Sag-Aftra Drescher
Das Verhandlungsteam der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA hat ganze Arbeit geleistet: Vorne rechts im Bild sind SAG-AFTRA-Präsidentin Fran Drescher und der Chefverhandler Duncan Crabtree-Ireland.
AFP/CHRIS DELMAS

Die Streiks sind vorbei. Am Mittwoch kam es zu einer Einigung in letzter Minute zwischen der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA und der Produzentenvereinigung AMPTP. Mit Donnerstag wurde der 118 Tage dauernde Streik der Hollywoodschauspieler für beendet erklärt. Das Erstaunliche an der plötzlichen Einigung in der zweiten Verhandlungsrunde ist, dass SAG-AFTRA erst am Montag auf X (vormals Twitter) verkündet hatte, es gebe im "letzten, besten und finalen" Angebot der Produktionsstudios, darunter Netflix, Disney, Warner Bros., noch immer Themen, über die sich die Parteien nicht einig seien. Doch hinter der Meldung ließ sich bereits die Ungeduld einiger Betroffener ablesen.

Vielleicht war es das Hufescharren der Mitglieder oder der Druck der Studios: Vielleicht war es tatsächlich das beste Angebot, und das Verhandlungskomitee konnte bis Mittwoch noch einige Punkte zu seinen Gunsten verändern. Die Details des Vertrags werden erst am Freitag, nachdem ihn der nationale Gewerkschaftsvorstand genehmigt hat, offengelegt. Sicher ist: Der Streik geht in die Geschichte Hollywoods ein, und er wird von SAG-AFTRA als großer Erfolg verbucht.

Historischer Erfolg

Dies aus mehreren Gründen: Es war nicht nur der längste Streik der US-Schauspielgewerkschaft, die trotzdem Stärke und Einheit ausstrahlte, es handelte sich außerdem über eine lange Strecke um einen Doppelstreik mit den Drehbuchautoren und -autorinnen, die im September zu einer Einigung kamen. Schließlich ging es um ein Thema, das die Zukunft in vielen Arbeitsfeldern bestimmt: den Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI). Laut dem Branchenmedium Variety inkludiert der für drei Jahre gültige Vertrag diesbezüglich eine Sicherheit. Anzunehmen ist jedenfalls, dass sich Studios nun nicht, wie geplant, die uneingeschränkten Rechte an einem digitalen Scan von Hintergrunddarstellern sichern können – zum geringen Preis von einem Tag Arbeit.

Eben das zu verhindern war eines der zentralen Anliegen der wortgewaltigen Verhandlungsführerin Fran Drescher, die während der zähen Verhandlungsphasen mit ihrer Verachtung für die "gierigen, größenwahnsinnigen" Studiobosse nicht hinter dem Berg hielt, die aktuelle Vereinbarung nun aber als "wegweisend" bezeichnet.

Neben der KI-Regelung enthält diese auch eine historische Steigerung der Mindestlöhne um sieben Prozent – das entspricht zwei Prozent mehr als die Erhöhung, die die Drehbuchgewerkschaft erhalten hat. Des Weiteren können die Schauspieler und Schauspielerinnen mit einer "Streaming-Beteiligungsprämie" rechnen, ebenso mit einer Erhöhung der Gesundheits- und Pensionsbeiträge.

Drehbuchautor und Regisseur Joe Russo bringt die Stimmung auf den Punkt.

Mehr als eine Milliarde Dollar soll der Vertrag laut dem SAG-AFTRA-Komitee wert sein, das einstimmig dafürgestimmt hat. Ein historischer Erfolg, auch für die nächste Verhandlung 2026. Die Freude der Schauspieler und Schauspielerinnen, die nun wieder arbeiten können, ist jedenfalls immens. (Valerie Dirk, 9.11.2023)