An der Drohung von FPÖ-Oberösterreich-Obmann Manfred Haimbuchner: "Unter einem freiheitlichen Kanzler Kickl werden so einige wieder das Benehmen lernen: vom Journalisten bis zum Islamisten" überrascht zum einen die Auswahl der von ihr Betroffenen: Journalisten und Islamisten. Zwei Gruppen, zwischen denen es in Österreich ähnlich viele Überschneidungen geben dürfte wie zwischen "gescheite, anständige Bürger" und "FPÖ-Politiker".

Die FPÖ droht Medien, Landesobmann Manfred Haimbuchner will Journalisten "Benehmen" lehren.
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Zum anderen ist unklar, was mit "Unter einem freiheitlichen Kanzler Kickl" gemeint ist. Ein künftiges Untertanenverhältnis der freien Presse gegenüber Kickl? Oder will Haimbuchner andeuten, dass selbst mit Kickl noch nicht der absolute Tiefpunkt erreicht ist und es noch was unter ihm gibt?

Strukturierte Vorgehensweise

Weiters stellt sich die Frage, welches Benehmen die FPÖ von Journalisten einfordert. FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker meinte unlängst in einem Profil-Interview, dass FPÖ-TV objektive Berichterstattung mache. Kein Manieren-Problem sieht er auch bei den rechtsextremen Desinformationsportalen Info-Direkt oder AUF 1. In einem Vortrag bei der AfD erklärte er, bei ihnen sei man nicht wie "bei klassischen Medien auf Journalisten angewiesen", stattdessen gäbe es "strukturierte Vorgehensweise. Wir haben regelmäßige Treffen mit den Chefredakteuren dieser Medien und Plattformen, das ist institutionalisiert. Das heißt, man versucht sich wirklich gegenseitig zu helfen."

Zum richtigen Benehmen gehört also Hilfsbereitschaft gegenüber der FPÖ. Wie diese in der Praxis ausschaut, verrät der Info direkt-Leiter Michael Scharfmüller. Für ihn haben rechte Publizisten, die "mehr mit Angst arbeiten"´, einen Mehrwert für die gesamte Szene der Alternativmedien, denn "wenn die das schlau machen, können wir auch davon profitieren. Wenn die jetzt die ganzen UFO-Leute einfangen und Echsenmenschen und sie darauf hinweisen, dass vielleicht tatsächliche Probleme wie der Bevölkerungsaustausch vorhanden sind, dann kann es sein, dass wir den ein oder anderen zu unseren Medien herüberbringen."

Botschaft an Journalisten

Die Botschaft an Journalisten, die sich künftig richtig benehmen wollen, lautet also: Anstatt sich mit Fragen wie "Wie viel haben Funktionäre der Grazer FPÖ gestohlen?" oder "Warum wurden die an der Aufklärung des Skandals arbeitenden Funktionäre von Herbert Kickl aus der Partei ausgeschlossen?" zu beschäftigen, sollten sie lieber nach landenden Ufos oder die Übernahme der Weltherrschaft vorbereitenden Echsenmenschen Ausschau halten.

Keinesfalls sollte man sich aber darüber lustig machen, denn das wäre ganz falsches Benehmen, zumindest laut Christian Hafenecker: "Wenn ich mich jetzt im Parlament kritisch mit dem Klimawandel auseinandersetze, wird das Video womöglich auf Youtube gesperrt. Und im ORF komme ich damit nur in Willkommen Österreich vor. Darüber muss man übrigens reden, ob Satire wirklich alles darf."

Ist das Zeigen einer Hafenecker-Rede, die offenbar so durchgeknallt ist, dass sogar Youtube sie löschen würde, ein Beispiel für Satire, die zu weit geht? Nicht nur Satiriker, auch Journalisten müssen sich nun fragen, ob das nicht grundsätzlich für das Zitieren von FPÖ-Politikern gilt. (Florian Scheuba, 9.11.2023)