Österreichs Frauenfußballteam hat innerhalb von vier Tagen das portugiesische Nationalteam zweimal mit 2:1 geschlagen. Diesmal auswärts und diesmal ohne Startschwierigkeiten in der ersten Spielhälfte. Eine packende Partie, bei der schließlich die Österreicherinnen knapp die Oberhand behielten. Nun ist der Klassenerhalt in der Nations League absolut in Griffweite.

Porträt von Irene Fuhrmann
Teamchefin Irene Fuhrmann fand die richtige Taktik, ihre Mitspielerinnen glänzten mit schnellem Umschaltspiel und Effizienz.
tschuttiheft.li/Judith Strieder

Obwohl nur in einer 6.000-Zuseher:innen-Arena in Póvoa de Varzim nördlich von Porto angesetzt, wurde durch die Kompaktheit des Stadions von der österreichischen Teamführung trotzdem ein Hexenkessel erwartet. Doch ein sogenanntes atlantisches Sauwetter – Wind und Regen prasselte auf die Spieler:innen und Zuseher:innen (ohne Stadiondach) nieder – hielt offenbar viele Menschen davon ab, ihre Karten zu nutzen. Trotz der widrigen Witterungsverhältnisse entwickelte sich ein ansehnliches Spiel. Von Beginn an war klar, dass die Österreicherinnen aus der ersten Partie am Freitag gelernt hatten und von der ersten Minute an hellwach waren. Bereits in der 13. Minute wurde Zadrazil im Strafraum freigespielt, knallte den Ball aber an die Latte.

Die Heimmannschaft machte natürlich das Spiel und beeindruckte – wie schon am Freitag in Altach – mit Ballsicherheit und hohem technischem Vermögen. Die Österreicherinnen jedoch ließen in der Verteidigung wenig zu und kamen mit hohem Pressing und schnellem Umschaltspiel zu den besseren Tormöglichkeiten. Allein in der fünfminütigen Nachspielzeit der ersten Spielhälfte hätte unser Team bei etwas mehr Konzentration im Abschluss zwei Tore erzielen können.

Die magischen Minuten der Partie

In der zweiten Halbzeit änderte sich an der Charakteristik des Spieles wenig, außer dass die Heimischen vielleicht noch eine Spur mehr drückten. Doch dann kamen die magischen vier Minuten der Partie. In der 72. Minute spritzte Marina Georgieva wieder einmal an der Mittellinie in einen Angriff der Portugiesinnen, schüttelte mit zwei schnellen Schritten die Gegnerinnen ab und spielte einen genialen Steilpass durch die Mitte auf die eingewechselte Viktoria Pinther, die mit einem Flachschuss ins linke Eck Patricia Sousa im Tor der Heimischen keine Chance ließ und damit die österreichische Führung besorgte.

Die Euphorie über den Führungstreffer hatte sich noch nicht gelegt, als sich die österreichische Abwehr durch einen einzigen Steilpass aufreißen ließ und Ana Carpeta den Ball vor der herauseilenden Manuela Zinsberger erreichte, die hilflos außerhalb des Strafraums attackierende Torfrau umkurvte und ins leere Tor zum Ausgleich einschob. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Zinsberger den Ball hätte erreichen können, wäre sie durchgelaufen. So bremste sie ab und versuchte im Stile einer Abwehrspielerin zu attackieren, was ganz offensichtlich nicht zu ihren Kernkompetenzen zählt. Von einer Torhüterin, die in der Premier League spielt, kann man sich in brenzligen Situationen dann doch mehr Coolness und Abgeklärtheit erwarten.

Der Fehler rächte sich diesmal nicht, bereits eine Minute später schlugen die Österreicherinnen erneut zu. Einen weiten Pass von Marie-Therese Höbinger erlief Eileen Campell und zog von halblinks auf das Tor zu. Im Stile einer großen Goalgetterin wartete sie auf die Reaktion der Torfrau und knallte ihr dann den Ball unhaltbar ins kurze Eck. Die restliche Zeit überließ man dann wieder den Portugiesinnen das Spiel, ohne aber wirklich in Gefahr zu geraten, den Ausgleich hinnehmen zu müssen.

Spielerinnen freuen sich
Die Freude des österreichischen Teams war nach Ende des Spiels entsprechend groß.
EPA/FERNANDO VELUDO

Der erste Platz in Reichweite

Am Ende standen die Punkte 5, 6 und 7. Nach vier Spielen und durch das überraschende Heimremis von Frankreich gegen Norwegen hat Österreichs Frauenfußballteam sogar noch die theoretische Möglichkeit auf den ersten Platz in der Gruppe und damit auf die Olympiaqualifikation. Dazu wäre allerdings zuerst einmal ein deutlicher Auswärtssieg gegen Frankreich am 1. Dezember notwendig. Den zweiten Platz und damit den Klassenerhalt hat man aber definitiv in der eigenen Hand. (Gerald Simon, 2.11.2023)