Eigentlich sei er "sehr optimistisch", dass die KPÖ 2024 in den Nationalrat einziehe, sagt Tobias Schweiger zu seiner am Samstag bekanntgegebenen Kandidatur als Spitzenkandidat. Eigentlich. Denn tatsächlich wisse er, "was in einem Politjahr alles passieren kann". So würde etwa eine von neuen Kriegen ausgelöste Flüchtlingsbewegung "verändern, wie Leute hier wählen", sagt er. Klar sei aber: "Wir werden uns immer für alle, deren soziale Lage nicht gesichert ist, einsetzen, egal ob ihr Aufenthaltsstatus gesichert ist."

Der KPÖ-Spitzenkandidat für die Nationalratswahl 2024, Tobias Schweiger (33) 
Der KPÖ-Spitzenkandidat für die Nationalratswahl 2024, Tobias Schweiger (33)
ABD0020_20231104 - GRAZ - ÖSTERREICH: Die Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl Bettina Prochaska (KPÖ /links) und Tobias Schweiger (KPÖ Bundessprecher) während eines Pressegesprächs anlässlich der bevorstehenden Nationalratswahl am Samstag, 04. November 2023, im Volkshaus in Graz. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
APA/ERWIN SCHERIAU

Antirassismus und Soziales wurden ihm wohl schon in die sprichwörtliche Wiege gelegt. Schweiger wurde 1990 in Graz geboren. Sein Vater, Herbert Nichols-Schweiger, leitete 40 Jahre lang die SPÖ-nahe Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik und war Sekretär und Kulturbeamter der SPÖ-Landesräte Christoph Klauser und Kurt Flecker. Seine Mutter, eine Lehrerin, war in der Flüchtlingshilfe engagiert.

Schweiger ist zwar wie auch der Salzburger Landtagsklubchef Kay-Michael Dankl in Graz geboren, wo die KPÖ am erfolgreichsten ist und nun auch Schweigers Kandidatur unterstützt. Er verließ Graz aber schon mit Anfang 20, studierte in Wien und Bremen Politikwissenschaft und Philosophie. Politisch war er, ebenfalls wie Dankl, lange bei den Jungen Grünen aktiv und gehörte zu jener Generation, die 2017 im Streit mit der damaligen Grünen-Chefin Eva Glawischnig aus der Partei flog. Schweiger gründete die Jungen Linken mit und landete schließlich bei der KPÖ, wo er seit 2021 gemeinsam mit Günther Hopfgartner Teil der Bundesparteidoppelspitze ist.

Auch wenn er durch seine Biografie scheinbar das Zeug zum Parade-Bobo hätte, ist Schweiger ein überzeugter Linker. Die KPÖ müsse auch im Bund zu einer "im Alltag nützlichen Partei" werden, sagt er. Er koordiniert "nach Grazer Vorbild" die Wohn- und Sozialberatung der Partei und scheint keine Berührungsängste gegenüber sozial Bedürftigen zu haben.

Privat lebt Schweiger in einer Beziehung – mit seiner Freundin und den Katzen Amira und Pandora. Er koche und lese gerne, "auch wenn das eh jeder in seinem Tinder-Profil stehen hat", scherzt Schweiger. Beim Kochen beginne für ihn "der Spaß erst bei richtig vielen Leuten, die ich bekochen kann". Neben Theater liebe er das Tischlern. "Ich habe schon einige unserer Parteilokale renoviert", erzählt er, "bis jetzt sind alle meine Regale und Einbauten stabil." (Colette M. Schmidt, 5.11.2023)