihre Schwierigkeiten haben, heißt zunächst einmal gar nichts. Nicht alle Neonazis haben das in ihrem Bildungsfundus – und nahöstliche Judenhasser schon gar nicht. Man kann auch jugendliche Vandalen nicht ausschließen – allerdings ist das egal. Die Tat signalisiert eindeutig Judenhass, und zwar einen ziemlich virulenten. Eine große Studie im Auftrag des österreichischen Parlaments ergab 2022, dass über 30 Prozent befinden, die Juden hätten zu viel Einfluss in der internationalen Geschäftswelt oder sie würden Nutzen aus dem Holocaust ziehen. Bei muslimischen Zuwanderern waren die Werte generell höher.

Sicherheitsbehörden in der Pflicht

Das ist ein riesiges Thema, dem man sich widmen muss. Intensiver und selbstkritischer als bisher. Zunächst aber haben die Sicherheitsbehörden für Sicherheit der jüdischen Bürger und Einrichtungen zu sorgen. Denn es gibt keine wie auch immer "begründete" Rechtfertigung für Judenhass und daher hier auch keinen "Platz" dafür. (Hans Rauscher, 1.11.2023)